2410 - Der Kontaktwald
haben würde. So war es bisher immer gewesen, Ar-Dus-Taar hatte es ihr schon beim ersten Besuch gesagt.
Sie empfing weitere Botschaften aus der Weite der Galaxis. Vieles fand seinen Spiegel in Begriffen und Schauplätzen aus und in Hangay, anderes ließ sich eindeutig der Terminalen Kolonne TRAITOR zuordnen ...
Nur am Rande wunderte sie sich darüber, woher der Kontaktwald eigentlich sein Wissen bezog.
Wer sagte ihm, was er ihr mitteilte – oder weitergab?
Afa-Hem-F’ur fragte nicht danach.
Der Wald wünschte es nicht. Stattdessen quollen nunmehr Gedanken aus ihrem Gedächtnis nach oben, als warteten sie darauf, vom Herzen des Waldes „abgefischt" zu werden wie Öltropfen auf einem glatten See. Auch das war wie immer.
Und so erfuhr der Wald, was die Kartanin über die Terminale Kolonne und ihre Aktivitäten im Bereich des Quam-Systems erfahren hatte.
Der Wald rauschte blaugrün, nahm alle Farben und Geräusche auf, erzitterte unter der Berührung ihrer Worte.
Als sie fertig war, herrschte für einen langen Moment Schweigen.
Der Wald lag still.
Doch die Stille war nicht „leer". In ihr entstanden Informationen, baute sich neues Wissen auf und eilte über die schwarzen Schlüfte an den Leuchtfeuern der Ewigkeit vorüber zu anderen blaugrünen Oasen.
Denn auf jedem der vierzehn Segmentplaneten, die von der NK Hangay für ihren Widerstand genutzt wurden, wuchs ein Kontaktwald, und sie alle zusammen bildeten ein mentales Netz, das die Galaxis umspannte.
In einer Ära, in der Hyperfunkverkehr nur auf kurze Distanzen funktionierte, Funknetze nicht in ausreichendem Maß existierten und der Feind TRAITOR ganz Hangay kontrollierte, waren die Kontaktwälder somit eine Möglichkeit, zwischen den Segmentwelten zu kommunizieren ...
... und Kontaktsprecher wie Afa-Hem-F’ur waren eine Art „Schnittstelle" zwischen den Kontaktwäldern und den anderen Bewohnern der Galaxis, Verbindungen zwischen zwei Welten, die nur die Raumzeit miteinander teilten, sonst aber nichts.
Der Kontaktwald lieferte Daten und empfing solche, um sie weiterzuleiten.
Da war sie ganz sicher. Was sie ihm sagte, wurde von ihm aufgenommen und den anderen Kontaktwäldern übermittelt, wo vielleicht – nein, ganz sicher! – andere Kontaktwaldsprecher im Zentrum des Wunders standen und die Botschaften vernahmen, um sie an den Widerstand in ihrem Sektor weiterzuleiten.
Leider eignete sich nicht jeder zum Kontaktsprecher – einer unter Billionen womöglich nur. Ar-Dus-Taar besaß das Talent, so wie Afa-Hem-F’ur, nur ungleich stärker.
Afa-Hem-F’ur wünschte mit jeder Faser, die Freundin könnte bei ihr sein.
Sie würde sie verstehen. Sie würde auch das Chaos nachvollziehen können, das in ihr war. Sie und kein anderer ...
Doch sie war nicht da. Alle sagten, sie würde nie mehr zurückkommen.
Sie wusste es besser.
Der Wald erwachte aus seinem Schweigen.
Danke!
Süß streichelte das Grün ihre Ohren.
Sie wusste, dass sie entlassen war.
Der Wald würde sie bis an seine Grenzen zurückbegleiten und dann wieder in die Kälte der Welt entlassen, in der sie sich elend und verloren vorkommen würde, nachdem sie das Wunder verlassen hatte, das auf dieser Welt ruhte.
So war es jedes Mal.
Und doch musste sie zurück in ihre Realität und kämpfen. Was der Wald ihr sagte, war wichtig – für sie, für ihn und für die NK, für alle geknechteten Völker dieser Galaxis.
Afa-Hem-F’ur drehte sich um und ging.
Und fühlte sich traurig und allein, obwohl sie immer noch im Kontaktwald war.
Komm wieder, Freundin, dachte sie wehmütig. Tu, was immer du tun musst – aber lass mich nicht zu lange auf dich warten ...
Und mit jedem Schritt klang die „Stimme" des Waldes leiser, ferner und schwächer, und die Erinnerung an die gewechselten Worte verblasste und verschwand, um nur noch in den starren Kristallen des Würfels erhalten zu bleiben.
Informationen, die der Widerstand für seinen Kampf brauchte.
4.
5. Juli 1346 NGZ
Schiffstorkeln im Weltraum
Als sie sich wieder gegenüberstanden, waren die Traitanks aus der Umgebung des Sterns verschwunden.
Nicht nur das versprach eine bessere Entwicklung: Auch Rea-Chi-D’un nicht wiederzuerkennen.
Die Kartanin hatte fast einen Tag benötigt, um all das Material zusammenzutragen, das die Galaktiker mitnehmen sollten, und eine halbwegs sichere Route ins Quam-System zu erstellen.
Atlan hatte sie gewähren lassen. Die Kommandantin und ihre Leute waren hier zu Hause, nicht er. Er
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