24 kurze Albträume (German Edition)
Zeitungen neben ihm. Von beidem würde er sich nicht widerstandslos trennen. Er blickte prüfend aus dem Panoramafenster in den Himmel. »Das gibt heut noch was.« Zum Glück, dachte er und widmete sich wieder seiner Lektüre.
Ein Mann und eine Frau in mittlerem Alter und Wanderschuhen stapften durch den tiefen Sand der Nemitzer Heide.
»Ach, ist das schön hier. Diese Ruhe! Und kein Mensch weit und breit!«, seufzte sie hingerissen.
Er dachte praktischer. »Ja, ganz ideal. Aber das wird nicht mehr lange so bleiben. Schau dir diese Wolken an. Wir beeilen uns besser.«
»Nur keine Hektik«, kicherte sie, »Du wirst schon auf deine Kosten kommen.«
Hinter einer Wegbiegung fanden sie eine geeignete Stelle. Während er den Rucksack von seinen Schultern gleiten ließ und mit dem Auspacken begann, knöpfte sie ihre Bluse auf.
In Johannsens Reitstall sattelte eine hübsche junge Frau ihr Pferd. Der Stallbesitzer schüttelte den Kopf. »Du willst doch wohl jetzt nicht mehr ausreiten? Da braut sich ganz schön was zusammen.«
»Ach, das schockt mich nicht. Mit der richtigen Kleidung ist das doch halb so wild. Charcoal braucht Bewegung.« Hanna saß auf und lächelte spöttisch auf ihn hinunter. »Ich bin ja nicht so ein Weichei wie Du.«
Missbilligend sah Johannsen ihnen nach. Eigensinnige Hexe. Irgendwann würde sie für ihren unbekümmerten Leichtsinn bezahlen.
Redlich ließ sich von seiner Frau Kaffee nachschenken, dankte ihr und raschelte zufrieden mit seiner Zeitung.
»Du hattest Recht, Berti. Es bezieht sich schon«, meinte sie. »Gut, dass wir jetzt nicht draußen in der Heide sind.«
»Na siehst du, wir haben es hier doch ganz gemütlich«, antwortete Redlich. »Möchtest du den Lokalteil?«
Vor dem Anstieg zum Teufelsloch parierte Hanna ihr Pferd durch. Sie hatten eine ordentliche Strecke im flotten Trab zurückgelegt, und der temperamentvolle Vollblüter war noch lange nicht müde. Doch er ging den unebenen Pfad gehorsam im Schritt weiter, setzte trittsicher seine Hufe zwischen Baumwurzeln und Steine. Oben angekommen rammte er plötzlich die Beine in den Boden.
»Was hast du denn? Los weiter, du kennst doch den Weg.«
Das Tier bewegte sich nicht von der Stelle. Seine Muskeln vibrierten vor Anspannung. Im Wald neben dem Teufelsloch knackten Zweige. Und was war das für ein Geräusch? Hufschläge eines anderen Pferdes? Hanna folgte der Blickrichtung ihres Tieres und erstarrte ebenfalls. Am anderen Ende der Sandkuhle lag eine nackte Frau. Bei diesem Wetter? Noch schien die Sonne, aber es zog bereits ein unangenehmer Wind auf und schob düstere Wolken heran. Hanna kniff die Augen zusammen. Kein Zweifel, da drüben lag eine weibliche Person, Arme und Beine in merkwürdiger Haltung, und rührte sich nicht.
Das Pferd sog geräuschvoll die Luft ein und stieß sie mit lautem Schnaufen wieder aus. Da bemerkte Hanna den schwarz gekleideten Mann, der einige Schritte neben der Nackten stand und auf sie heruntersah, einen metallisch glänzenden Gegenstand in der rechten Hand. Eine Pistole - fuhr es Hanna durch den Kopf. Die Frau war tot! Und dieser Kerl da hatte sie erschossen. Beim Schnauben des Pferdes zuckte der Mörder zusammen und drehte sich um.
Mürrisch legte Kommissar Redlich den Telefonhörer auf und warf seine Zeitung auf den Tisch. »Ich muss los. Beim Teufelsloch soll eine weibliche Leiche liegen.« Er seufzte. Es war schon sinnvoll, ihn vorzuschicken. Die Kollegen würden fast eine Stunde bis in diese Einöde brauchen, während er quasi nebenan wohnte. Aber Teufel nochmal, hätte die Dame nicht an einem anderen Tag sterben können? Redlich war bereits an der Tür, als das Telefon erneut klingelte.
»Herbert, noch was«, rief seine Frau, »ein Ehepaar aus Hamburg hat soeben einen Reiter ohne Kopf
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