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240 - Zeitsplitter

240 - Zeitsplitter

Titel: 240 - Zeitsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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war mit Hieroglyphen überzogen.
    Matt tippte auf einen aztekischen Ursprung. Vor langer Zeit hätte er etwas Ähnliches in einem Museum gesehen – als es noch Museen gab. Crow schnaubte.
    Lityi streckte ihnen den Arm mit dem Messer entgegen. »Ergebt euch. Leistet keine Gegenwehr. Ich bringe euch zum nächsten Spender.«
    »Was für ein Spender?« Matt war seinerseits zurückgewichen. »Lityi, nimm Vernunft an. Du musst diesem Ding nicht gehorchen. Spätestens draußen hat es keine Macht mehr über dich.« Er machte eine Geste zu den Behältern hin. »Hilf uns zu verstehen! Woher kommen all diese Menschen? Wie schaffte der Koordinator es, sie hierher zu holen?«
    »Still!«, fauchte Lityi. Ihre Augen waren geweitet, aber die Pupillen höchstens stecknadelkopfgroß. Sie sah aus, als stünde sie unter Drogen. »Alles, was ihr wissen wollt, erfahrt ihr von ihm. Er wartet auf euch. Rantt’ek ist nicht böse. Er will nur… Gesellschaft. Gehorcht ihm und kommt!«
    Sie berührte den Kontaktwulst. Die Wand öffnete sich, als würde ein Geschwür aufplatzen. Wie Eiter drang von draußen Licht herein, das heller und bedrohlicher schien als das innerhalb der Totenkammer.
    Matt wich zurück, bis er mit den Kniekehlen gegen ein Behältnis stieß.
    Er sah zu Crow hinüber und zischte: »Kommen Sie her!«
    »Was haben Sie vor?«, gab der General ebenso leise zurück.
    »Etwas ziemlich Pietätloses… Helfen Sie mir, die Wanne umzukippen!« Langsam ging er in die Hocke, bis seine Hände den Rand des gefüllten Sarges berührten.
    Crow begriff, was Matt vorhatte: Chaos stiften. Lityi ablenken. Auch er ging leicht in die Knie.
    »Jetzt!«
    Mit vereinten Kräften stemmten sie sich gegen das Behältnis.
    »Nein!«, schrie Lityi. »Hört sofort –«
    Ihre Stimme brach, als das Gefäß krachend zur Seite fiel. Der Inhalt ergoss sich über den Boden. Ein Körper wurde herausgespült.
    Kaya.
    »Los!«, keuchte Matt, als Lityi wie vorhergesehen dem Kadaver ihres Hundes entgegentaumelte. Es klirrte, als der Dolch aus ihrer Hand fiel. Crow rannte an ihr vorbei und durch die Türöffnung. Mit einem bedauernden Blick hin zu der Frau folgte ihm Matt dichtauf.
    Lityi folgte ihnen nicht – aber gleichzeitig hörten sie ein Geräusch, das ihnen bekannt vorkam. Und schon züngelten ihnen Tentakel entgegen. Fünf, sechs oder mehr gleichzeitig!
    Zum Ausweichen war es zu spät. Im Handumdrehen wickelten sich die Stränge um ihre Körper und…
    … zersplitterten!?
    ***
    Beim geringsten Gegendruck barsten die anthrazitfarbenen Schnüre aus bionetischem Material. Sie waren fast so spröde wie Glas.
    Verblüfft starrten sich Matt und Crow an. Was war passiert?
    Matthew deutete auf das Reservoir, dem die Tentakel entwuchsen waren. Die schwarze Fläche unterschied sich von der direkt unter dem Koordinator; sie wies einen matten Glanz auf, und als Matt näher trat, bemerkte er einen vielfach gesprungenen kristallinen Überzug. Er bückte sich und tastete über das Material. »Als wäre es ausgetrocknet. Das Zeug ist wie altes Spinngewebe. Deshalb also hat Rantt’ek uns in diesem Teil der Anlage bisher nicht attackiert: Die Reservoirs sind über die Jahrtausende unbrauchbar geworden!«
    »Das werden die Dinger sein, die Lityi ›Spender‹ genannt hat«, fügte Crow an. »Offenbar funktionieren nur noch jene im unmittelbaren Umfeld des Koordinators. Wir sollten aber trotzdem nicht darauf vertrauen, dass alle weiter entfernten nichts mehr taugen.«
    Matt nickte. Er stimmte mit Crows Einschätzung überein.
    Sie setzten ihren Weg fort, nun im inneren Gang und vorbei an den geschwungenen Konstrukten, die sich vom Boden zur Decke erhoben. Hier schien es keine Räume zu geben, denn nirgends sahen sie einen Kontaktwulst in der Wandung.
    Matt wollte schon vorschlagen, beim nächsten Verbindungstunnel wieder in den äußeren Ring zu wechseln, als er vor ihnen Bewegung wahrnahm. Erst waren es nur Lichtreflexe, die über die Wände flirrten, doch dann…
    Sowohl Matt als auch Crow glaubten zunächst an eine Sinnestäuschung, als etwas Glitzerndes auf sie zu schwebte. Sphärenhaft. Kugelförmig.
    »Achtung!« Crow drückte sich zwischen zwei Bogenstreben an die Wand. Matt wich zur anderen Seite aus – ein Fehler, denn hier hatte er keine Deckung. Das Phänomen zog so dicht an ihm vorbei, dass es ihn streifte. Die Kugel wirkte immateriell – bis es zu der vagen Berührung kam.
    Wie ein Stromschlag durchraste ein Bild Matts Bewusstsein; nein, eher ein

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