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24 Stunden

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Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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musste weiterzusprechen.
    »Heute Abend werde ich über eine ganz neue Art von Medikament sprechen, das ich zusammen mit dem Pharmakonzern Searle entwickelt und in eigenen klinischen Versuchen an der Universitätsklinik in Jackson getestet habe. Dieses Medikament - ich muss den chemischen Namen noch einen Monat geheimhalten - kann den Wirkungen des Succinylcholins vollständig entgegenwirken und die volle Nervenleitfähigkeit in weniger als dreißig Sekunden wiederherstellen.«
    Will hörte ungläubiges Murmeln.
    »Außerdem haben wir spezielle neue Kontaktspritzen entwickelt, die die sichere Injektion einer therapeutischen Dosis Anectine - das ist ein üblicher Handelsname für Succinylcholin -in die externe Halsader bei einem Hautkontakt von einer halben Sekunde gewährleisten.«
    Der Hitachi zeigte noch einmal den schreienden Mann mit der Kaffeekanne. Als er die Krankenschwester angriff, trat diesmal ein großer Mann in einem weißen Kittel hinter ihn. Er hielt ein Gerät in der Hand, das aussah wie eine kleine weiße Pistole. Der Mann in dem weißen Kittel war Will.
    Der Patient schlug mit der glitzernden Scherbe auf die Krankenschwester ein, die mutig eingewilligt hatte, ihn bei diesem Experiment abzulenken. In dem Moment schritt Will ein und berührte die Seite seines Nackens mit der weißen Pistole, bei der es sich in Wirklichkeit um die neu entwickelte Spritze handelte. Es war ein Zischen zu hören, und der Mann fasste sich mit seiner freien Hand an den Nacken. Das dramatische Flackern seiner Augenlider und Gesichtsmuskeln war auf dieser Aufnahme nur schlecht zu erkennen. Als er jedoch beide Hände sinken ließ und sie über der Brust kreuzte, hielt das Publikum den Atem an. Gleich darauf brach der Patient zusammen. Will fing ihn auf und zog ihn zum OP-Tisch. Zwei Schwestern eilten herbei, um ihm zu helfen.
    Im Saal herrschte Grabesstille.
    Auf dem Bildschirm war zu sehen, wie die beiden Schwestern den Patienten mit Gurten fixierten. Dann spritzte Will mit einer konventionellen Spritze in die Vene seiner Ellbogenbeuge.
    »Jetzt spritze ich dem Patienten Restorase, das erste der neuen Medikamente, das von der Behörde zugelassen wird. Wenn Sie bitte auf die Uhren schauen würden.«
    Die Kamera schwenkte zu dem OP-Tisch und zeigte nun das Gesicht des Patienten. Seine Augen waren halb geschlossen. Jeder Arzt im Publikum wusste, dass das Zwerchfell des Mannes paralysiert, gelähmt war. Er konnte sich weder bewegen noch atmen, obwohl er bei Bewusstsein war und mitbekam, was um ihn herum geschah.
    Will hörte, dass einige mit den Füßen scharrten und miteinander tuschelten, während die Sekunden verstrichen Nach 25 Sekunden blinzelte der Patient, öffnete die Augen und versuchte, seine Hand zu heben, doch sein Arm war zu schlaff. Er keuchte zweimal und holte dann tief Atem.
    »Wie ist Ihr Name, Sir?«, fragte Will.
    »Tommy Joe Smith«, erwiderte er mit aufgerissenen Augen.
    »Wissen Sie, was soeben mit Ihnen passiert ist, Mr. Smith?«
    »Mein Gott... machen Sie das nicht noch mal.«
    »Werden Sie noch einmal versuchen, jemanden zu erstechen, Mr. Smith?«
    Er schüttelte heftig den Kopf.
    Das Bild schwenkte zu einer Aufnahme von Medizinfläschchen - Anectine und Restorase -, die neben einer Kontaktspritze auf einem Specksteintisch standen.
    »Ich weiß, wie schockierend diese Bilder sein können«, sagte Will. »Sie dürfen die vorangegangenen Szenen jedoch nicht vergessen.«
    Auf dem Bildschirm war wieder zu sehen, wie Tommy Joe Smith die Krankenschwester mit der Scherbe angriff.
    »Der mögliche Anwendungsbereich ist Gott sei Dank begrenzt, doch die Notwendigkeit ist unbestritten. In Notaufnahmen und auf psychiatrischen Stationen erleiden Menschen, die im Dienste der Gesundheit stehen, häufig ernsthafte Verletzungen durch gewalttätige Patienten. Jetzt kann deren Sicherheit gewährleistet werden, ohne dass man zu größerer Gewalt greifen müsste, um den außer Kontrolle geratenen Patienten zu besänftigen. In Kürze können Ärzte depolarisierende Relaxanzien einsetzen, ohne fatale Folgen oder kostspielige Prozesse fürchten zu müssen.«
    Ein zustimmendes Murmeln erfüllte den abgedunkelten Raum, und dann folgte lauter Applaus. Will hatte gewusst, dass der Film das Publikum verwirren würde - was er auch beabsichtigt hatte -, doch er wusste auch, dass es das enorme Potenzial des Medikamentes erkennen würde. Will warf Saul Stein, der wie ein Eingeweihter stolz grinste, einen Blick zu.
    »Wie Sie wissen«,

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