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24 kurze Albträume (German Edition)

24 kurze Albträume (German Edition)

Titel: 24 kurze Albträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Schleheck , Oliver Henzler , Michael Rapp , Bernhard Giersche
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der Sitz leer. Frank hech­te­te hin­ter das War­te­häus­chen und übergab sich. Dann knie­te er keu­chend ne­ben sei­nem Er­bro­che­nem. Ei­gen­ar­ti­ger­wei­se fühl­te er sich trotz des säu­er­li­chen Ge­ruchs einen kur­z­en Mo­ment lang ge­bor­gen.
    Eine Frau woll­te ihm hel­fen, doch er lehn­te ab und sag­te, dass es ihm wie­der gut gin­ge. Sie gab sich da­mit zufrie­den und lief wei­ter, nicht ohne den Kopf zu schüt­teln.
     Er sah noch ein­mal hin­über zu der an­de­ren Hal­tes­tel­le, doch da war na­tür­lich nie­mand mehr.  
    Frank fühl­te sich mi­se­ra­bel. Durch sei­nen An­fall hat­te er den Jun­gen nicht war­nen kön­nen, ihm sa­gen kön­nen, pass auf, da pas­siert gleich was. Mach ir­gend­was an­ders als sonst, dann geht der eine Mo­ment viel­leicht vor­über, ohne dass et­was ge­schieht. So blieb ihm nur die Ge­wiss­heit, dass er ver­sagt hat­te. Mit hän­gen­den Schul­tern mach­te er sich auf den Heim­weg. 
    War er wirk­lich et­was Be­son­de­res, hat­te er den drit­ten Blick oder wie das hieß? Er wuss­te nur, dass es ihn fer­tig mach­te. Mit so ei­ner Gabe woll­te er nicht wei­ter le­ben.
    Seit dem Tod sei­ner Schwes­ter bei die­sem furcht­ba­ren Haus­brand fühl­te er sich leer und al­lein­ge­las­sen. Auch wenn sie weit aus­ein­an­der ge­wohnt hat­ten, so hat­ten sie viel mit­ein­an­der te­le­fo­niert und sich auch oft bei den El­tern-Be­su­chen ge­se­hen. Er ver­miss­te sie. Er hat­te nie die Chan­ce ge­habt, mit ihr über sei­ne Se­her-Er­leb­nis­se zu re­den. Sie hät­te ihm ge­hol­fen, da war er si­cher. Nun aber muss­te er selbst da­mit fer­tig wer­den.
    Erst das Rei­fen­quiet­schen und die Hupe ris­sen ihn jäh aus sei­nem Trott. Er konn­te sich ge­ra­de noch am rol­len­den Kas­ten­wa­gen ab­sto­ßen. Er fiel, als wür­den ihn Hän­de tra­gen. Sei­ne Lan­dung war weich, ob­wohl er mit dem Kopf auf den Bür­gers­teig schlug. Be­nom­men rap­pel­te er sich hoch und be­fühl­te die Beu­le am Hin­ter­kopf. Ir­gend­wo klap­per­te eine Tür und ein Mann ze­ter­te. Ver­wirrt muss­te Frank sich erst ein­mal ori­en­tie­ren. Was war das eben ge­we­sen? Hat­te ihn je­mand um­armt? Hat­te sich ab­so­lut echt an­ge­fühlt. Ge­nau­so wie die Beu­le, die mäch­tig weh tat.
    Er muss­te weg hier, muss­te nach­den­ken. Da war et­was. Ir­gen­det­was stimm­te nicht, oder doch?
    Er wink­te ent­schul­di­gend mit den Ar­men und ging ein­fach wei­ter. Soll­ten sie doch den­ken, was sie woll­ten.
    Eine selt­sa­me Re­gung aus Hoff­nung und Ver­zweif­lung hat­te sich sei­ner be­mäch­tigt. Was wa­ren das für Mo­men­te, in de­nen er mein­te, nicht al­lei­ne zu sein! Kurz nach dem Er­eig­nis heu­te und ge­ra­de das mit dem Bei­na­he­un­fall. Star­ke Mo­men­te. Wa­ren sei­ne Vi­sio­nen mög­li­cher­wei­se Re­flek­tio­nen oder der Nach­hall von et­was An­de­rem? Von an­de­ren Ge­fühlen? Was, wenn …?
    Frank be­schleu­nig­te sei­ne Schrit­te. Er muss­te es her­aus­fin­den. Nur wie? Wie konn­te er eine der­art star­ke Emo­ti­on aus­lö­sen, da­mit das ge­lang?
    Er er­in­ner­te sich, dass der Fluss in die­sem Teil der Stadt nicht so breit war und da­her schnel­ler ström­te. Ja, das war gut. Glück­li­cher­wei­se war nie­mand in der Nähe, als er sich auf das stei­ner­ne Ge­län­der stell­te. Tief un­ter ihm rausch­te der Fluss. Die Angst ließ ihn ver­kramp­fen, Trä­nen sei­nen Blick ver­schwim­men. Er sprang.
    Und fühl­te. Sie.
    »Was auch im­mer dich treibt, tu es nicht. Bit­te. Lass den Mann am Le­ben. Ich lie­be Dich und weiß nicht, ob ...«
    Die Flu­ten schlu­gen über ihm zu­sam­men, doch eine war­me Hand schi­en ihn auf­zu­fan­gen. Vor sei­nem geis­ti­gem Auge sah Frank sei­ne Schwes­ter, die ihm trau­rig zu­nick­te.
    Er war glück­lich. Al­les wür­de gut wer­den.
    Sie leb­te.
     
     

Iris Weit­kamp
     
    Teu­fels­sonn­tag
     
    »Ach Ber­ti, so ein herr­li­cher Tag. Wol­len wir nicht heu­te Nach­mit­tag einen schö­nen Spa­zier­gang ma­chen?«
    »Mmh«, brumm­te Po­li­zei­kom­missar Her­bert Red­lich hin­ter sei­ner Zei­tung her­vor. Ein dienst­frei­er und hof­fent­lich er­eig­nis­lo­ser Sonn­tag lag vor, ein Sta­pel ver­nach­läs­sig­ter

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