24 Stunden
Blick zu. »Mein Fehler, vermute ich. Was weiß ich schon? Ich bin nur eine dumme Stripperin, nicht?« Sie nahm die Fernbedienung in die Hand, zappte durch einige Kanäle und entschied sich schließlich für einen Home-Shopping-Sender.
Will drehte sich wieder zum Fenster um. Als er die winzigen Lichter des Frachters suchte, nahm er im Spiegelbild des Zimmers eine Bewegung wahr. Cheryl zog ihren BH aus. Obwohl er sich nicht umdrehte, sah er, dass sie ein Stück herunterrutschte und langsam ihre Brüste streichelte. Will versuchte, sich auf den Frachter zu konzentrieren, doch es gelang ihm nicht. Es war absurd. Diese Frau steckte mit den Entführern und Erpressern unter einer Decke, und jetzt benahm sie sich, als hätten sie sich gerade unten im Kasino kennen gelernt. Cheryl stöhnte leise, und er schaute wieder auf ihr Bild in der Fensterscheibe. Es war unmöglich, sich ihren Bewegungen zu entziehen.
»Warum machen Sie das?«
»Um Ihnen zu beweisen, dass Sie nicht anders sind als die anderen. Und das ist vollkommen in Ordnung.«
»Ziehen Sie Ihren BH wieder an.«
Sie streichelte ihre Brüste weiter. »Sie sagen das, obwohl es Ihnen lieber wäre, ich würde ihn nicht wieder anziehen.«
»Ziehen Sie ihn an.«
»Sie sehen gut aus, nicht?«
Schließlich drehte er sich zum Bett um. »Wenn Ihnen Implantate gefallen.«
Sie lachte. »Natürlich sind das Implantate. Aber sie sind gut. Nicht so ein Schund, wie es die Typen hier machen. Joey ist extra mit mir nach L.A. geflogen, als ich noch fest engagierte Tänzerin war. Mich hat der gleiche Arzt operiert, bei dem auch Demi war. Er hat gesagt, mein Busen wäre genauso gut.« Sie legte ihre Hände unter ihren Busen. »Genauso gut.«
Ihr Busen hatte tatsächlich die Form, die Männer sich erträumen, aber für Will sah er unnatürlich aus. Will hatte in seiner Funktion als Arzt schon so viele nackte Brüste gesehen, dass er keinen Gedanken mehr daran verschwendete. Cheryls Silikon-Männertraum-Busen hatte fast nichts mehr mit der weiblichen Brust in ihrem Naturzustand gemein.
»Ziehen Sie sich was an«, sagte er.
»Wirklich?«
»Ach, machen Sie doch, was Sie wollen.« Will drehte sich zum Fenster um.
»Warum schauen Sie der Wahrheit nicht ins Auge, Will?«
Cheryl sprach ihn zum ersten Ml mit Vornamen an. Das gefiel ihm nicht. »Was?«
»Als Sie bei Ihrem Vortrag gesehen haben, dass ich Sie beobachte, habe ich Ihnen gut gefallen.«
»Das stimmt nicht.«
»Das können Sie nicht abstreiten. Sie haben mich von Kopf bis Fuß gemustert. Und Sie haben auf meinen Slip geschielt, als ich meine Beine übereinander geschlagen habe.«
»Das war kaum zu vermeiden.«
»Trotzdem. Sie hatten Interesse an mir. Viel mehr Interesse an mir als an Ihrem Vortrag. Und wenn wir jetzt nicht aus dem Grund, den wir beide kennen, in diesem Raum wären, könnten wir auch aus einem anderen Grund hier sein.«
»Das stimmt nicht«, sagte er noch einmal, obwohl ihn Cheryls gute Beobachtungsgabe erstaunte.
»Tatsächlich nicht?«
»Nein.«
»Ihren Gesichtsausdruck heute Abend habe ich schon bei vielen Typen gesehen. Bei anständigen Typen, meine ich. Ich kenne Sie. Seit ein paar Jahren wünschen Sie sich nun schon, mit einer Frau wie mir zu schlafen. Sie lieben Ihre Frau und würden sie auf gar keinen Fall aufgeben, aber leider macht sie das nicht für Sie. Sie versteht Ihre Bedürfnisse nicht. Sie weiß nicht, was Sie brauchen und wie oft Sie es brauchen. Eigentlich weiß sie gar nichts. Sie baut ein Nest für die Familie, fügt ein paar Zweige hinzu und kümmert sich um die Küken. Sie helfen ihr beim Nestbau, aber Sie vermissen das Jagen.«
»Und wo haben Sie das her? Cosmo?«
»Weiß ich nicht mehr. Aber ich hab doch Recht, oder?«
Er drehte sich um und schaute sie an. Cheryl inszenierte gerade den Traum eines 15jährigen Jungen. »Das wird nicht passieren. Ihnen geht es gar nicht um den Sex. Und Sie machen sich auch keine Sorgen um meine Entspannung. Ihnen geht es in Wahrheit darum, mich mitschuldig zu machen.«
»Wieso?« Sie schaute ihn verwirrt an.
»Sie wollen mich in die Sache hineinziehen, mich auf Ihr Niveau herunterziehen, damit das, was Sie tun, nicht mehr so schlimm ist. Aber es ist schlimm. Und das wissen Sie.«
Cheryl zog den BH über ihren Busen und schaute auf den Fernseher.
Will drehte sich um und legte seine Handflächen auf die Fensterscheibe. Das dicke Glas war aufgrund der Klimaanlage in der Suite kalt, doch er wusste, dass draußen ein warmer Wind wehte. Die
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