Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
24 kurze Albträume (German Edition)

24 kurze Albträume (German Edition)

Titel: 24 kurze Albträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Schleheck , Oliver Henzler , Michael Rapp , Bernhard Giersche
Vom Netzwerk:
ver­stüm­melt, ver­brannt in ei­ner Ecke und war­te­ten auf das Be­gräb­nis im Müll­ei­mer. Da­bei schi­en sie nichts ge­gen Pup­pen zu ha­ben, denn zu je­der Ge­le­gen­heit wünsch­te sie sich wel­che. Ich höre sie noch zu ih­rer Mut­ter sa­gen: »Vie­le Pup­pen, Mama, sie müs­sen nicht schön sein, aber vie­le Pup­pen.«
    Sie hat­te ja auch einen un­ge­wöhn­lich ho­hen Ver­schleiß.
    Bei mir hat­te sie an die­sem Tag »Pup­pen­köp­fen« ge­spielt. Ich habe mir nie viel Ge­dan­ken um die ver­schie­de­nen Ar­ten von Pup­pen ge­macht, aber als sie sie zu mir her­über­brach­te, war es noch eine nied­li­che, ro­si­ge Ba­by­pup­pe. Es ist si­cher für Kin­der nicht nor­mal, ihre Pup­pen so zu be­han­deln, aber das Mäd­chen tat al­les ge­schickt und mit si­che­rer Hand, was auf lan­ge Übung schlie­ßen ließ. Ich be­ob­ach­te­te sie heim­lich da­bei, während ich tat, als ob ich läse:
    Zu­nächst ent­klei­de­te sie die Pup­pe, leg­te die Klei­der or­dent­lich zu­sam­men und steck­te sie in eine Tüte. Sie hat­te sich einen klei­nen Plas­tik­kof­fer mit­ge­bracht, den sie jetzt öff­ne­te. Dar­in be­fand sich ein bun­tes Sam­mel­su­ri­um von Fol­ter­werk­zeu­gen wie Sche­ren, Mes­ser, Zan­ge, Schrau­ben­zie­her, Feu­er­zeug und Ähn­li­ches, al­les klein und für die kind­li­che Hand wie ge­schaf­fen. Es ist kei­nes­wegs un­mög­lich für klei­ne Kin­der, an so et­was zu ge­lan­gen, auch wenn El­tern das im­mer wie­der ger­ne glau­ben.
    Mit die­sen Werk­zeu­gen be­gann sie die Pup­pe zu be­ar­bei­ten. Es war eine Freu­de zu se­hen, mit wel­cher Be­geis­te­rung und welch fast künst­le­ri­schem Ge­schick die Ar­beit von­stat­ten ging. Die Füße zer­quetsch­te sie lang­sam mit der Zan­ge, eben­so wie die Un­ter­schen­kel, und es be­rei­te­te ihr schein­bar einen fast sinn­li­chen Ge­nuss, sich vor­zus­tel­len, was für Qua­len die Pup­pe da­bei zu lei­den hat­te, denn sie re­de­te auch mit ihr und ihre Stim­me klang un­glaub­lich zufrie­den.
    »Schrei nur. Was glaubst du, wer dich hört? Du kannst ja gar nicht schrei­en. Dei­ne Lip­pen, dei­ne Zun­ge sind aus Plas­tik, nur aus Plas­tik. Du bist mir aus­ge­lie­fert. Du bist ein Biest und das weißt du. Alle ver­lei­test du dazu, dich nied­lich zu fin­den, dich zu ver­hät­scheln. Aber in mir hast du dei­nen Meis­ter ge­fun­den, ich habe dich be­siegt. Schrei nur - ich hör dich schon und es macht mir Spaß.«
    Da­bei schnitt sie der Pup­pe nach­ein­an­der die Fin­ger ab. Mit dem Schrau­ben­zie­her bohr­te sie ihr Löcher in den Leib und mach­te dann die Pup­pe da­für ver­ant­wort­lich, dass de­ren un­sicht­ba­res Blut den Tep­pich ver­schmutzte. Mir mach­te das nichts aus, es sind schon ge­nug rote Flecken von um­ge­sto­ße­nen Wein­glä­sern und Ähn­li­chem dar­in.
    Später konn­te ich ei­nem be­son­ders ex­zel­len­ten Schau­spiel bei­woh­nen. Die­ses Mäd­chen war wahr­lich eine Künst­le­rin. Mit dem Mes­ser fuhr sie in glei­ten­den Be­we­gun­gen ge­mäch­lich hin und her und zer­säg­te so lang­sam aber ste­tig den Hals der Pup­pe. Da­bei aber hat­te sie ihre an­de­re Hand un­ter den Kör­per der Pup­pe ge­legt und be­weg­te die­se so ge­schickt, dass es wirk­te, als win­de sich die Pup­pe in töd­li­chen Krämp­fen. Es war er­staun­lich, fas­zi­nie­rend, be­wun­derns­wert. Das Ge­sicht des Mäd­chens ver­zog sich da­bei im­mer mehr zu ei­ner Gri­mas­se, und sie flüs­ter­te Sät­ze vor sich hin, von de­nen ich lei­der nur Bruch­tei­le mit­be­kam.
    »Ja, schrei nur, win­de dich nur. Stär­ker! Lau­ter! Gib nicht auf, das ist lang­wei­lig ...«
    Im glei­chen Mo­ment, wo der Kopf der Pup­pe zur Sei­te roll­te, er­schlaff­te de­ren gan­zer Kör­per. Er­schöpft aber be­frie­digt zog das Mäd­chen sei­ne Hän­de zu­rück, rieb sie am Tep­pich, um das Blut zu ent­fer­nen, neh­me ich an. Aber die Ar­beit war noch nicht be­en­det. Sie nahm sich den Kopf der Pup­pe vor, schor ihr die Haa­re, so dass eine selt­sam ab­strak­te Fri­sur da­bei zu­stan­de kam, rupf­te ihr die Wim­pern aus und ver­dreh­te die Glas­ku­gel des einen Au­ges, dass es wie blind wirk­te. Kurz, sie ents­tell­te die Pup­pe auf das

Weitere Kostenlose Bücher