24 weihnachtliche Geschichten - ein Adventskalenderbuch
hatte eine kleine Veranda und lag an einem zugefrorenen See.
Tante Greta und Onkel Lars waren wirklich sehr nett. Trotz der späten Stunde knisterte ein Feuer im Kamin, und es gab belegte Brote und Tee. Beim Essen fielen Jonas immer wieder die Augen zu, so müde war er.
Am nächsten Tag fing es an zu schneien. Dicke Flocken wirbelten durch die Luft, und Niklas und Jonas gingen mit Papa und Onkel Lars in den Wald, um einen Tannenbaum zu schlagen. Mit rot gefrorenen Wangen und gutem Appetit kehrten sie spät am Nachmittag zurück.
Abends sah Jonas, wie Tante Greta ein Schälchen Grütze vor die Tür stellte.
„Ist das für die Julenisser?“, fragte er.
Tante Greta nickte. „Ich möchte doch nicht, dass sie mich zu Weihnachten vergessen.“
„Hast du schon einmal vergessen, ihnen etwas hinzustellen?“, fragte Jonas vorsichtig weiter.
Tante Greta machte ein bekümmertes Gesicht. „Oh ja, das habe ich, und stell dir vor, ich habe nicht das allerkleinste Geschenk bekommen.“
Jonas’ Herz wurde schwer.
„Hätte mein Vater nicht in letzter Sekunde ein gutes Wort für mich eingelegt, wäre ich wohl völlig leer ausgegangen.“
Ja, genau so hatte er sich das vorgestellt.
Am Tag vor Heiligabend kamen seine Cousins und Cousinen mit ihren Eltern. Es gab ein großes Hallo, und niemand, außer Jonas, schien sich etwas daraus zu machen, dass in diesem Land launische Julenisser für die Geschenke zuständig waren.
Gemeinsam schmückten sie am nächsten Morgen den Weihnachtsbaum, stellten Hafergarben für die Vögel im Garten auf und fuhren nachmittags auf dem zugefrorenen See Schlittschuh, während die Erwachsenen vor dem Ofen saßen und Kaffee tranken.
Als dann die ersten Sterne am Himmel funkelten, wurde Jonas ganz still.
Finster blickte er auf seine Cousins und Cousinen, die vor Aufregung kaum noch ruhig sitzen konnten. Sogar Niklas wurde immer zappeliger. Das zeigte aber nur, wie dumm er trotz seines Alters war, denn er hatte die Julenisser schließlich auch nicht gefüttert.
Jonas setzte sich ans Fenster und sah hinaus.
„Warum bist du so bedrückt, freust du dich denn gar nicht?“, wollte seine Mama wissen.
Doch Jonas zuckte nur mit den Schultern und sagte: „Worauf soll ich mich schon freuen?“ Dann schaute er wieder aus dem Fenster, in die tiefe schwarze Nacht. Mama fuhr ihm nachdenklich durch das Haar und ließ ihn allein.
Plötzlich sah Jonas ein Licht über den See kommen und hörte helle Glöckchen klingeln. Sein Herz klopfte vor Aufregung, kerzengerade richtete er sich auf. Im Haus wurde es ganz leise, alle hörten die Glöckchen und lauschten.
„Ich glaube, es ist so weit“, flüsterte Tante Greta. Im selben Moment polterte es draußen im dunklen Flur. Dann knallte die Haustür, und es wurde wieder still. Jonas biss sich auf die Unterlippe.
Für die anderen Kinder gab es kein Halten mehr. Sie sprangen auf und sausten hinaus.
„Und du?“, fragte Mama. „Willst du nicht auch nachsehen?“ Jonas sah sie an. Na ja, nachsehen konnte man ja. Und während er aufstand, stellte sich ein hoffnungsvolles Kribbeln in seinem Bauch ein.
Im Flur lagen Geschenke, große und kleine, bunt verpackt mit dicken roten Schleifen, und noch bevor eines der Kinder ein Geschenk geöffnet hatte, zog Papa aus dem ganzen Haufen einen goldenen Briefumschlag heraus.
„Für Jonas!“, las er laut vor. Jonas nahm ihm den Brief schweigend aus der Hand und trug ihn zurück zu seinem Platz am Fenster. Dann öffnete er das Siegel, mit dem der Brief verschlossen war, und strich über das Papier.
„Lieber Jonas, hast du wirklich geglaubt, ich würde dich vergessen, nur weil du nicht zu Hause bist? Wusstest du denn nicht, dass ich zu allen Kindern komme, die an mich glauben? Aber ich habe viele Helfer und fast genauso viele Namen. Frohe Weihnachten! Dein Julenissen … Père Noël … Weihnachtsmann … Santa Claus …“ Jonas seufzte tief, dann lächelte er und schaute sich um. Im Flur waren noch genau zwei Päckchen übrig …
22. Dezember
Sara Schlühr
Karussell auf Suaheli
Natürlich ist Schweden das Land,
in dem der Weihnachtsmann zu Hause ist. Denn dort versinkt man im Tiefschnee in Tannenwäldern und begegnet Wichteln. Schweden ist das Weihnachtsland!
Mikal, ein Junge aus Schweden, der wohl in deinem Alter ist, erinnerte sich noch gut an seine verschneite Heimat, an Schneeluft, Dämmerstunden, Schlittenfahrten und Lebkuchen. Erinnerte sich? Nun ja, Mikals Eltern arbeiteten jetzt an einem besonderen Ort:
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