24 kurze Albträume (German Edition)
gewordene Kinofilmplakate, Vampire – alles Unsinn. In der Realität gibt es so etwas ja gar nicht.
Meinen Sie?
Ich sage Ihnen: Sie sind mitten unter uns! Vampire! Glauben Sie nicht? Nein? Das ist in Ordnung. Ich habe es auch erst nicht wahrhaben wollen. Aber denken Sie mal über Folgendes nach …
Haben Sie einen Job? Einen klassischen Bürojob? Gut. Wenn nicht, stellen Sie sich einfach vor, wie das so ist.
Ihr Arbeitsplatz befindet sich in einem Großraumbüro. Sie kommen gegen neun Uhr, etliche Ihrer Kollegen sind schon da. Vorwiegend Höhergestellte. Natürlich sind sie mit dem Auto gekommen, mit dem sie direkt von der heimatlichen Garage zu ihrem Tiefgaragenstellplatz gefahren sind. Eine Jacke haben Ihre Vorgesetzten nicht dabei, selbst bei winterlichen Minusgraden nicht. Wozu auch? Sie waren ja nicht an der frischen Luft.
Sobald die Sonne aus den Wolken hervorblickt, fahren die Außenjalousien nach unten; innen werden zusätzlich die Vorhänge zugezogen. ›Es blendet auf dem Monitor‹ . Leuchtet ein, oder?
Zum Mittagessen geht es in die Kantine. Natürlich im selben Gebäude. Geht schnell, ist günstig, schmeckt akzeptabel. Alles Gründe, die jeder gelten lassen würde. Aber ist Ihnen schon aufgefallen, dass dadurch auch die Notwendigkeit schwindet, einen Fuß nach draußen und somit ins Sonnenlicht zu setzen? Oder haben Sie einen Ihrer Vorgesetzten schon irgendwann einmal außerhalb des Bürogebäudes getroffen? Beim Einkaufen, beim Spazierengehen, irgendwo?
Und haben Sie bemerkt, dass im Kantinenessen niemals Knoblauch verwendet wird? Da riecht man ja so aus dem Mund … Um gute Ausreden sind sie nie verlegen.
Schauen Sie sich Ihre Kollegen einmal genauer an. Sie wirken etwas blass, nicht wahr? Erschöpft, ausgelaugt. Waren wohl zu lange feiern … Aber - jeden Abend? Und jeder von ihnen?
Wie fühlen Sie sich selbst? Vermutlich so: Montags – alles in Ordnung. Mittwochs – schlaff, etwas abgeschlagen. Freitags – endlich Wochenende! Früh ins Bett, ausschlafen. Erholen von der anstrengenden Woche.
Überlegen Sie mal – was war denn eigentlich so anstrengend? Wissen Sie nicht? Ich schon!
Sie wurden ausgesaugt. Von Vampiren. Nein, nicht von Blutsaugern. Blut - das war immer bloß eine Allegorie. In Wahrheit saugen sie den Menschen die Lebensfreude aus. Sie saugen und saugen, bis sie dick und fett sind, montags bis freitags. Ihr Polster reicht leicht über das Wochenende. Und am nächsten Montag sind Sie ja wieder da. Oder einer Ihrer Kollegen …
Ich gebe zu, jede einzelne Begründung, die diese Wesen anführen, ist stichhaltig. Aber, alle Hinweise zusammen betrachtet, was denken Sie? Keimt da in Ihnen nicht ein Verdacht, es könnte sich bei Ihren Vorgesetzten um Vampire handeln? Es passt alles zusammen, nicht wahr?
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Sechs
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