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2402 - Der GESETZ-Geber

Titel: 2402 - Der GESETZ-Geber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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befallen. Warum es gerade bei ihr geschehen war, konnte niemand sagen.
    Körperlich entwickelte sich Pouxai völlig normal. Sie reifte unzweifelhaft zu einer jungen Frau, die unter anderen Umständen einer Menge Laosoor den Kopf verdreht und sie nachts nicht hätte einschlafen lassen. Wegen der Krankheit würde sich allerdings niemals jemand für sie interessieren, denn sie war anders. Horlegarmira hatte sie vor wenigen Tagen eine Kaputte genannt, als er wieder einmal einen Streit mit Pothawk provozieren wollte.
    Inzwischen war Pothawk klug genug, nicht auf solche Bemerkungen einzugehen, denn jede Diskussion und erst recht jede Prügelei brachte nur Ärger.
    Pouxai stand reglos neben ihm und verstrahlte eine ungewohnte Ernsthaftigkeit. Normalerweise war sie fröhlich und unbeschwert, solange alles nach ihren Vorstellungen lief und niemand ihr widersprach.
    Andernfalls gebärdete sie sich wie ein Baby und schrie sich in Hysterie; diese Gefühlsausbrüche wurden von Monat zu Monat häufiger. Das war eine Folge des Syndroms. Pothawk wusste das, aber es war dennoch kaum zu ertragen, ob seine Schwester nun die Schuld daran trug oder nicht.
    Mit einem Mal überflutete ihn eine nie gekannte Zuneigung zu seiner Schwester. „Reden wir nicht über mich", forderte er. „Was ist mit dir?"
    „Er geht weg", antwortete sie leise.
    Im ersten Augenblick konnte Pothawk nicht einordnen, was sie damit meinte.
    Pouxai warf den Kopf hin und her, ein so wildes Kopfschütteln, dass es den Eindruck einer Wahnsinnigen erweckte.
    Sie ist ja auch so etwas wie eine Wahnsinnige, dachte Pothawk bitter.
    „Ich will es aber nicht." Tränen quollen über Pouxais Gesicht. Der Kopf sank so tief, dass er fast den Boden berührte.
    „Hörst du? Ich will es nicht!"
    Da erst verstand Pothawk. „Vizquegatomi muss gehen. Es ist eine große Ehre, in die Akademie aufgenommen zu werden." Pothawk konnte die nächsten Worte gerade noch unterdrücken: Eine Ehre, die er vor allem Limbox und mir verdankt. Wenn wir nicht die Abschlussfragen für ihn gestohlen hätten, wäre er nicht gut genug gewesen.
    „Mir egal!", schrie Pouxai. Einer ihrer gefürchteten Gefühlsausbrüche bahnte sich an, sie stand sichtlich kurz davor, jede Selbstkontrolle zu verlieren. „Ich will nicht, dass irgendetwas anders wird!
    Alles soll so bleiben, wie es ist! Viz darf nicht weggehen, er darf nicht, er darf nicht."
    Am Ende war ihre Stimme nur noch ein Hauch, kaum verständlich unter dem Brausen des Windes.
    In ihren Augen flackerte Panik, ein Anblick, der Pothawk hilflos verharren ließ. Er suchte lange nach Worten und strich schließlich mit einer Ohrenhand über ihr Gesicht. Sie mochte das, aber er tat es sonst nie, weil ihm solche vertraute Zärtlichkeit falsch erschien, seit sie körperlich nicht mehr wie ein Kind aussah.
    „Viz wird in zwei Tagen gehen und lange nicht nach Zunux zurückkehren.
    So ist das Leben."
    „So ist das Leben", wiederholte Pouxai mit seltsamem Tonfall. Ihre Beine zitterten, und ein erster Regentropfen fiel.
     
    *
     
    „Morgen werde ich euch verlassen."
    Vizquegatomi hatte seine beiden Brüder in seinen Raum gebeten, den er bewohnte, seit er vier Jahre alt war. Nun würde er ihn räumen, als erster der Geschwister.
    Es fanden sich kaum noch persönliche Gegenstände; Viz hatte mit diesem Abschnitt seines Lebens sichtlich abgeschlossen. Nur kahle Regale und leere Schrankfächer, auf dem Boden das Schlaflager.
    Pothawks Raum würde in vier Jahren leer stehen, Limbox’ zwei Jahre später.
    Zumindest, falls sie alle in die Akademie aufgenommen wurden, aber daran zweifelte keiner. Pothawk besaß jetzt schon mehr Wissen als mancher Absolvent des Bildungszentrums, und Limbox’ Geschick für Technik und seine Fingerfertigkeit waren geradezu fantastisch.
    In sechs Jahren also würde ihrer Mutter nur noch Pouxai bleiben – und diese wohl ihr ganzes Leben lang als erwachsenes Kind.
    Limbox sprach aus, was Pothawk auf der Seele lag. „Ich weiß nicht, wie ich ohne dich zurechtkommen soll. Du warst es, der uns immer aus den Schlamasseln gerettet hat, in die wir uns geritten haben. Du hast uns herausgeholt, als Horlegarmira uns gequält hat. Mutter ist viel zu beschäftigt, um ..."
    „Still jetzt!" Viz erhob seinen massigen Körper für einen Moment auf die Hinterbeine und landete krachend wieder auf allen vieren. „Ihr braucht mich nicht mehr, seid alt genug. Denn warum habe ich euch Horlegarmira überhaupt vom Hals schaffen müssen? Weil ihr für

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