24 kurze Albträume (German Edition)
fiel...
Alexander Drews
Gespenster
Sturmgepeitschter Regen trifft
mit voller Wucht die Fenster
Blitze zucken zitternd
durch die endlos schwarze Nacht
Zweige kratzen an den Scheiben,
jetzt ist`s Zeit für die Gespenster!
Höre, wie sie schaurig heulen,
wie das Böse lacht!
Der Sturm, er fegt die Blätter
und er biegt und bricht die Bäume!
Und in der Dunkelheit da draußen
sich das Grauen wohl schon regt!
Gespenstisch hell erleuchtet
sind die hohen alten Räume
wenn ein weit`rer Blitz gezackt
und grell herniederschlägt.
Das Feuer flackert im Kamin,
es lodert auf die Flamme
der Kerze, die den düstren
finst`ren Korridor bewacht.
Wir hoffen, daß die dunklen
Schatten sie wohl sicher banne,
während wir der Sagen lauschen
und der Donner kracht!
Wer vermöge uns zu retten,
schwängen JETZT auf die Türen
Und ein kalter Windstoß
führe tief hinein ins Zimmer.
Käme jetzt das Nachtgespenst,
wir könnten nur verlieren
und es trüge mit sich fort
uns und unser Gewimmer.
Bernar LeSton
Der literarische Rivale
Nigel Ellerford Pendergast war Schriftsteller und verfertigte zumeist Gruselgeschichten. Fast immer waren Geister, Goblins und Grabunholde seine bevorzugten Handlanger, die den Guten in seinen Romanen böse mitspielten. Zumeist nur einmal!
Mr. Pendergast galt als scharfsinniger Schreiber und launischer Mann. Wenn ihm etwas nicht behagte, konnte er jeweils unverzüglich handeln oder sich die Sache über längere Zeit durch den Kopf gehen lassen. So wie im folgenden Fall:
Nachdem er wieder einmal mit einer seiner Geschichten zum besten Autoren von Providence, New England, auserkoren worden war, hatte er diesen Triumph nun schon zum sechsten Mal in Folge wiederholt. Dann aber brach seine Serie, weil ein anderer Schriftsteller, der bislang noch nicht öffentlich in Erscheinung getreten war, ihn mit einer seiner Geschichten überbot.
Sie war jedoch hinsichtlich Aufbau, Stil und Spannung den vorherigen von N.E. Pendergast so ähnlich, dass er sich ob der offensichtlichen Imitation recht befremdet fühlte.
Der Geschlagene gratulierte seinem literarischen Rivalen artig in einem Brief und bekam auf dem gleichen Wege ein wohlklingendes Antwortschreiben. Allerdings enthielt es, sehr zu Mr. Pendergasts Verdruss, einige verborgene Spitzen, die zwischen den Zeilen andeuteten, dass dies nun nicht die letzte Niederlage sein würde, die der hoch angesehene Autor hinzunehmen habe. Der so Geschmähte ließ dies aber auf sich beruhen.
Als sich dererlei Spiel aber im darauf folgenden Jahr wiederholte, fiel N.E. Pendergasts briefliche Gratulation ein wenig schärfer aus. In ihr steckte zudem die nicht allzu leicht zu entdeckende Anmerkung, der neue Meisterschreiber müsse wahrlich Gedanken lesen können, da die Ähnlichkeiten in beiden Geschichten frappierend wären. Die gedruckte Version des Siegertextes stimmte nämlich bis auf wenige Worte mit Mr. Pendergasts eingesandtem Manuskript überein.
Die Antwort seines Kontrahenten ließ nicht lange auf sich warten und ließ, selbstredend verschleiert, eine gehörige Portion Hohn und Spott erkennen.
Auch jetzt mäßigte sich der zweifache Verlierer in seiner Wut auf den geistigen Diebstahl seiner Gedanken, wenngleich sich ein kleiner Verdacht in ihm zu regen begann:
"Wie kann der Andere wissen, was in meinem Kopf vorgeht, wenn er schreibt?"
Aus dem kleinen Samen dieses Gedankens wuchs nach und nach ein zartes Pflänzchen, dann ein Bäumchen und schließlich ein mächtiger Stamm mit unzähligen Blättern an starken Ästen. Tag um Tag und Nacht für Nacht sollte N.E. Pendergast diese Frage nun beschäftigen, weshalb er kaum noch zum
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