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24 kurze Albträume (German Edition)

24 kurze Albträume (German Edition)

Titel: 24 kurze Albträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Schleheck , Oliver Henzler , Michael Rapp , Bernhard Giersche
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stopp­te ver­wirrt, sei­ne ir­ren Au­gen lie­ßen von der Tür ab und er blick­te mei­nem Va­ter di­rekt in das Ge­sicht. Er lächel­te dia­bo­lisch und be­gann, die Axt aus der zer­split­ter­ten Tür her­aus­zu­zie­hen. Dann saus­te die Axt her­ab auf den pa­ra­ly­siert daste­hen­den Mann, meh­re­re wuch­ti­ge Schlä­ge, die ei­gent­lich Dick Hal­lo­ranns mas­si­gen Kör­per hät­ten tref­fen sol­len, tra­fen mei­nen Va­ter. 
    Als ich wie­der zu mir kam, wuss­te ich es. Shi­ning, das zwei­te Ge­sicht. Wir hat­ten es bei­de, wie Jack und Dan­ny. Bis ge­ra­de eben war es nur Ah­nung ge­we­sen, jetzt Ge­wiss­heit. Es gibt vie­le Orte auf der Welt und nicht alle sind gut. Und hier ist ei­ner von de­nen, die man lie­ber nicht be­su­chen soll­te. Lang­sam rich­te ich mich auf. Das Bild der Lit­faß­säu­le hat sich ge­wan­delt. Ki­no­wer­bung nimmt heut­zu­ta­ge die ge­sam­te Fläche ein, rings­um. In großen Let­tern steht auf dem Pla­kat zu le­sen: 
    »DER SCHOCKIE­REND­S­TE FILM, DEN DU JE­MALS SE­HEN WIRST: EVIL DEAD.«
    Die ab­ge­bil­de­te Per­son lässt jede Kör­per­span­nung ver­mis­sen und blickt mit ge­senk­tem Kopf in das vor ihr to­ben­de In­fer­no von aus der Höl­le reg­nen­dem Blut. Der be­frei­te Dä­mon in der Ge­stalt ei­ner Frau lässt von Mia ab, als er mich er­blickt. »Ich will mich an dei­ner See­le la­ben!« dröhnt es mir ent­ge­gen. Das hät­te doch ei­gent­lich Mia gel­ten sol­len! kräch­ze ich, als der Teu­fel auf mich zuschrei­tet …
     
     

Mi­riam Schä­fer
     
    Zwil­lin­ge
     
    Es be­gann in der Däm­me­rung. Die Schat­ten wur­den län­ger, die Son­ne bet­te­te sich in ei­nem kar­me­sin­ro­ten Meer aus Wol­ken zur Ruhe, die Welt hüll­te sich in die dunkle Decke der Nacht. Ich ge­noss das Schau­spiel von mei­nem Schreib­tisch aus, als ich erst­mals das Be­dürf­nis ver­spür­te, mich um­zublicken. Nichts. Na­tür­lich nicht.
    Doch aus dem va­gen Ge­fühl, be­ob­ach­tet zu wer­den, wuchs eine nicht zu er­klären­de Ge­wiss­heit. Im­mer öf­ter blick­te ich über die Schul­ter, war­te­te auf ver­räte­ri­sche Schat­ten oder plötz­li­che Be­we­gun­gen. Aber ich ent­deck­te nichts der­glei­chen. Als ein kal­ter Hauch mei­nen Nacken streif­te, sprang ich er­schrocken auf und wir­bel­te her­um. Doch es war nie­mand da.
    Ich gab mei­ne Ar­beit auf und schlich vor­sich­tig durch die Woh­nung. Schau­te wie bei­läu­fig hin­ter die Türen, in die Ni­sche ne­ben dem Bücher­re­gal, un­ter mein Bett. Aber ich war al­lein. Al­les sah aus wie im­mer. Die Kom­mo­de mit mei­ner Samm­lung klei­ner Hand­spie­gel dar­auf - alle an ih­rem Platz. Das Bett, zer­wühlt, dar­über mein Lieb­lings­bild mit den bei­den Brü­dern, die Hand in Hand auf eine in Ne­bel­schwa­den gehüll­te Rui­ne zu­schrit­ten. Es hat­te mei­ner Schwes­ter Ju­lie ge­hört, be­vor sie ver­schwun­den war. Ich wi­der­stand dem Im­puls, es zärt­lich am Rah­men zu be­rühren.
    Der Kas­ten der stum­men Stand­uhr im Flur, die ich von mei­nem Vor­mie­ter über­nom­men hat­te, war leer. Nie­mand vers­teck­te sich in der Du­sche, hin­ter der Gar­de­ro­be oder un­ter der Spüle. Trotz­dem wa­ren die Här­chen an mei­nen Ar­men hoch auf­ge­rich­tet. Ich spür­te die ste­chen­den Blicke deut­lich in mei­nem Nacken. Hier war je­mand. Oder et­was.
    Als ich ein lei­ses La­chen zu hören glaub­te, er­klär­te ich mich für ver­rückt, den Tag für be­en­det und ging has­tig zu Bett – nicht ohne mei­ne Bett­decke bis zur Na­sen­spit­ze hoch­zu­zie­hen und die Nacht­tisch­lam­pe bren­nen zu las­sen.
     
    Ich weiß nicht, wie lan­ge ich nun schon so da­lie­ge und auf den Schlaf war­te. An­ge­strengt lau­sche ich in die Stil­le, höre aber nur mei­nen Atem, der ge­dämpft durch die Bett­decke dringt. Mir ist, als hät­ten die Wän­de Au­gen. Ihre Blicke krie­chen un­ter mei­ne Decke, sie be­rühren mich, ohne dass ich sie hin­dern kann.
    Das Licht der Nacht­tisch­lam­pe be­ginnt zu flackern. Dann er­lischt es. Ich bin starr vor Angst. Die Schat­ten der sich drau­ßen im Wind wie­gen­den Bäu­me glei­ten laut­los über die Wän­de. Ich hal­te den Atem an und hor­che wie­der. Sind das Schrit­te?
    Lang­sam

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