2379 - ESCHERS Liste
Geschäfte später hatte sie es endlich geschafft. Das Chronometer an ihrem Armband zeigte kurz nach zehn. „Ab nach Hause!"
Sie nahm die Schnellbahn, wunderte sich, dass es auf Höhe der Monggon Avenue eine Umleitung gab, die sie in die Nähe des Campus brachte. Als sie ausstieg, sah sie die Hauptgebäude der Universität vor sich. „Eigentlich könnte ich in meinem Büro übernachten", dachte sie laut nach. Sie wollte den Roboter schon allein nach Hause schicken, überlegte es sich aber dann anders. Auf einem Gleitband ließ sie sich bis zum Ostufer des Ruoshi-Sees tragen, wo sie wie viele andere Wissenschaftler und Professoren ihre Wochentags-Bleibe hatte. Eigentlich brauchte sie keinen Bungalow, das Zimmer mit Dusche hinter ihrem Büro hätte ausgereicht für die wenige Privatsphäre, die sie sich zugestand. Aber die Universität stellte ihren gehobenen Mitarbeitern diese Unterkünfte zur Verfügung, also hatte sie damals zugestimmt. „Soll ich vorauseilen und mich um das Abendessen kümmern?", erkundigte sich der Roboter. „Nicht nötig." Sie machte ein paar Eingaben an ihrem Armband. Der Servo im Haus öffnete den Backofen, legte ihre heiß geliebte, vakuverschweißte „BluesÜberraschungs-Frischespezialität" ein und startete den Backvorgang. „Ich darf nicht vergessen, mein Tageslog zu diktieren. Am besten erledige ich das sofort."
Sie schaltete eine abgeschirmte Verbindung zur Positronik im Bungalow. „21. Januar 1346 NGZ. Die Zusammenarbeit mit den Studenten aus dem ganzen Solsystem erweist sich als ausgesprochen fruchtbar. Wir erzielen erste Fortschritte. Ich schätze, in zwei, drei - Monaten sind wir so weit. Dann haben wir die Grundlagen für die erste .philosophische Fundamentalkritik des TRAITOR-Konzepts im Vergleich zur Philosophie des Dekalogs und den Rudimentärdaten des Vishna-Effekts. Der Gedanke beflügelt uns, und wir erhalten Unterstützung seitens des Bre-Tsinga-Instituts. Log-Ende!"
Vier Minuten Fußweg brachten sie zu ihrem Bungalow. Das flache Gebäude besaß vier Wohnungen und einen Korridor, der von der Haustür bis zum Ausgang auf die Gemeinschaftsterrasse führte. Marlinda öffnete die Tür. LaoTse blieb draußen stehen, aber das fiel ihr zunächst gar nicht auf. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die beiden Männer, die im Flur warteten.
Sie grüßte kurz, die beiden grüßten zurück.
Marlinda Cais-Zumba öffnete ihre Wohnung und trat ein. Sie achtete darauf, dass sich die Tür hinter ihr richtig schloss.
Die beiden Kerle kamen ihr merkwürdig vor. Als Philosophin verstand sie auch etwas von Psychologie und hatte einen Instinkt für ungewöhnliche Menschen entwickelt. Die beiden gehörten zu dieser Sorte. Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie nicht das waren, wofür sie sich ausgaben. Ihr äußeres Erscheinungsbild täuschte.
Marlinda ging in die Küche. Der Ofen war dunkel. Sie öffnete die Tür und spähte hinein. Es lag keine FrischeÜberraschungsspezialität darin. „Servo, was ist los? Wo bleibt das Blues-Mahl?"
„Du hast mir mitgeteilt, dass du sie doch nicht brauchst."
Die Sechzigjährige dachte angestrengt nach. „Nein, das kann nicht sein.
Augenblick, ich sehe im Protokoll nach."
„Nicht nötig", sagte eine leise Stimme hinter ihr. Erschrocken fuhr sie herum. Da standen die beiden Typen aus dem Flur. „Wie kommt ihr herein? Das ..."
Sie ging rasch an ihnen vorbei ins Wohnzimmer. Die Wohnungstür war zu, ebenso die Tür zur Terrasse. Marlinda raufte sich die Haare. „Was wird hier gespielt?"
„Wir wollen nicht lange stören", sagte der Hochgewachsene. Er stellte sich als Pal Astuin und seinen kurzen Begleiter als Merlin Myhr vor. „Wir kommen im Auftrag von ESCHER."
„Escher?" Vage erinnerte sie sich, dass es ein Projekt gleichen Namens gab, in einem Gebäude an der Thora Road, Luftlinie nur ein paar Kilometer entfernt.
Marlindas Blicke schienen sich an den beiden Gestalten festzusaugen. Die seltsamen Besucher faszinierten sie auf schwer zu beschreibende Weise. „ESCHER hat dich als Prozessor vorgesehen. Wir sollen dich zu ihm bringen."
„Einverstanden. Dann war es ganz gut, dass ihr meine Anweisung an den Servo rückgängig gemacht habt."
Die beiden deuteten eine galante Verbeugung an, eine angenehme Geste, die ihr die beiden sofort sympathisch machte. „Ich hole mir schnell eine Jacke. Es wird kalt draußen."
„Nicht nötig", erklärte der Besucher namens Myhr. „Wir bewegen uns nur kurz im Freien."
„Soll mir recht
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