2379 - ESCHERS Liste
brummte etwas und verschwand in einer der Funkerkabinen. „Sagt mal", hörten sie ihn von drinnen sagen, „ist euch bekannt, was da läuft? Ich sehe gerade, unsere Tender machen ihre Waffen scharf."
„Ohne Alarm? Das kann nicht sein."
Feizendahl vergaß sein Problem. Er rannte hinüber in die Ortungszentrale des Tenders, aktivierte durch Zuruf alle Geräte und schaltete den Flottenfunk ein. „Was ist los, Hauptleitzentrale? Wieso erhalten wir keine Informationen?"
„Treschkow hier. Es gibt sie nicht. Die Solare Residenz hat Anweisung erteilt, keinen Alarm auszulösen. Die Traitoristas sollen nichts merken."
„Ich brauche wenigstens einen ungefähren Zeitplan." Henner war jetzt ganz in seinem Element. Vergessen waren die Tage des Trübsalblasens. „Eine halbe Stunde etwa, bis sie sich wieder melden."
Es knackte in der Leitung, Treschkow hatte die Verbindung unterbrochen. „Wir sitzen hier am falschen Ende der Leitung", erklang Merrimans Stimme von der Tür her. „He, was ist das?"
Am Hauptkontrollpult fing das rote Warnlicht an zu blinken. Feizendahl reagierte blitzartig. „An alle! Wir haben stillen Alarm. In die Kampfanzüge! Vollzugsmeldungen in zwei Minuten!"
„Jetzt fühlst du dich aber wohl, was?" Das war Glessinger. „Das kannst du laut sagen."
Er nahm ihn beim Wort und brüllte es in die Funkanlage, dass Henner Feizendahl sich die Ohren zuhalten musste. „Schluss jetzt. Achtet auf Durchsagen und Anzeigen für den Fall, dass wir den Bordfunk nicht benutzen dürfen."
Irgendetwas kam auf sie zu. Vielleicht wussten sie es auf Terra selbst noch nicht.
Oder sie waren darauf angewiesen, dass TRAITOR erst spät merkte, was los war.
Langeweile machte Henner Feizendahl kribbelig. Die aktuelle Situation passte zu ihm. Er blieb die Ruhe selbst, schaltete Ortungskonferenzen, holte alle Steuerpositroniken der Taster aus dem Sleepmodus, tauschte mit den Kollegen im weiten Rund des Tenders Vermutungen aus. Immer wieder warf er den Kollegen in der Ortungszentrale missbilligende Blicke zu, weil sie nervös in ihren Sesseln herumrutschten. „Es besteht kein Grund zur Aufregung", sagte er. „Auf Terra wissen sie, was sie tun."
„Bist du dir da ganz sicher?"
Feizendahl starrte auf den Bildschirm, der sich selbsttätig erhellte. Er zeigte Hinweise und Informationen zum TERRANOVA-Schirm. Dann folgten Einzelheiten zu den Projektorstationen, bei deren Anblick es den Ortungsspezialisten fast aus den Stiefeln katapultierte. Er war kein Techniker und erst recht kein Waffenspezialist. Aber wie alle in den LORETTA-Tendern hatte er eine intensive Schulung mitgemacht, um zu erfahren, worum es ging. Im Notfall war jeder Insasse eines Tenders in der Lage, durch Eingaben in die Positroniksysteme die Projektorstationen so zu steuern, das der Schirm stabil blieb. Solche Maßnahmen zeigten ihre Wirkung etwa bei unvorhergesehenen Seuchen, wenn sich nur noch ein geringer Prozentsatz der Besatzung auf den Beinen halten konnte. „Treschkow!", brüllte er in das Mikrofonfeld. „Wenn wir das so umsetzen, werden wir zu einer Schwachstelle im Schirm."
„Schon klar, Mann. Es sind identische Daten an alle 96 Tender gegangen. Wir halten gerade Rücksprache mit der Solaren Residenz."
Feizendahl raufte sich die silbernen Haarsträhnen auf schwarzem Grund.
Waren jetzt alle verrückt geworden? Oder hatte die Terminale Kolonne zugeschlagen, womit auch immer?
An Treschkows Stelle meldete sich Oberst Latkin, der Kommandant von LORETTA-15. „Soldatinnen, Soldaten, wir stehen am Beginn einer äußerst diffizilen Testphase.
Unsere Techniker und Ingenieure werden in den kommenden Stunden Höchstleistungen vollbringen müssen. Die Daten müssen exakt so, wie wir sie erhalten haben, umgesetzt werden. Jede Abweichung kann zum Zusammenbruch des TERRANOVA-Schirms führen. Jeder, der meint, gute Gründe für eine Eigenmächtigkeit zu haben, gefährdet die Existenz der Menschheit. Also reißt euch zusammen. Ich wiederhole, die Daten sind exakt berechnet und müssen ebenso exakt umgesetzt werden. Wer eigenmächtig handelt, wird sieh vor einem Militärgericht verantworten müssen."
Henner Feizendahl schüttelte nur den Kopf. Nach einer Weile schaute er sich um, sah in wachsbleiche oder dunkelrote Gesichter. „Ihr habt es gehört. In der Solaren Residenz wissen sie, was sie tun.
An diesen Grashalm müssen wir uns in Gottes Namen klammern."
Und wenn es schiefging? Wenn ein Einziger die Nerven verlor oder mehrere in verschiedenen
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