2385 - Im Mesoport-Netz
Ewigkeit, glaubte er, dass es endgültig war.
*
Das Dröhnen in Alexims Schädel war real.
Es war so wirklich wie die Schmerzen im ganzen Leib und die Stille, die ihn umfing und doch flüsterte. Es waren Stimmen, so fern wie die weitesten Galaxien, das Ende des Raums bis er begriff, dass es nur seine eigenen, heimatlosen Gedanken waren.
Er wollte nichts mehr sehen und hören. Er wollte nur schlafen, tief im Schoß der Götter.
Doch Taggilla und seine Geschwister, so schien es, hatten andere Pläne mit ihm.
Alexim kam zu sich. Er erlaubte seinen Sinnen, um sich zu tasten. Es gab wieder Licht, er konnte sehen. Schemen zuerst, dann Dinge und Gestalten. Der Keller des Gemeindehauses mit dem Dorf-Wissenden und den anderen technischen Geräten, die noch schwiegen. Und der Dorfminster und die anderen Telomon, die geblieben waren.
Jemand redete los. Die Stimme verriet Unglauben. Alexim begann wieder zu denken und zu fühlen. Und was in ihm aufstieg, war jäher Triumph, ein langer Schrei des Willens.
Es war wie eine neue Geburt. Aller Ballast, alle Trübsal der letzten Tage, Wochen und Monate schien von ihm abzufallen. Er schnappte nach Luft, gierig und noch immer voller Unglauben.
Was war geschehen? Mit ihm, mit der Welt? Mit Orellana, mit der Domäne?
Plötzlich redeten sie alle. Die Telomon schrien durcheinander und lagen sich in den Armen. Sie wussten nichts, aber sie begriffen, dass sie lebten und wie durch ein Wunder gerettet waren.
Die Stimme des Wissenden verbreitete wieder Daten. Sie hörten sich konfus an.
Der Händler stand auf, zum ersten Mal seit Tagen der Apathie. Wie betäubt bahnte er sich seinen Weg aus dem Raum, schritt auf schwachen Beinen die Stufen der Treppe hinauf und wankte aus der Hütte.
Der Telomon trat ins Licht und sah auf zum Himmel. Immer noch peinigten ihn die Schmerzen und rauschte sein Blut im Schädel, aber er stand und fiel nicht um. Er atmete und sah ... sah den Himmel und die Sonne, wie er sie kannte.
Nichts schien sich geändert zu haben. Er konnte es nicht glauben.
Die Hyperschlünde, der Superschlund, das fünfdimensionale Feld und die Dunkelheit - war das alles nur ein Traum gewesen?
Oder träumte er jetzt und dies war doch das Jenseits, das Reich Taggillas?
Es konnte nicht sein. Er roch die vertrauten Düfte der Pflanzen und hörte die Stimmen des Waldes. Die Vögel und anderen Tiere.
Alles war da, alles lebte.
Alexim ging wie in Trance zu der Weide, auf der die Kamhalox gestanden hatten.
Jetzt lagen sie teilweise auf der Seite, doch einige standen schon wieder auf. Er fand Morris und ging zu ihm. Das Tier erkannte ihn und ließ sich anfassen, aber er spürte seine tiefe Unsicherheit.
Die Tiere wirkten geradezu verstört - vielleicht weil sie auch ohne Ortergeräte die Katastrophe gespürt hätten?
Welche Katastrophe? Alexim lebte. Hinter ihm tauchten die anderen Telomon auf.
Der Dorfminster sagte, dass es keine Toten gegeben habe, ebenso wenig Zerstörungen.
Alles schien so zu sein wie früher.
Alexim sagte nichts, sondern nickte nur und drückte sich eng an den einzigen Freund, den er hatte. Er verstand nichts.
Vielleicht würde er es irgendwann können, aber wichtig war doch, dass er jetzt am Leben war.
Taggilla und die anderen Götter wollten also nicht, dass es „zu Ende" war. Es sollte weitergehen, sein Leben.
Alexim Afateh war bereit, die neue und so unverhoffte Herausforderung anzunehmen.
Die Götter stellten die Weichen, nicht ein kleiner Händler wie en Er konnte nur versuchen, das alles zu verstehen und einen Sinn zu finden
3.
Alexim Afateh: Mitte 1332 NGZ
Alexim Afateh reiste erneut durch das Mesoport-Netz, wie er damals als Kind mit seinem Vater gereist war, später als heranwachsender Lehrling und dann lange Jahre als erfolgreicher Händler. Ihm war bewusst, dass er am Ende einer gewesen war, der seine Wurzeln verloren hatte und oftmals von Angst beherrscht wurde.
Alexim reiste von Dorf zu Dorf, von Planet zu Planet. Mittlerweile tat er dies in „höchst offiziellem" Auftrag.
Der Sternhaufen Orellana und seine Bewohner hatten die Katastrophe größtenteils überstanden. Sie lebten, sowohl die Telomon als auch die anderen Völker, und die Sterne standen noch alle am Himmel. Das Leben der Telomon normalisierte sich rasch, jedenfalls in den meisten Kolonien. Die Nullschirm-Kombos und alles andere waren intakt, die Sonne strahlte weiterhin stabil, und die Natur wuchs neuen Sommern und Wintern entgegen.
Schon wenige
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