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24 Stunden

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Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Chalmers, der hinter dem Schreibtisch seines Chefs saß. »Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    »Schießen Sie los«, antwortete McDill.
    »Wir sprechen hier über eine Lösegelderpressung in Zusammenhang mit einer Entführung, richtig? Und wahrscheinlich über einen erzwungenen Geldtransfer.«
    »Ihre erste Frage kann ich mit ja beantworten, und Letzteres trifft vermutlich ebenfalls zu.«
    »Und das ist genau ein Jahr her?«
    »Fast genau ein Jahr. Es passierte während des jährlichen Ärztekongresses, der in diesen Tagen in Biloxi stattfindet.«
    Chalmers schürzte die Lippen und warf einen Blick aus dem Fenster auf das alte Standard Life Building, das jetzt von kaltem Licht angestrahlt wurde. Nachdem er einen Moment nachgedacht hatte, schaute er dem Herzchirurgen in die Augen.
    »Ich muss Ihnen diese Frage stellen, Doktor. Warum haben Sie ein ganzes Jahr gewartet, um dieses Kidnapping anzuzeigen?«
    Natürlich hatte McDill mit dieser Frage gerechnet. Auf der Fahrt hierher hatte er sich die Antwort bereits zurechtgelegt. »Sie haben uns angedroht, wiederzukommen und unseren Sohn zu töten. Wir hatten das Lösegeld bezahlt. Es betrug einhundertfünfundsiebzigtausend Dollar, und das ist ehrlich gesagt nicht besonders viel Geld für mich. Vor allem, wenn ich es gegen das Leben meines Sohnes aufwiege.«
    »Habe ich es richtig verstanden, dass die Kidnapper Ihnen gesagt haben, sie hätten dieses Verbrechen schon mehrmals begangen?«
    »Ja.«
    »Sie mussten also vom ersten Moment an befürchten, dass sie dieses Verbrechen wieder begehen und einem anderen Kind, einer anderen Familie das Gleiche antun würden.«
    McDill schaute auf den Boden. »Das stimmt. Die Wahrheit ist, dass ich egoistischer bin, als ich es gerne wäre. Wenn ich die Entscheidung noch einmal treffen müsste... «
    »Ich bin vergewaltigt worden«, sagte Margaret ganz ruhig.
    McDill riss den Mund auf und erstarrte. Agent Chalmers setzte sich einfach wieder hinter den Schreibtisch seines Chefs, als wäre er froh, dass der Fall jetzt verständlicher wurde.
    »Ich verstehe. Könnten Sie mir etwas mehr darüber sagen?«, bat er.
    McDill legte eine Hand auf Margarets Arm. »Margaret, du musst dazu nichts sagen, wenn du nicht willst.«
    Sie schüttelte seine Hand ab und umklammerte die Stuhllehnen. Es war ihr anzumerken, dass sie jetzt alles sagen wollte, wie schwer es ihr auch fallen würde. Beim Sprechen schaute sie nicht auf Chalmers, sondern auf einen unbestimmten Punkt hinter ihm.
    »Ich möchte nicht, dass mein Mann über den Vorfall berichtet. Ich war es, die allein bei dem Mann war, der das Kidnapping organisiert hatte, und mein Sohn war es, der von einem anderen Mann an einem anderen Ort gefangen gehalten wurde. Peter war diesen Menschen ausgeliefert und mein Mann ebenfalls. Der Mann, der bei mir war...« Sie schluckte. »... hatte ständigen Telefonkontakt zu seinen Komplizen. Er hätte ihnen befehlen können, Peter oder James zu schlagen oder zu töten. Er hat mir unmissverständlich erklärt, dass er dazu durchaus fähig wäre. Aufgrund dieses Sachverhaltes hat er mich genötigt, ihm zu Willen zu sein.«
    McDill wollte ihren Arm streicheln, doch sie entzog sich ihm. »Es war schmerzhaft und widerlich«, fuhr sie fort. »Ich hatte schreckliche Angst, es könnte an die Öffentlichkeit dringen. Jetzt weiß ich, dass es nicht richtig war, es für mich zu behalten, aber...« Sie rieb sich über die Augen und sprach dennoch weiter wie ein Marathonläufer, der sich dazu zwang, die Ziellinie zu erreichen. »Außerdem hatte ich Angst, sie würden wiederkommen und Peter töten. Das Risiko war mir zu groß. Trotzdem habe ich immer und immer wieder darüber nachgedacht. Seit dem Tag habe ich an nichts anderes mehr gedacht. Ich bin nicht mehr in der Lage, mit meinem Mann zu schlafen. Ich... ich bin innerlich wie tot.«
    McDill drückte ihre Hand, und diesmal ließ sie es geschehen.
    Agent Chalmers nahm seinen Stift in die Hand und klopfte damit auf den Schreibtisch. Jetzt erschien ihm die Geschichte der McDills schon glaubwürdiger.
    »Für uns war es ehrlich gesagt einfacher«, sagte McDill, »zu versuchen, es zu vergessen. So zu tun, als wäre es nicht geschehen, aber es ist geschehen.«
    »Und jetzt glauben Sie, es könnte wieder passieren?«
    »Ja.«
    »Sagen Sie mir bitte, warum.«
    McDill holte tief Luft und ordnete seine Gedanken. »Ich gebe zu, dass es dafür keine richtigen Beweise gibt. Doch die Frau, die mich in dem Hotel bewacht hat, sagte,

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