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24 Stunden

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Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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vermutete Will, dass Karen genau das vorgehabt hatte. Und er hatte nicht genug getan, um ihr zu helfen.
    »Worüber denken Sie nach?«, fragte Cheryl.
    Sie kam aus dem Badezimmer, stieg wieder aufs Bett, legte das große Kissen ans Kopfende und lehnte sich dagegen. Das zerrissene Cocktailkleid hatte sie an ihrer Hüfte zusammengebunden. Sie trug den schwarzen Büstenhalter zur Schau, als handelte es sich um das neueste Pariser Modell. Will nahm an, dass es für ein Mädchen, das in Autos hinter dem Strip-Club Nummern geschoben hatte, keine große Sache war, vor einem Fremden nur einen BH zu tragen.
    »Reden Sie nicht mit mir?«, fragte sie, Cheryl gehörte zu den Menschen, die keine Stille ertragen konnten. Will zuckte mit den Achseln und schaute wieder auf die Lichter des Frachters.
    »Sie bekommen Ihre Tochter zurück«, sagte sie. »Sie müssen nur etwas Geduld haben. Wenn wir das Geld haben - die paar Dollar sind für Sie doch nur Peanuts -, können Sie sie morgen früh wieder in die Arme schließen. Es wäre besser, Sie würden schlafen. Ich muss wach bleiben, weil ich die Anrufe von Joey entgegennehmen muss. Aber Sie können schlafen. Ich wecke Sie, wenn es soweit ist.«
    »Glauben Sie allen Ernstes, ich könnte jetzt schlafen?«
    »Wenn Sie nicht schlafen, sind Sie morgen früh total erledigt.«
    »Ich kann nicht schlafen.«
    »Doch, das können Sie.«
    »Lassen Sie mich in Ruhe, okay?«
    »Sie stehen da herum, geben sich die Schuld an allem und überlegen, wie Sie Ihre Tochter retten können. Das machen alle so. Aber das können Sie nicht. Mein Gott, Sie sind nicht Mel Gibson. Und Mel Gibson ist nicht wirklich Mel Gibson, verstehen Sie? Sie retten Ihre kleine Tochter, indem Sie Joey das Geld geben. Das ist ganz einfach.«
    »Ich soll Hickey vertrauen?«
    »Joey hat ein Motto, und wissen Sie welches?«
    »Und?«
    »Das Kind schaukelt die Sache. Nichts geht schief.«
    Will drehte sich um.
    »Das ist mein Ernst«, sagte sie. »Das hat er schon hundertmal gesagt. Darum konnten wir diese Sache hier immer wieder durchziehen. So haben wir unser ganzes Geld gemacht.«
    »Und alle Kinder, denen Sie das angetan haben, leben noch? Sie sind zu ihren Eltern zurückgekehrt?«
    »So gut wie unversehrt. Glauben Sie mir, Sie müssen sich entspannen.« Sie stieß ein ordinäres Lachen aus, das die klassische Schönheit ihres Gesichtes Lügen strafte. »Sie müssen sich entspannen, sonst brechen Sie noch zusammen«, trällerte sie, entzückt über ihre Wortwahl.
    Will drehte sich wieder zum Fenster um. Cheryls Beteuerungen stimmten mit der Stimme am anderen Ende der Leitung nicht überein. In Hickeys Stimme schwang Hass mit, tief in seiner Seele verankert. Will vermutete, dass dieser Mann anderen ungeheures Leid zufügen musste, um seinen Hass zu stillen. Bei den anderen Verbrechen schien dennoch alles reibungslos über die Bühne gegangen zu sein. Wenn man Cheryl und Hickey Glauben schenken konnte.
    »Ich könnte Ihnen helfen, damit Sie sich beruhigen«, bot Cheryl an.
    Er schaute auf ihr Spiegelbild im Fenster. Sie hatte eine Bürste aus ihrer Handtasche geholt und bürstete ihr blondes Haar. »Wie?«, fragte er. »Mit Drogen?«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich clean bin. Es gibt auch andere Möglichkeiten, sich zu entspannen. Ich könnte Ihnen den Rücken massieren.«
    »Nein danke.«
    »Oder vielleicht eher die Vorderseite?«
    Will drehte sich um. Er glaubte, sich verhört zu haben. Cheryl legte die Bürste auf ihren Schoß.
    »Das ist nichts Schlimmes. Sie werden schlafen wie ein Murmeltier. Das tun sie alle.«
    »Sie machen wohl Scherze?«
    Sie lächelte ihn verschmitzt an. »Keine Sorge. Ihre Frau wird es nie erfahren.«
    »Ich habe nein gesagt, okay? Verdammt!«
    »Ich wollte Ihnen ja nur helfen, damit Sie sich etwas entspannen. Sie sind doch völlig fertig.«
    »Was soll das? Haben Sie nur Sex im Kopf, wenn ein Mann in Ihrer Nähe ist?«
    Cheryl zog eine Schnute wie ein beleidigtes Kind und drehte sich zum Fernseher um. »Nicht immer, aber oft.«
    »Vorhin haben Sie mir Ihre herzzerreißende Geschichte erzählt und mir vorgejammert, wie schrecklich es für Sie war, eine Hure zu sein, und jetzt benehmen Sie sich ganz genauso.«
    »He, ich wollte Ihnen die Sache nur etwas erleichtern.«
    »Haben Sie dieses Angebot allen Opfern gemacht?«
    Das Wort »Opfer« schien ihr nicht zu gefallen. »Beim Vortrag hatten Sie aber noch Interesse an mir.«
    »Einen Scheißdreck hatte ich!«
    Sie warf ihm einen viel sagenden

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