2376 - Tolle Tage in Terrania
Verwirrten mehr aufgefallen, die vor ESCHER warnten.
Vielleicht ging der Spuk ja von selbst zu Ende, und die ganze Sache schlief allmählich ein. Dann würden Hajmos Konten zwar trotzdem ziemlich geleert sein, aber das konnte er verschmerzen.
Solange nichts Schlimmeres passierte ...
Später hatten sie es sich auf dem Balkon gemütlich gemacht, stilgerecht mit einer Flasche marsianischen Champagners. Dass Sparks das Getränk „Nuttendiesel" nannte, tat der romantischen Stimmung keinen Abbruch.
Hajmo fühlte sich erstmals seit langer Zeit entspannt, unbeschwert, zuversichtlich.
Millimeter um Millimeter rückten sie näher zusammen. Er legte behutsam den Arm um Da'intas Schultern.
Und dann, als die riesige Holo-Uhr am Firmament über Terrania gerade auf 23:54 sprang, neigten sich ihre Köpfe einander zu, ganz vorsichtig, fast zögerlich, bis sich ihre Lippen berührten.
*
„Zeit für gute Vorsätze", raunte Hajmo ihr ins Ohr. „Oder der richtige Moment, mit einer Maxime zu brechen", gab sie ebenso gehaucht zurück. „Beispielsweise die, Berufliches und Privates strikt zu trennen."
Sie küssten sich erneut, leidenschaftlicher, verlangender. Sparks spürte, wie ihr die Kontrolle entglitt.
Hölle, dachte sie, und wenn schon. Was soll's. Ein hartes Jahr ist vorüber; das neue fängt ganz gut an. Du bist einer großen Sache auf der Spur, altes Mädchen.
Da hast du dir eine kleine, schnuckelige Belohnung verdient.
Sie nahm ihn an der Hand, zog ihn ins Schlafzimmer und aufs Bett. Begann, ihm das Hemd aufzuknöpfen. „Aber genau um Mitternacht spielen die Swoofonics den Donauwalzer!", wehrte er sich zum Schein. „Nie wieder halblustige Swoon-Geschichten!", leistete sie nun doch einen Schwur.
Lachend fielen sie übereinander her.
*
Sie steckte ihm etwas in den Mund.
Eine Kapsel. Die Hülle schmeckte scharfminzig. „Was ist das?"
„Was Gutes. Ganz unschädlich. Schluck's einfach runter."
„Wieso ..."
„Erhöht den Genuss, klar? Intensiviert die haptische Wahrnehmung. Kommt gut, wirst sehen."
Er setzte sich auf, lümmelte sich auf den Ellbogen. „Pur genüge ich dir nicht?"
„Schätzchen, zick jetzt nicht rum. Bei der Ekstase ein bisschen nachzuhelfen ist die natürlichste Sache der Welt. Und wenn ich alle heiligen Zeiten einmal mit einem Mann schlafe, will ich so viel wie möglich davon haben."
„Moment." Er griff sich in den Mund und holte die Kapsel heraus. Sie schimmerte violett. „Wo hast du das überhaupt her?
Doch nicht etwa ..."
„Aus der Skorpionsburg, ja. Aber das hat mit Deon nicht das Geringste zu tun, ehrlich. Hundert Prozent organisch."
„Was auch fürs Folgogon-Gift „Mit Deon oder anderen harten Drogen ließe ich mich nie und nimmer ein. Glaubst du, ich spinne? Hältst du mich für verrückt?"
Er musterte sie, während er überlegte.
Ganz sicher war er sich nicht.
Aber er wollte den Zauber nicht zerstören.
Nicht in der letzten Minute des Jahres. „Von mir aus nimm du das Zeug, wenn du unbedingt willst. Meine Männlichkeit wird's verkraften."
„An der ist nichts auszusetzen", schnurrte Da'inta, die Funken sprühenden Augen demonstrativ auf seine Leibesmitte senkend. „Nur, so geht das nicht. Wir müssen das Mittelchen beide nehmen, sonst sind wir total asynchron, verstehst du? Und ich hab meines schon eingeworfen."
Sie zwinkerte neckisch. „Dir bleibt leider keine Wahl, mein Bester."
Draußen steigerte sich der Lärm ins Unermessliche. Bunte Blitze flackerten durchs Zimmer.
Hajmo spürte, wie zwischen ihm und der Frau, die er liebte, etwas zerbrach. Er glaubte, die gezackte Bruchlinie förmlich vor sich zu sehen. „Ich habe", sagte er rau, „bei allen deinen Torheiten mitgemacht. Bis jetzt, bis hierher. Aber irgendwo muss eine Grenze sein. Du kannst mich nicht nach Belieben manipulieren, als besäße ich keinen eigenen Willen. Das ist nicht bloß respektlos, sondern Menschen verachtend.
Tut mir leid, Sparks. - Ich danke dir für den schönen Abend."
Er stand auf, suchte seine Kleidung zusammen, stakste ins Arbeitszimmer und ließ sich, Tränen in den Augen, auf das verdammte Sofa fallen
6.
Zuwachs im Aquarium
4. Januar 1346 NGZ
Er wusste weder, wer er war noch wo, noch wie an diesen Ort gekommen. Bloß, dass er hier nicht verweilen durfte.
Aber er war zu schwach, um wegzugehen.
Keine Kraft, kein Gefühl in den alten Beinen. Nur mit großer Mühe hielt er sich bei Bewusstsein und so weit aufrecht, dass er nicht vom Gehwegrand
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