238 - Herz aus Eis
verriegelt.«
Crow horchte auf. »Die unteren zwei Stockwerke?«
»Geheime Ebenen. Besondere Sicherungsmaßnahmen. Außerdem gibt es ein Archiv in Ebene 3, das ebenfalls verschlossen ist. Ich konnte hierfür zwar die Codes ermitteln, aber man benötigt zusätzliche eine Magnetkarte, um die Türen zu öffnen.«
General Crow nahm den Zettel an sich. An erster Stelle stand der Zugangscode zur Station. Er war achtstellig und ermöglichte ihm freien Aus- und Eingang. »Wenigstens etwas. Zeichne mir einen Plan der Station, Cleopatra.«
»Wie du willst, Daddy.«
Crow sah sich nachdenklich in dem kargen Raum um. Verschlossene Stockwerke. Ein geheimes Archiv. Vielleicht gaben sich die Briten nur unwissend und hüteten dort ihre Geheimnisse.
Ein Plan begann in seinem Kopf Gestalt anzunehmen. Erst einmal musste er eine dieser Magnetkarten an sich bringen – und er wusste auch schon, wie.
»Sollen wir alles für die Abreise vorbereiten, Daddy?«
»Nein.« Crow schüttelte den Kopf. »Ich schlafe jetzt erst mal, und morgen sehen wir weiter. Einen zusätzlichen Tag werde ich in diesem Irrenhaus noch aushalten können.«
***
New Halley, Ebene 5
Langsam wurde das Bild vor Agat’ols lidlosen Augen schärfer. Eine weiße Fläche. Es musste die getünchte Decke eines Raumes sein. Sein Kopf schmerzte. Er versuchte sich zu erinnern. Wo war er? Was war geschehen?
Er lag auf dem Rücken. Vorsichtig setzte er sich auf. Sofort wurde ihm schwindelig und übel. Wütende Mar’oskrieger schienen mit ihren Dreizacken auf seinen Kopf einzuhämmern. Mar’oskrieger, dachte er träge. Mar’oskrieger…
Waren sie es gewesen, die ihm das angetan hatten? Schmerzte sein Kopf, weil Kor’nak sich über das Blut der Drachen an ihm rächte?
Der Hydrit erkannte die metallene Tür der kargen Zelle, und in etwa einem Meter siebzig Höhe ein vergittertes Fensterchen.
Ich bin in einem Gefängnis! Es kann nichts mit den Mar’oskriegern zu tun haben…
Die Mar’osianer hätten ihn bestenfalls in eine Höhle verschleppt, aber nicht in einen Raum wie diesen. Was war geschehen? Gedankenblitze durchzuckten ihn: Soldaten… Hunde… der Warlynne!
Es hatte einen Angriff gegeben und sie hatten ihn in einen Sack gesteckt. Irgendwann hatte er das Bewusstsein verloren. War er in den Räumen unter der Luke? War das eine Station, von Menschen erbaut?
Agat’ol klackte Mitleid erregend vor sich hin. Wenn er sich nur klarer erinnern könnte!
Vorsichtig hob er die Flossenhand und berührte seine Schläfe. Er zuckte heftig zurück. Heißer Schmerz durchfuhr ihn. Wunden! Ich habe Wunden am Kopf! Zitternd betastete er die Wundränder. Sie waren kreisförmig und gingen wie ein Kranz einmal um seinen ganzen Schädel herum. Er spürte den harten Faden, mit dem seine Schuppenhaut wieder zusammengenäht worden war, und begriff: Sie hatten ihm einen Teil der Schädeldecke abgenommen und irgendetwas mit ihm gemacht! Die Erkenntnis ließ ihn würgen.
Der Fischmensch übergab sich. Giftgelbe Flüssigkeit breitete sich übel riechend auf dem glatten Boden aus. Von draußen hörte er Schritte und Stimmen.
»Er ist aufgewacht.« Die Stimme eines Mannes. Er sprach Englisch.
»Das sehe ich auch«, antwortete die ungnädige Stimme einer Frau. »Schließen Sie auf!«
Agat’ol zog sich zitternd auf der Pritsche zurück, bis sein Rücken die kalte Wand berührte. Er hob die Knie an und umschlang die Unterschenkel mit den Armen. Sie hatten ihm seine Sachen genommen! Er war nackt. Seine Waffen waren fort. Ebenso das Funkgerät, das ihm Arthur Crow gegeben hatte. Hilflos sah er sich nach einem Gegenstand um, mit dem er sich verteidigen konnte. Aber bis auf die Pritsche, auf der er saß, war die weiße Zelle leer.
Die Tür aus Stahl öffnete sich geräuschvoll und Agat’ol wurde von zwei uniformierten Männern auf die Füße gezerrt. Der Fischmensch war zu schwach, um sich zu wehren. Er wurde durch einen Gang in einen hell erleuchteten Raum geschleppt. Vor ihnen ging eine zierliche Lungenatmerin im weißen Kittel.
Was haben diese Landkriecher mit mir gemacht? Was haben sie mir angetan? Er blickte die kleine Frau mit den hellblonden Locken feindselig an.
»Schafft ihn hier rüber«, ordnete sie an. Sie zogen Agat’ol auf einen breiten Stuhl. Der Fischmensch sank schlotternd darauf. Noch immer war ihm übel, und er hatte das Gefühl, vollkommen leer zu sein. Ausgebrannt. Sein Blick irrlichterte durch den Raum. Ein weißgetünchter Saal, in dem mehrere Liegen auf Rollen
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