24 weihnachtliche Geschichten - ein Adventskalenderbuch
Dorf gefahren! Die Kinder kannten keine Lastwagen, und alle rannten und scharten sich darum! Er lud Holzteile aus: bemalte Stangen, Pferdchen, Kutschen. Was für eine Aufregung! Es war ein Weihnachtskarussell! Den ganzen nächsten Tag wurde gebaut und gebaut.
Dann, am Morgen des 24. Dezember, stand ein altes Weihnachtskarussell in einem staubigen Dorf in Afrika! Die Farbe blätterte schon ab, doch es gab eine Weihnachtsfeier – und was für eine! Den ganzen Tag fuhren Kinder, Eltern und Großeltern mit schwarzer Haut und leuchtenden Augen auf Pferdchen und in Kutschen. Das Dach des Karussells war bemalt mit Stechginster, Weihnachtsschlitten und einem Schneemann. Glöckchen klingelten. Aufgeregte Kinder redeten über Weihnachten, Weihnachten, Weihnachten! Es war ihr Weihnachtsfest in Afrika. Weihnachtslieder erklangen in sengender Hitze: „Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst du geschneit?“
Du wirst nicht herkommen, dein Weg ist zu weit. Aber es gab in diesem Jahr in einem Dorf in Afrika ein Weihnachtskarussell, das in sengender Sonne stand und ihnen allen Frieden und Glück schenkte – einen ganzen Tag lang.
23. Dezember
Juma Kliebenstein
Na super!
„Na super!“
Das war das Erste, was ich an jenem Weihnachtsmorgen hörte. Ich sprang aus dem Bett und ging mal schauen. Papas Fluchen kam aus dem Wohnzimmer.
Drinnen war es eiskalt. Papa kniete vor der Heizung und haute dagegen. Mama stand hinter ihm und schaute stirnrunzelnd zu.
„Fröhliche Weihnachten“, sagte Papa, als er mich sah. „Die Heizung ist kaputt!“
„Fahr doch Anna nicht so an“, sagte Mama. „Ist ja nicht ihre Schuld.“
Das war eine andere Begrüßung als sonst an Heiligabend. Aber sonst war ja auch nicht die Heizung kaputt.
„Und jetzt?“, fragte ich.
„Gute Frage“, sagte Papa. „Nächste Frage.“
„Wir rufen einfach einen Heizungsdienst an“, sagte Mama.
„An Heiligabend?“, schnaubte Papa. „Kannst du vergessen, da haben die alle frei.“
„Gibt’s denn keinen Notdienst?“, fragte Mama. „Probieren schadet ja nicht.“
Sie griff zum Telefon, aber Papa hatte recht. Da ging niemand ran.
Jetzt überlegten wir alle, was wir machen sollten. Na ja, fast alle. Meine große Schwester Nadja schlief noch.
„Wir könnten doch bei Ina und Jens feiern“, schlug Mama vor. Ina ist Mamas Schwester, und Jens ist ihr Mann. Sonst gehen wir immer am ersten Weihnachtsfeiertag dorthin.
Aber Heiligabend wollte ich da nicht feiern. Ina und Jens sind zwar total nett, aber komischerweise mögen sie Weihnachten überhaupt nicht.
Es gibt dort keinen Weihnachtsbaum und auch keine Plätzchen. Alles ganz unweihnachtlich also.
Papa hatte auch keine Lust, Heiligabend bei Ina und Jens zu feiern, das sah man gleich. Aber eine bessere Idee hatte er nicht.
Ich ging ins Zimmer meiner Schwester und sprang auf ihr Bett. „Die Heizung ist kaputt“, brüllte ich, „und wir feiern bei Ina und Jens!“
„Na super“, sagte Nadja verschlafen. Das sagt sie neuerdings immer, und es bedeutet, dass sie etwas total doof findet. Mama sagt, mit vierzehn findet man alles doof.
„Na super“, sagte Nadja dann auch, als Mama und Papa beschlossen, unseren Weihnachtsbaum mitzunehmen zu Ina und Jens. Damit es dort wenigstens ein bisschen weihnachtlich war. Nadja maulte, weil sie Papa helfen sollte, den Baum ins Auto zu tragen.
Währenddessen telefonierte Mama mit Tante Ina.
„Na super“, hörte ich Tante Ina durch den Telefonhörer sagen.
Sie mag Weihnachten ja nicht, und deshalb mag sie auch keine Weihnachtsbäume. Aber wenn wir schon bei ihr feiern würden, musste natürlich auch der Baum mit.
Das größte Problem kam aber erst noch: Der Baum passte nicht ins Auto. Egal, wie Papa und Nadja sich abmühten, es guckte immer ein großes Stück vom Baum raus.
„Dann müssen wir wohl zu Fuß gehen“, sagte Mama. Während sie sprach, stieg ihr Atem als kleine Dampfwölkchen in den Himmel.
„Na super“, sagte Papa.
Es war eiskalt.
Wir zogen alle unsere dicken Skijacken an.
„Moment“, sagte Mama. „Das Christkind hat doch heute schon in aller Herrgottsfrühe die ganzen Geschenke vorbeigebracht! Die müssen wir ja auch noch mitnehmen!“
Papa starrte Mama an. „Wie sollen wir das denn alles tragen?“, fragte er.
„Wir haben doch die zwei Holzschlitten in der Garage“, sagte Mama. „Binden wir eben alles darauf fest.“
Ich passte genau auf, aber leider war zwischen den bunten Päckchen keine Kiste mit Luftlöchern
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