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240 - Zeitsplitter

240 - Zeitsplitter

Titel: 240 - Zeitsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Punkt. »Lityi mag momentan die einzige Sklavin des Koordinators sein, aber sie war weder die erste noch wird sie, wenn ihm nicht das Handwerk gelegt wird, die letzte sein.«
    »Apropos Handwerk…«, hakte Crow nach. »Sagten Sie nicht, er wäre ein Werkzeug der Hydriten gewesen? Wie kam ein Werkzeug darauf, sich Gesellschaft zu suchen?«
    »Darüber habe ich lange nachgedacht«, erwiderte Matt und versuchte dem General die Besonderheiten bionetischer Werkstoffe darzulegen.
    »Also hat sich dieser durchgeknallte Koordinator über die Jahrtausende fortentwickelt«, resümierte Crow. »Mittlerweile hat er ganz zweifelsfrei Intellekt und sogar eine Persönlichkeit.«
    »Richtig.« Matt ging weiter zum nächsten Behältnis. »Ich bezweifle auch, dass diese Tentakel ursprünglich dazu gedacht waren, sich an Lebewesen anzudocken. Wahrscheinlich waren es Greifarme zur Bedienung bionetischer Instrumente. Aber irgendwann und irgendwie muss er es geschafft haben, sie zu modifizieren.«
    »Er nutzt die Verbindung zu Menschen, um von deren Wissen und Erinnerung zu partizipieren – ist es so?«, fragte Crow. »Er versklavt sie und dringt in ihre Gehirne ein, lenkt sie nach Belieben.«
    »Zumindest heute schafft er das, ohne die Betreffenden umzubringen.« Matt nickte zu den offenen Behältern hin. »Das mag in der Anfangszeit noch anders gewesen sein. Wer weiß, wie viele Versuche scheiterten, ehe er es schaffte, eine funktionierende symbiotische Beziehung aufzubauen und die Wirtskörper am Leben zu halten.«
    »Bleibt aber immer noch die Frage, wie er sie in seine Gewalt brachte«, sagte Crow – und Matt stellte verblüfft fest, dass man sich mit dem General auch vernünftig unterhalten konnte. Eine ganz neue Erfahrung! »Ich meine nicht diese Lityi, die ja wohl hier gelebt hat, sondern die Vertreter der anderen Kulturen: den Römer dort hinten, oder den Ägypter, den Asiaten… Dass sie hier liegen, widerspricht meinem Wissen über die Jahrtausende vor dem Kometeneinschlag. Können diese Kulturen schon damals bis hierher, bis in die Antarktis vorgedrungen sein?«
    Matt hob die Schultern. »Ich muss zugeben – dafür habe ich auch keine Erklärung. Einige Opfer – der Wikinger zum Beispiel, oder dieser Flieger hier, unzweifelhaft ein amerikanischer Pilot aus der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg – nahmen vermutlich an Expeditionen teil. Andere dagegen können unmöglich auf normalem Weg hierher gelangt sein.«
    Crow warf einen Blick in die Runde. »Dieses Rätsel werden wir hier und jetzt wohl nicht lösen können. Wir haben genug Zeit verloren. Folgen wir weiter der Frau, oder suchen wir woanders nach brauchbaren Waffen?«
    Matt wollte gerade antworten, da öffnete sich die Membran des Raumes, ohne dass einer von ihnen den Auslöser gedrückt hätte.
    Sie fuhren herum und erstarrten. Von draußen rief Lityi: »Kommt heraus! Niemand will euch ein Leid zufügen! Rantt’ek hat versprochen, euch gut zu behandeln!«
    6.
    »Kommen Sie herein, Lityi«, rief Matt zurück. »Lassen Sie uns hier drinnen reden!«
    In der Öffnung entstand Bewegung. Die Frau trat ein. Sie war immer noch ohne sichtbare Verbindung zu dem Koordinator und schien auch keine Waffen bei sich zu tragen,
    »Ihr müsst euch ihm unterwerfen«, sagte sie seltsam emotionslos. Ihr Blick schien durch Matt und Crow hindurch zu gehen. Sie wirkte wie in Trance.
    Dann bemerkte Matt, worauf sie starrte: Es war der Behälter, in dem der Hund lag.
    »Lityi«, wandte er sich an sie und trat auf sie zu. »Wir müssen die Zeit nutzen, in der Rantt’ek keine Macht über dich hat. Hilf uns, ihn auszuschalten! Draußen wartet dein Mann auf dich, Chacho. Er denkt, du wärst tot. Er ahnt nichts von deiner Gefangenschaft. Du kannst mit ihm fortgehen und ein neues Leben anfangen. – Wie klingt das für dich?«
    »Kaya«, sagte Lityi abwesend.
    »Kaya?« Matt folgte ihrem Blick. Sie also hatte den Namen auf die Wanne geschrieben. »So hieß dein Hund, richtig?«
    »Hündin«, sagte Lityi. »Tot. Ich hab nicht gut genug aufgepasst. Hätte bei ihr sein sollen, als…« Ihre Stimme war immer leiser geworden, bis sie ganz verebbte.
    Matt überwand die letzte Distanz zu ihr und wollte sie an den Armen fassen. Offenbar wertete sie es als Angriff, denn augenblicklich ging eine Wandlung mit ihr vonstatten. Sie wich zurück, griff mit der Rechten hinter sich, und als sie sie wieder vorholte, hielt sie einen unterarmlangen Dolch in der Hand. Die Klinge schien aus purem Gold zu bestehen und

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