2379 - ESCHERS Liste
benachbarte Projektorstationen ausfielen, war der Schirm zumindest in diesem Sektor geliefert. Die Lücke würde rasch auf ein paar Lichtminuten anwachsen, genug, um die ganze Flotte wie einen Tsunami in das Sonnensystem schwappen zu lassen.
Bloß nicht hinsehen! Aber es musste. Es gehörte zu seinen Aufgaben.
Erleichtert atmete er durch, als das Bild auf dem Schirm wechselte. Es zeigte das Stadion der Sterne in Terrania, eine der bekanntesten TANKSTELLEN der Hauptstadt. Die Ränge waren wie immer in diesen Monaten voll besetzt. 300.000 Globisten passten in die Arena.
Die Organisatoren und Betreuer taten etwas, das ihnen ganz und gar nicht passte, und machten sich entsprechend Luft. Aber sie waren durch eine Anordnung von oben gebunden. Sie unterbrachen die Konzentration der Globisten und forderten sie auf, ihre Tätigkeit für eine Weile einzustellen, sich aber für die Fortsetzung bereitzuhalten. „Das ist das endgültige Aus für Terra", hörte Feizendahl Glessinger sagen. „Wenn die Globisten nicht mehr arbeiten, dann ist der Nukleus am Ende."
Der letzte Halbsatz elektrisierte Henner Feizendahl. Es lag am Nukleus, aber das durfte niemand erfahren. Panik wäre ausgebrochen, denn die meisten Menschen im Solsystem hatten ihr Schicksal an die Existenz des Nukleus gebunden. Ohne ihn, das wusste inzwischen der letzte Einsiedler in seiner Höhle, hätte Terra zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr existiert.
Wenn der Nukleus jetzt aufgeben musste oder auch nur einen Schwächeanfall hatte, dann erlebten sie gerade einen Heimatalarm, wie er schlimmer nicht sein konnte. Das Makabre daran war, niemand löste ihn aus. Er wurde mit Absicht unterdrückt. „Es gibt also noch ein Fünkchen Hoffnung", stellte der Ortungsspezialist fest. „Bloß für wie lange?"
TRAITOR schien nach eineinhalb Jahren vergeblichem Anrennen keine Geduld mehr aufzubringen. Alle Traitanks eröffneten gleichzeitig das Feuer auf den Schirm. Um das Solsystem herum bildete sich innerhalb weniger Augenblicke ein leuchtender Vorhang aus Energie.
Zunächst besaß er eine gelbe Farbe, die sich nach und nach aufhellte und in ein grelles Weiß überging.
Henner Feizendahl funkte an die Hauptleitzentrale: „Sagt uns, wann es zu Ende geht."
Wieder war es nicht Treschkow, sondern Oberst Latkin persönlich, der den Anruf entgegennahm und sich über eine Bildsprechverbindung meldete. „Nach zehn Minuten ist alles vorbei, das hat Rhodan uns bestätigt", antwortete er zweideutig. „Ich hoffe, ihr könnt damit leben."
„Nicht nur das, Kommandant!"
Sie konnten auch damit sterben. Der Gedanke, dass es sich um die letzten zehn Minuten ihres Lebens handelte, rückte immer deutlicher in ihr Bewusstsein.
Die Positroniken meldeten erste parareale Resonanz-Phänomene. Auf dem gewöhnlich blauweiß glitzernden Kristallschirm bildeten sich erste dunkle Stellen, die an Millionen Kilometer lange, gezackte und verästelte Blitze erinnerten.
Pechschwarze Schatten zuckten über die Oberfläche des Schirms. Zwei Minuten später klafften an mehreren Stellen düsterrote Trichter mit einer Länge von ein paar 100.000 Kilometern auf, die wie Tunnel ins Nirgendwo aussahen.
Alle diese Phänomene hatten sie bei früherem Beschuss so und ähnlich. erlebt.
Durch einen solchen Tunnel waren die Einsatzteams der Strangeness-Scouts in einen fremden Raum vorgestoßen und hatten von dort einen Teil der SEOSAMH ins Solsystem gebracht, die Heimstatt von Sieben Mächtigen aus grauer Vorzeit eines anderen Universums.
Konnten diese Mächtigen vielleicht helfen? Oder trugen sie die Schuld an den aktuellen Vorgängen?
Henner Feizendahl konnte sich vieles vorstellen, sogar einen Verrat durch die Fremden. Nur eines, das blieb ihm absolut unverständlich. Fünfzehn Milliarden Terraner im Solsystem sahen den Vorgängen am Kristallschirm tatenlos zu.
Die Medien berichteten nicht einmal darüber. Die Übertragung aus dem Stadion der Sterne war offensichtlich nur flottenintern ausgestrahlt worden. „In der Solaren Residenz müssen sie alle verrückt geworden sein", sagte einer der Techniker aus der gegenüberliegenden Abteilung, der plötzlich bei ihnen unter der Tür stand. „Ich befürchte es auch", antwortete Feizendahl. „Aber noch greift NATHAN nicht ein. Wir haben also eine Chance."
„Wer weiß. Vielleicht geht das alles von NATHAN aus, und sie verlassen sich auf Terra blind auf ihn."
Wie zur Untermauerung seiner Worte nahmen die Phänomene am TERRANOVA-Schirm zu. Die
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