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24 kurze Albträume (German Edition)

24 kurze Albträume (German Edition)

Titel: 24 kurze Albträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Schleheck , Oliver Henzler , Michael Rapp , Bernhard Giersche
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nei­ge ich den Kopf, um bes­ser ins Zim­mer spähen zu kön­nen. Ich star­re an­ge­strengt in die Fins­ter­nis, doch da ist nichts.
    Plötz­lich legt sich eine Hand, kalt wie Eis, auf mei­ne Schul­ter. Mit ei­nem Schrei sprin­ge ich aus dem Bett und flie­he zum Licht­schal­ter, pres­se mei­nen Rücken an die Wand da­ne­ben. Wie­der und wie­der häm­me­re ich auf den Schal­ter, der nichts als ein lee­res Klicken von sich gibt. Das Zim­mer bleibt dun­kel. Mein Herz droht mei­nen Brust­korb zu spren­gen. Die Hand war da! Kei­ne Ein­bil­dung! Ich konn­te die ein­zel­nen Glie­der der Fin­ger spüren! Mei­ne Blicke hu­schen wild hin und her, ver­su­chen, in der Dun­kel­heit et­was zu er­ken­nen, doch ich bin al­lein. Das Zim­mer ist leer, nie­mand da, au­ßer mir.
    Ich tas­te mich hek­tisch wei­ter, bis ich den Schal­ter im Flur er­rei­che, aber auch hier: Nichts. Kein Licht.
    Ich weiß nicht, was ich tun soll. Früher hät­te ich Ju­lie an­ge­ru­fen, wenn ich nicht wei­ter wuss­te. Ju­lie …
    Auch das Kü­chen­licht rea­giert nicht. Er­neut be­rührt mich ein zu­gi­ger Hauch und fährt mir sanft, fast spöt­tisch, durchs Haar. Ich stür­ze auf die Bes­teck­schub­la­de zu und wühle fie­ber­haft nach dem Fleisch­mes­ser. End­lich er­tas­te ich den be­ru­hi­gen­den Griff, pres­se die Klin­ge an mei­ne Brust, schlie­ße die Au­gen und zähle lang­sam bis zehn. Als ich sie öff­ne, ist al­les wie vor­her. Und ich spü­re die Blicke wie Nä­gel, die sich in mei­nen Leib boh­ren.
    Ich blei­be ste­hen und war­te. Ewig­kei­ten ver­strei­chen, doch nichts ge­schieht.
    Ich zö­ge­re, dann grei­fe ich nach der halb her­un­ter­ge­brann­ten Ker­ze, die ich im Mond­licht auf der Fens­ter­bank lie­gen sehe, und zün­de sie an. Das war­me Licht schenkt mir neu­en Mut. Ich hal­te sie hoch, keh­re in mein Zim­mer zu­rück. Die Spie­gel auf der Kom­mo­de wer­fen den Licht­schein trös­tend zur mir zu­rück. Ich atme tief ein, ehe ich die Ker­ze auf den Tisch stel­le. An Schlaf ist nicht zu den­ken.
    Um mich ab­zu­len­ken, zie­he ich wahl­los ein Buch aus dem Re­gal und kaue­re mich da­mit in eine Ecke, das Mes­ser griff­be­reit auf mei­nen Schoß. Es ist Ju­lies Ta­ge­buch.
    Die Er­kennt­nis lässt mich zau­dern. Ich habe es auf­ge­ho­ben, ja, aber le­sen woll­te ich es ei­gent­lich nie. Doch Sehn­sucht und Angst über­wie­gen mei­nen Arg­wohn und ich schla­ge es auf. Das Licht der Ker­ze tanzt ge­spens­tisch über die Sei­ten.
    Schnell neh­men Ju­lies Wor­te mich an die Hand. Schon sitzt sie ne­ben mir, doch mein Trost bleibt aus. Ihre Schrift ist fah­rig:
    »Ir­gen­det­was ist hier, hier in mei­ner Woh­nung! Un­sicht­ba­re Hän­de grei­fen nach mir. Als ich er­wach­te, lag eine auf mei­nem Her­zen. So kalt, dass ich dach­te, es wür­de gleich stillste­hen, als müs­se ich ster­ben. Der Strom geht nicht, ich kann nicht ein­mal Hil­fe ru­fen, das Te­le­fon ist tot. Ir­gen­det­was ist hier. Ich hal­te mich schon für ver­rückt, aber ich glau­be, es ist das Bild…«
    Ich las­se das Buch fal­len. Mein Blick schnellt hoch, ge­ra­de­wegs auf die Brü­der. Ich er­star­re. Sie dre­hen mir nicht län­ger den Rücken zu, son­dern ha­ben sich mir zu­ge­wandt, blicken di­rekt in mein Ge­sicht. Sie sind nicht die Kin­der, die sie von hin­ten zu sein schie­nen. Ihre Ge­sich­ter sind ents­tell­te Frat­zen.
    Und während die Zwil­lin­ge mit kal­tem Grin­sen aus dem Rah­men stei­gen, er­ken­ne ich in den Fens­tern der Rui­ne hin­ter ih­nen plötz­lich Ju­lies zum Schrei er­starr­tes Ge­sicht.
     
     

Dör­te Mül­ler
     
    Der Fluch der Bäckers­frau
     
    Mei­ne Ge­schich­te be­ginnt an ei­nem ver­reg­ne­ten Sonn­tag­mor­gen im Fe­bru­ar. Ich war um­ge­zogen und rich­te­te ge­ra­de mei­ne neu­es Zu­hau­se ein. Die Woh­nung war ein re­gel­rech­ter Traum: wun­der­voll ge­le­gen mit wei­tem Blick über Fel­der und Wie­sen.  Doch an die­sem Tag sah die Welt  trist und grau aus und es schi­en wie­der ein­mal ein Win­ter zu sein, der nie­mals en­den woll­te. Nach ei­ner an­stren­gen­den Ar­beits­wo­che be­schloss ich an die­sem Sonn­tag, das Re­no­vie­ren sein zu las­sen und mir ein paar Bröt­chen zu gön­nen. So ra­del­te ich durch die Ein­öde

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