Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2374 - Der Trojaner

Titel: 2374 - Der Trojaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Lachen schreckte ihn auf.
    „Wir müssen weiter!" Shallowain torkelte ihm entgegen. Verkrampft umklammerte er seinen Strahler. „Willst du hier warten, Scout ...? Du lebst nicht gern?"
    Hearn blickte den Kralasenen an, als habe er einen Geist vor sich. Er versuchte es, aber ein „Danke" wollte nicht über seine Lippen kommen. Shallowain erwartete das wohl auch nicht. Wortlos ging er davon, eine schwankende, stolze Gestalt, mit weit ausgreifenden Schritten, die eine enorme Kraftanstrengung kosten mussten.
    Die Frau, die zusammengekrümmt am Fuß der Rampe lag, beachtete Shallowain nicht.
    Sie lebte noch, schien aber keine Schmerzen zu spüren. Ein Strahlschuss hatte sie übel zugerichtet, aber zugleich ihre Blutbahnen verschorft. Hearn ging neben ihr in die Knie und strich mit der Hand über ihre Stirn. „Es wird alles gut, Hoga ..."
    Er brachte das kaum über die Lippen, aber sie schien ihn zu verstehen. Ihre Augen lächelten.
    In der nächsten Sekunde war sie tot.
    Das war einer der Momente, in denen Alvaro Hearn das Leben verfluchte. So wie damals, als er dem TLD den Rücken kehrte. Nun hatte ihn die Vergangenheit eingeholt.
    Er folgte Shallowain und fühlte sich dabei, als hätte die Strangeness ihn ebenfalls erwischt. Seine Gedanken klärten sich nur langsam.
    Er rannte.
    Als er den Transmitter erreichte, entmaterialisierten soeben zwei Personen innerhalb des Käfigs. Nur Shallowain war noch da.
    Schwer atmend zerrte der Kralasene den Käfig auf und stolperte hinein. Einen Moment lang sah es so aus, als wolle er allein den Transmittersprung einleiten, dann wich er doch ein Stück weit zurück.
    Als sich der Käfig hinter ihnen beiden schloss, schaute der Major noch einmal zurück. In demselben Sekundenbruchteil, als er mehrere Mor'Daer vor dem Trojaner zu sehen glaubte, wurde er mit Shallowain entmaterialisiert... ... und der Entzerrungsschmerz der Wiederverstofflichung ließ ihn taumeln.
    Den Sendetransmitter gab es da schon nicht mehr. Mit dem letzten Transport war dessen Selbstvernichtung ausgelöst worden. Und die Desintegratorbomben zündeten ebenfalls in diesem Moment. Sie würden von dem TRAI-Versorger und dem Prototyp des Carapol-Strukturbrenners nur etwas Staub zurücklassen.
    Alles sah so aus, als hätten sie es geschafft.
     
    EPILOG
     
    Es gab keine Sonne mehr, keine Sterne.
    Dunkelheit erfüllte die grauen Nebelwände des Quaders, spärlich ausgeleuchtet von den Scheinwerfern der Stadt. Doch das Licht reichte nicht weit.
    Niemand konnte dem Nebel entrinnen.
    Viele in Shulukai hatten bereits diese Erfahrung gemacht. Wie ein Lauffeuer sprach sich herum, dass es keinen Ausweg gab.
    Shulukai reichte weit in die Tiefe des Planeten hinab, über Hunderte von Kilometern erstreckten sich Tunnelsysteme, Wartungsgänge und Notfall-Reservoire. Von den subplanetaren, teilweise aufgelassenen Schächten uralter Röhrenbahnen ganz zu schweigen. Das alles war nichts mehr wert, weil der Nebel tief in den Boden eingedrungen war und alle Wege versperrte. „Wir werden uns damit abfinden müssen", argwöhnte Ashtai. „Unsere Welt ist klein geworden. Und verdammt eng."
    „Aber wir leben noch", bemerkte der Analytiker Angut. „Ist das nichts?"
    Ein Flackern ließ sie aufschauen. Wenige weiterhin aktive Holos zeigten die Nebelwände, als müssten die vier Ortungsspezialisten von TQT-10 sich auf diese Weise selbst quälen.
    Der Nebel schien zu brodeln. Innerhalb weniger Sekunden riss eine erste Fläche auf und verwirbelte, als wolle ein jäher Sturm die Barriere aufbrechen.
    Ashtai schüttelte den Kopf, massierte sich mit zwei Fingern die Nasenwurzel.
    Das Bild hatte Bestand.
    Auch die anderen Hologramme zeigten mittlerweile ähnliche Vorgänge. Die Wände des künftigen Kabinetts rissen auf... ... zeigten Zerfallserscheinungen... ... und erloschen schließlich von innen heraus, als würde ein hauchdünnes Stück Folie unter Hitzeeinwirkung verschmoren.
    Die ersten Sonnenstrahlen fielen in das Dunkel der Stadt, huschten über die Fassaden hinweg, entrissen Straßen und Plätze der Finsternis. „Das geschieht nicht von selbst", stellte Garba da Miondal bebend fest. „Irgendjemand hat in das Geschehen eingegriffen."
    „Vielleicht der Imperator", vermutete Iton.
    Ashtai nickte lächelnd. „Hat wirklich einer von uns geglaubt, der Höchstedle würde sein Volk und Arkon jemals im Stich lassen?"
     
    ENDE

Weitere Kostenlose Bücher