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24 Stunden

24 Stunden

Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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kein Erbarmen. Er stopfte ihre Beine in den Kofferraum und warf die Klappe zu. Anschließend drehte er sich zu Karen um und warf ihr einen eiskalten Blick zu. Noch nie zuvor hatte Karen so eine Kälte in den Augen eines Menschen gesehen.
    »Beweg deinen Arsch und setz dich in den Wagen, oder du wirst Abby nicht mehr lebend wiedersehen.«
    Er wartete nicht länger, sondern sprang auf den Fahrersitz, startete den Camry und fuhr aus der Parklücke heraus.
    Als Karen aus ihrer Erstarrung erwachte und begriff, dass Hickey ohne sie wegfahren könnte, rannte sie los und hämmerte mit den Fäusten gegen die Hecktür, die automatisch verriegelt worden war, als Hickey den Motor gestartet hatte. Hickey warf einen Blick zurück, ohne die Tür zu öffnen.
    »Bitte!«, flehte sie ihn an. »Öffnen Sie die Tür! Bitte!«
    Er ließ sie noch ein paar Sekunden zappeln, ehe er die Tür entriegelte.
    »Leg dich auf den Boden«, befahl Hickey, als Karen in den Wagen sprang.
    Während sie sich in die Lücke hinter den Vordersitzen zwängte, fuhr Hickey in normalem Tempo an den parkenden Wagen vorbei.
    »Verlassen wir den Flughafen wieder?«, fragte sie.
    »Ja, ganz richtig!«, schrie er mit seiner Wink Martindale Stimme. »Die nette Lady hat ihren Parkschein extra für uns auf die Ablage gelegt.«
    Karen war vollkommen fassungslos. Dem Hubschrauber, der noch immer über ihnen kreiste, zum Trotz, hatte Hickey vor, das Parkhaus in dem Camry zu verlassen. Unbemerkt. Es war seltsam, aber Karen hoffte, dass ihm dieses Manöver gelang. Mittlerweile kannte sie ihn gut genug, um zu wissen, dass er die Polizisten im Falle einer Verhaftung anlächeln und hartnäckig schweigen würde, während Abby irgendwo in einem Zuckerkoma lag und starb.
    Hickey hielt vor der Kasse am Ausgang an.
    »Wie möchten Sie bezahlen, Sir?«, fragte eine Frau mit spanischem Akzent.
    »Bar, Chiquita.«
    »Einen Dollar bitte.«
    Hickey hatte das Geld schon in der Hand.
    »Sir, das Parkhaus für Kurzzeitparker ist viel günstiger für...«
    »Ich würde mich wirklich gerne mit Ihnen unterhalten, aber hinter mir stehen schon andere Wagen. Hasta la vista.«
    Hickey fuhr davon und fädelte sich in den Verkehr ein, um den Flughafen wieder zu verlassen. Er saß gelassen hinter dem Steuer und fuhr weder zu schnell noch zu langsam. Karen hob ein Stück den Kopf, um ihn zu beobachten.
    Plötzlich hallte ein gedämpftes Trommeln durch den Wagen. Karen dachte im ersten Moment, Hickey hätte das Radio eingeschaltet, aber das war nicht der Fall. Die Frau im Kofferraum schlug gegen die Rücksitze.
    »Ich bin nur froh, dass sie mit diesem Scheiß nicht angefangen hat, als wir an der Kasse standen«, brummte Hickey.
    »Hilfe!«, schrie die Frau. »Ich bekomme keine Luft mehr! Bitte lassen Sie mich raus!«
    Karen schloss die Augen und betete, dass die Frau den Mund hielt. Wenn sie nicht mit der Schreierei aufhörte, brachte Hickey es sicher fertig, anzuhalten und sie zu erschießen. Karen hatte innerhalb kürzester Zeit zweimal miterleben müssen, wie kaltblütig Hickey reagierte, wenn seine Pläne durchkreuzt wurden.
    Bei dem Gedanken daran stieg Übelkeit in ihr auf. Als Krankenschwester kannte sie die Folgen von Gewalt sehr gut, jedoch nicht die Taten, die den Verletzungen vorausgegangen waren. Es war unglaublich, wie wenig die Wirklichkeit mit den Gewalttaten in Filmen zu tun hatte. Sie hatte zwar selbst zu Gewalt gegriffen, als sie Hickeys Oberschenkel aufgeschlitzt hatte, doch das war reine Notwehr gewesen. Hickey hingegen war ein kaltblütiger Mörder, und in diesem Augenblick zweifelte Karen am ganzen menschlichen Geschlecht. Plötzlich wurde ihr glasklar bewusst, welchem Schicksal sie entgangen war, indem sie Hickey verletzt hatte. Die anderen Mütter waren tatsächlich von diesem Mann vergewaltigt worden. Sie hatten das ganze Ausmaß des Schreckens erlebt, von einem Mann, der seine unterdrückte Wut an ihnen ausließ, sexuell missbraucht zu werden. Und dieses Horrorszenarium hatten sie 24 Stunden erlitten. Es war unvorstellbar.
    Karen hörte noch immer das Klopfen im Kofferraum, doch die Schreie wurden schwächer, bis nur noch ein leises Wimmern zu hören war.
    »Verkehrswacht!«, schrie Hickey.
    »Was?«
    »Ich dachte, dich würde vielleicht interessieren, dass der Hubschrauber drei Meilen hinter uns noch immer über dem Flughafen kreist. Anfänger, Schätzchen. Richtige Anfänger.«
    »Holen wir jetzt Abby ab?«
    Hickey lachte. »Wir fahren jetzt nirgendwohin, Vorstadtlady. Da

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