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238 - Herz aus Eis

238 - Herz aus Eis

Titel: 238 - Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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zerrten ihn zu einer Öffnung im Boden, in die sie ihn fallen ließen. Der Hydrit stürzte in alte Decken und weißen Stoff. Der Schmerz in seinem Gehirn nahm zu und für eine Weile war alles dunkel. Einen gnädigen Moment lang wurde die Realität ausgelöscht.
    ***
    New Halley, Ebene 1
    Diazepam, im zwanzigsten Jahrhundert auch als Valium bekannt, war die Hoffnung von General Arthur Crow. Es war ihm eine besondere Freude, das Mittel, mit dem er bereits seinen verstorbenen Adjutanten Hagenau in einen sanften Schlaf geschickt hatte, bei der Frühstücks-Teatime an Jonathan Mills auszuprobieren.
    Crow und die Warlynnes saßen mit Mills allein im grünen Salon. Alle anderen hatten bereits vor einer Stunde gefrühstückt, und nicht alle Bewohner von New Halley besaßen das Recht, sich im grünen Salon aufzuhalten. Er war für die Führungsspitze reserviert.
    Crow nutzte einen Moment, in dem Penthesilea Mills ablenkte, um sich mit dem Diazepam-Fläschchen über dessen Teetasse zu beugen und eine ausreichende Dosis hineinzukippen.
    »Haben Sie sich schon entschieden, ob Sie hier in unserer Station bleiben möchten, werter Mister Crow? Ihr Wissen über die Welt da draußen interessiert uns sehr, und außerdem ist es bald zu spät, nicht wahr?« Mills griff mit einem Lächeln nach der Porzellantasse. Crow hielt den Atem an, als er einen großen Schluck nahm. Vom Beigeschmack schien er nichts zu bemerken. Das war bei dem strengen Aroma des Tees kein Wunder.
    »Zu spät?«, fragte Crow. »Wie darf ich das verstehen?«
    »Nun, ich meine«, erklärte Mills und sah mit einem begehrlichen Blick zu den goldhaarigen Warlynnes, »der Winter steht vor der Tür. Bald kommen die ersten Stürme. Dann ist es ausgeschlossen, mit einem Schiff die Passage hinüber zum Kontinent zu schaffen. Wenn es Stürme gibt, ist selbst der südlichste Zipfel Meerakas so weit entfernt wie der Nordpol.« Mills lachte bellend über seinen eigenen Witz. »Und dann die Seemonster. Im Winter sind sie noch gefährlicher, weil ihnen die Nahrung knapp wird.«
    »Sie haben sicher recht, Mills.«
    »Vor allem können Sie unmöglich Ihre entzückenden Töchter einer solchen Gefahr aussetzen.« Das Lachen von Mills wirkte wie das Meckern eines alten Ziegenbocks. »Wir stellen Ihnen gern… dauerhafte Quartiere hier in der Station zur Verfügung, dann haben sie es…«, er gähnte verhalten, »… warm und gemütlich.«
    Crow lächelte. »Ich werde über Ihr freundliches Angebot nachdenken.« Er sah interessiert zu, wie der Erste Sekretär immer ruhiger wurde.
    »Ich glaube, ich muss mich entschuldigen« , murmelte der weißhaarige Brite schließlich. »Ich fühle mich ein wenig matt…«
    »Vielleicht sollten Sie es sich für ein kleines Nickerchen auf der Couch gemütlich machen«, schlug Crow vor. Er griff nach einer kleinen Handglocke auf dem niedrigen Teetisch und klingelte. Florenza erschien sofort.
    Crow lächelte sie freundlich an. »Der Erste Sekretär möchte sich gern ein wenig ausruhen. Sorgen Sie doch bitte dafür, Florenza, dass ihn für die nächsten zwei Stunden niemand stört, ja?«
    »Wie Sie wünschen, Sir.« Constanza machte einen Knicks und räumte die leeren Teetassen auf das silberne Tablett.
    Mills hatte Schlagseite. Er hing auf seiner Couch wie ein erschöpfter Boxer in den Seilen.
    »Lea«, meinte Crow beiläufig. »Sei so gut und zieh dem guten Mills die Schuhe aus. Ich denke, er könnte eine wohltuende Fußmassage vertragen.«
    »O ja«, seufzte Mills. »Das wäre vortrefflich.«
    Penthesilea tat, wie ihr geheißen, und hob seine Füße auf die grüne Couch. Mills sank mit dem Oberkörper zurück. Sekunden später schnarchte er selig vor sich hin.
    Crow trat zu ihm und durchsuchte mit flinken Fingern seine Taschen. Es dauerte nicht lange, da hatte er die Magnetkarte zum Öffnen der versperrten Stockwerke gefunden. Ihm war klar gewesen, dass der Erste Sekretär freien Zugang zu allen Räumen der Station haben musste.
    »Okay«, sagte Arthur Crow. »Damit wäre der Weg frei. Ihr könnt auf euer Zimmer gehen. Versucht Billy zu erreichen und Neuigkeiten über Agat’ols Verbleib zu erfahren. Danach schaltet ihr auf Stand-by, um euch zu regenerieren, bis ich euch rufe.«
    »Wie du willst, Daddy«, meinten beide Warlynnes wie aus einem Mund.
    Crows nickte ihnen noch einmal zu, dann machte er sich auf den Weg zum zwei Stockwerke tiefer liegenden Archiv. Seine Hand umklammerte die Magnetkarte und den Zettel mit den Codes.
    In seinen langen Jahren

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