24 weihnachtliche Geschichten - ein Adventskalenderbuch
dabei.
Dabei hatte ich mir so sehr einen Hund gewünscht.
Wir hatten gerade alles auf die Schlitten gepackt, da sagte Mama: „Huch, wir müssen ja noch das Essen mitnehmen!“
Aber da streikte Papa. „Nee“, sagte er. „Wir reisen doch nicht mit unserem ganzen Hausstand durch die Gegend! Ina und Jens werden schon was zu essen im Haus haben!“
„Aber kein Weihnachtsessen“, beharrte Mama und stapfte zurück ins Haus. Ich half ihr, das ganze Essen in Plastikdosen zu packen.
Die Plastikdosen passten nicht mehr auf die Schlitten. Papa musste sich den großen Wanderrucksack auf den Rücken schnallen. Und dann gingen wir los.
Überall in den Häusern sah man helle Fenster, hinter denen Leute gemütlich Weihnachten feierten.
Ich fror, trotz meiner dicken Jacke, und hopste im Schnee hin und her. Dann rannte ich im Kreis um Mama und Papa und Nadja und die vollgepackten Schlitten herum.
Ich rannte immer schneller, und auf einmal stolperte ich und flog volle Kanne in den Straßengraben.
„Pass doch auf!“, sagten Papa und Mama gleichzeitig.
„Iiih!“, sagte ich, weil mir ein bisschen Schnee in den Kragen gerutscht war, und jetzt lief das Schneewasser kalt meinen Rücken runter. Ich saß also da und zupfte an meiner Jacke rum, und auf einmal bewegte sich etwas unter mir. Ich stand schnell auf und sah nach.
Ein kleiner Hund lag zitternd im Schnee!
Ich hob ihn hoch und streichelte ihn. Sein Fell war ganz kalt und nass.
„Schaut mal!“, rief ich.
Mama und Papa und Nadja guckten erstaunt auf das kleine Fellbündel, das müde in meinem Arm lag. Der Hund war schwarz-weiß gefleckt, und ich hatte ihn sofort ganz doll lieb.
„Um Gottes willen“, rief Mama. „Das arme Tier! Liegt bei der Kälte draußen im Schnee!“
„Darf ich ihn behalten?“, bettelte ich. Ich hatte mir so sehr einen Hund gewünscht, und hier lag einer im Schnee, der ganz allein war und erbärmlich fror!
„Na ja, wir können ihn jedenfalls nicht einfach hier liegen lassen“, sagte Papa.
„Und wenn er wem gehört?“, fragte Nadja.
„Der gehört keinem“, sagte Papa. „So abgemagert, wie der kleine Kerl ist.“ Er streichelte den Hund vorsichtig.
„Und wenn er wem gehört hat“, sagte Mama, „dann soll derjenige froh sein, dass ich ihn nicht zu fassen kriege!“
Auch sie streichelte das Tierchen, das langsam etwas wärmer wurde. Ich zog meinen Schal aus und deckte den Hund damit zu.
„Wir nennen ihn Moses, ja?“, sagte ich aufgeregt.
Wir hatten gerade in der Schule die Geschichte von dem Findelkind gehört.
„Na super“, sagte Nadja. „Toller Name!“
Das bedeutete natürlich, dass sie den Namen überhaupt nicht toll fand. Aber schließlich hatte ich den Hund gefunden, und jetzt hieß er Moses.
„Ina und Jens werden begeistert sein“, sagte Papa. „Finden Weihnachten doof, und jetzt rücken wir an Heiligabend an mit einem Weihnachtsbaum, einem Haufen Geschenke, einem Rucksack voll Braten und einem Hund namens Moses!“
„Na super“, sagten Ina und Jens, als sie uns die Tür öffneten und das ganze Chaos sahen.
Aber dann grinsten sie über das ganze Gesicht.
24. Dezember
Manfred Theisen
Blauer Schneemann
„Du kannst nicht einfach
einen blauen Schneemann malen. Es gibt doch gar keinen blauen Schnee“, sagte meine Schwester. „Es gibt ja auch kein blaues Wasser.“
„Gibt es doch! Guck!“ Das Wasser in meinem Pinselbecher war ja auch blau.
„Oh Mann, du bist so doooooof! Das kommt doch nur von der Wasserfarbe aus dem Malkasten.“
Ich legte den Pinsel zur Seite und wollte zu Mama. Sie sollte Sarah sagen, dass ich einen blauen Schneemann malen darf. Als ich vor der Küchentür stand, hörte ich Mama und Papa reden. Es ging um Geld.
Bei uns daheim geht es oft ums Geld, denn wir haben nie genug davon. Papa ist Künstler. Er malt ganz tolle Bilder, und Mama schlägt aus Steinen Figuren. Aber Geld bekommen sie nur wenig dafür.
Dann hörte ich Mama weinen.
Zurück in unserem Zimmer sagte ich zu Sarah: „Mama weint. Übermorgen ist Weihnachten, und Mama weint.“
In dieser Nacht schneite es. Wenn es regnet, weinen die Engel; doch wenn es schneit, malen die Engel die Erde weiß. Als Sarah und ich am Morgen aus dem Fenster schauten, war die Welt ganz weiß und ganz neu.
Mama kramte unsere Schlitten aus dem Keller, und ich sagte: „Morgen erfüllt dir der Weihnachtsmann bestimmt auch deinen Wunsch, Mama. Dann musst du nicht mehr traurig sein. Morgen ist Weihnachten.“
Sie nahm mich und Sarah in
Weitere Kostenlose Bücher