238 - Herz aus Eis
standen. Sie waren besetzt. Agat’ol zählte die Körper, die unter weißen Tüchern verborgen lagen: Es waren sechs. Der Größe und Form nach konnte es sich um Hydriten handeln.
Kor’nak!, schoss es Agat’ol durch den Kopf. Kor’nak und seine Rotte! Sie müssen diesen Barbaren in die Hände gefallen sein…
Die Frau mit der goldenen Brille folgte seinen Blicken. »Du weißt, was da drunter ist, was?« Sie ging zu einer der Liegen und riss das weiße Tuch zurück. Darunter, kam das Gesicht der blauschuppigen Mag’uz zum Vorschein. Ihre Haut war bleich, wirkte wie konserviert. Sie musste schon länger tot sein.
Agat’ol gab ein wütendes Zischen von sich.
Die Frau zog sich einen zweiten Stuhl heran und setzte sich verkehrt herum darauf. »Kannst du mich verstehen?«, fragte sie langsam.
Agat’ol dachte nicht daran zu antworten. Die Frau zog ein kleines Gerät aus der Tasche ihres weißen Kittels. Agat’ol beäugte es misstrauisch. So etwas hatte er doch erst vor kurzem gesehen. Aber wo?
»Wenn du mich verstehen kannst, Fischkerl, dann nick mit deinem Kopf.« Sie hob das Gerät und warf den Soldaten einen kurzen Blick zu. Sie traten noch näher an Agat’ols Stuhl heran. »Ich kann dir Schmerzen zufügen. Große Schmerzen. Wenn du redest, höre ich damit auf. Alles was du tun musst, ist zu nicken.«
Agat’ol starrte auf das Gerät. Ihm fiel wieder ein, wo er schon eines erblickt hatte: draußen bei den Hunden. Ein Soldat hatte einen Schalter betätigt und die Hunde waren winselnd zurück in die Luke gekrochen.
Er stieß ein zorniges Zischen aus und sprang vor. Die Soldaten hielten ihn zurück und drückten ihn auf den Stuhl. Gleichzeitig nahmen die Mar’oskrieger in seinem Kopf die Arbeit wieder auf und hämmerten gewaltvoll mit unsichtbaren Dreizacken auf sein Gehirn ein. Agat’ol zischte und klackte und wand sich auf dem Stuhl. Es soll aufhören! Der Schmerz soll aufhören!
Er kämpfte gegen den Impuls an, mit dem Kopf zu nicken, und endlich ließen die Schmerzen nach. Sein zitternder Körper kam langsam zur Ruhe.
»Der versteht uns auch nicht«, meinte einer der Soldaten. »So wie die anderen.«
Die Frau senkte enttäuscht das Gerät. »Aber wenigstens ist uns der hier nicht während der OP weggestorben. Ich frage mich, was bei den anderen schief gelaufen ist.« Sie sah zu Mag’uz und den anderen Leichen unter den Tüchern hinüber und seufzte unglücklich. »Ihre Gehirne sind denen der Menschen in Teilabschnitten sehr ähnlich, trotzdem scheinen sie sich in einigen Funktionen gravierend zu unterscheiden.«
»Und was machen wir jetzt mit ihm?«, fragte der mondgesichtige Soldat links neben Agat’ol. »Sollen wir ihn erschießen und entsorgen?«
Agat’ol lief es heiß und kalt den Rücken hinunter. Offensichtlich befand er sich in der Hand von Verrückten! Wozu hatte man ihn operiert, wenn man ihn danach töten wollte?
»Natürlich nicht«, meinte die Frau in Weiß jedoch entrüstet. »Wir lassen ihn frei.«
Fast hätte Agat’ol verblüfft aufgestöhnt; er beherrschte sich im letzten Moment und hielt auch seine Mimik im Zaum.
Dem Soldaten fiel jedoch der Unterkiefer herab. »Freilassen?«, fragte er ungläubig.
Die Frau winkte ab. »Natürlich nicht wirklich! Strengen Sie mal Ihr Oberstübchen an, Desmond. Wir testen den eingepflanzten Chip. Vielleicht sind noch andere von diesen Dingern da draußen. Also ermöglichen wir ihm die Flucht und sehen, wohin der Mutant dann geht. Über den Chip in seinem Kopf können wir seinen Weg jederzeit verfolgen. Und wenn er sich mit seinen Leuten trifft, schlagen wir zu!«
Agat’ol nahm all seine Kraft zusammen. Er musste das Bedienungsgerät in den Händen der Frau zerstören! Dieses kleine Gerät, mit dem sie ihm unsägliche Schmerzen bereiten konnte!
Mit einem verzweifelten Sprung katapultierte er sich aus dem Stuhl, der krachend nach hinten flog. Die Soldaten reagierten zu langsam. Doch noch ehe der Hydrit die Frau in Weiß erreichte, zwang ihn plötzlich aufflammender Schmerz auf die Knie. Er schlug schwer zu Boden und gurgelte in Agonie.
Die Frau mit der goldenen Brille sah ihn kühl an. »Netter Versuch. Diese Mutanten sind ausgesprochen interessant. Ihre Reflexe sind einzigartig. Und sie sind intelligent, ansonsten hätte er nicht die Bedeutung der Fernbedienung erkannt. Noch ein Grund mehr, ihn am Leben zu lassen. Werft ihn in die Röhren und verfolgt jeden seiner Schritte.«
»Sehr wohl, Ma’am!«
Die Soldaten packten Agat’ol und
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