2376 - Tolle Tage in Terrania
NGZ
„Du machst Witze." Sparks war sich dessen bewusst, dass sie Hajmo mit heruntergeklappter Kinnlade anstarrte.
Der Kerl, der mit ihr im Bett gelegen und unverrichteter Dinge wieder daraus geflohen war, schmunzelte überlegen. „Ich habe hie und da an der Waringer-Akademie zu tun, ja?"
„Weiter." Er genoss es sichtlich, ausnahmsweise die Oberhand zu haben.
Dieser Rollentausch gefiel ihr gar nicht. „Wo ich aufgrund dessen auskunftsberechtigt bin. Und wo Alan-Bari beschäftigt war."
„Weiter."
In seinen türkisen Augen loderte ein ihr wohlbekanntes Jagdfieber. „Bis zum achtundzwanzigsten Dezember des Vorjahres. Da ist er nämlich verstorben.
Laut Eintrag in der Einwohnerregistratur von Terrania durch Einwirkung einer Krankheit, die als >Zentrumspest-B< bezeichnet wird."
Ihr fiel ein Stein vom Herzen. „Eine Fälschung."
„Denke doch. Schließlich habe ich ihn vor kaum einer Stunde in der Uni-Klinik deponiert, in Obhut einer guten Bekannten.
Nicht unbedingt putzmunter, aber jedenfalls lebendig."
Hajmo erzählte, was vorgefallen war.
Nachdem er sich ausgiebig seines Einfallsreichtums gerühmt hatte, befand Sparks es für geboten, ihn wieder zurechtzustutzen. Und noch eins draufzulegen. „Ich habe da etwas, das du dir ansehen solltest."
*
Sie betätigte einen der unzähligen Schalter an dem bizarren technischen Konstrukt, das mittlerweile einen erklecklichen Teil von Hajmos Schlafzimmer einnahm. „Das sind Aufzeichnungen der Spezialkamera, die dankenswerterweise von dir finanziert wurde", sagte sie. „Hä? Welche ..."
„Sie stand ebenfalls auf der Wunschliste, die ich dem Sachbearbeiter vorgelegt habe.
Während du damit beschäftigt warst, tätowierte Titten anzugieren."
In der Lasterhöhle, erinnerte sich Hajmo, peinlich betroffen. Im Kugeldom, unter den Schutthalden von Altai. „Und?" Vorwärtsverteidigung. Das hatte er von ihr gelernt. „Einmal noch >Und?<, und ich knalle dir eine. - Schaue und staune. Das war vor nicht einmal einer halben Stunde."
Der Holoschirm zeigte das ESCHER-Gebäude, äußerlich verwaist wie eh und je.
Dann aber geschah es.
Im ersten Moment neigte Hajmo dazu, an eine Sinnestäuschung zu glauben. Oder eine Fehlaufzeichnung. Übersteuerung, statische Entladungen oder ... „Das war's schon. - Noch mal?", fragte Sparks. „Bitte." Er beugte sich weiter vor. Konnte es möglich sein?
Die Aufnahme lief erneut. Da war der graue Turm. Ringsum die erleuchtete Skyline der Thora Road. Und, sich in der Lichterflut kaum abhebend, nur durch die hochauflösende Optik der Spezialkamera sichtbar gemacht, ... ... ein Regen matt sprühender Bällchen.
Millimetergroß, wenn er die Ausmaße der Erscheinung richtig umrechnete. Die Funken fügten sich zu einem maximal einen halben Zentimeter durchmessenden Ball, der in die Wandung des ESCHER-Gebäudes eindrang und darin verschwand.
Hajmo wollte seinen Augen nicht trauen.
Gleichwohl erkannte er das Phänomen wieder. „Genau so sieht im Großen der Nukleus der Monochrom-Mutanten aus!", stieß er hervor.
Er war selbst auf Galapagos gewesen, als begleitender Mentor seines Schülers Marc London. „Und im Kleinen die Kollektor-Körner der TERRANOVA-Tankstellen."
„Korrekt. Ich fasse zusammen. Wir haben", Da'inta zählte an ihren Fingern ab, „eine Einrichtung namens ESCHER, von der keine offizielle Stelle auch nur gehört haben will. - Weggetretene Typen, die an diversen möglichen und unmöglichen Orten auftauchen und nachdrücklich vor ESCHER warnen. - Einen davon, der am Meldeamt als dahingeschieden geführt wird, obwohl er durch Atlan Village taumelt: - Angeblich verschollene oder weit weg befindliche Spitzenforscher, die sich an der Thora Road herumtreiben. - Zwei ehemalige TLD-Agenten ..."
„Das ist noch nicht nachgewiesen", warf Hajmo ein, lahm, krächzend. Seine Kehle fühlte sich ausgedörrt an. Ihm war heiß, Schweiß trat aus allen Poren. Er schnappte nach Luft, gierig wie ein Ertrinkender. „Jedoch sehr wahrscheinlich. - Sowie diese Aufzeichnung als Indiz dafür, dass der Nukleus, nichts weniger als die Ultralightversion einer Superintelligenz, ebenfalls involviert ist."
Er brachte kein Wort heraus, vermochte nur fassungslos den Kopf zu schütteln. Bis zu diesem Zeitpunkt, erkannte er, hatte er insgeheim immer noch gehofft, dass sich alle Ungereimtheiten aufklären und in Wohlgefallen auflösen würden. Dass Sparks in journalistischem Übereifer aus mehr oder minder zufälligen Koinzidenzen eine
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