2410 - Der Kontaktwald
weiteren möglichen Koda Ariel auf Hochtouren lief, hatten die Spezialisten der Neuen Kansahariyya, angeführt von der Kommandantin und unterstützt von Dr. Indica, die Unterkunft des vermeintlichen Hauri nach allen Regeln der Kunst durchleuchtet.
Dabei war eine Anzahl von kleinsten Speicherkristallen gefunden worden.
Cotthaki hatte sie gut versteckt, aber nicht gut genug für geschulte Kartanin, deren Sinne zusätzlich von der Angst um ihren Planeten und ihren Widerstand geschärft worden waren.
Die Objekte waren jeweils nicht größer als ein Salzkristall und enthielten je einen mikrominiaturisierten Peilsender, dessen Kolonnen-Funk-Signale eine Reichweite von circa zehn Kilometern besaßen.
Für die Spezialisten war es kein Kunststück gewesen, den Inhalt der Kristalle auszuwerten. Dass sie nicht besser gesichert waren, deutete darauf hin, dass sich der Spion der Kolonne relativ sicher gefühlt hatte.
Die Speicherkristalle enthielten eine minutiöse Beschreibung der Verhältnisse auf Quamoto, inklusive der Koordinaten. Was Atlan vor allem anderen auffiel, war die wiederholte Erwähnung eines Phänomens namens „Kontaktwald", das den Koda Ariel mehr als alles andere beschäftigt zu haben schien.
Aber es kam noch besser.
Der falsche Cotthaki hatte peinlich genau Buch geführt. In Form von Tagesrapporten hatte er alles diktiert, was für seine Arbeit und für ihn selbst von Belang war. Sie erfuhren ebenfalls davon, dass es dem Koda Ariel nicht gelungen war, in den Kontaktwald einzudringen.
Daraus ließ sich entnehmen, dass er auf Quamoto allein operiert hatte, ohne jede Unterstützung durch Daerba – Zuarbeiter, rangniedrigere Helfer. Diese Informationen machten die weitere Suche nach anderen Kolonnen-Agenten mit einem Schlag überflüssig. Die dazu eingesetzten Kräfte konnten wieder anderweitig Verwendung finden.
Es war dem Gestaltwandler ebenso nicht gelungen, einen Kolonnen-Funk-Sender nach Quamoto einzuschmuggeln. Aus diesem Grund hatte er den Plan gefasst, den Segmentplaneten weiter auszukundschaften und seine Erkenntnisse auf Speicherkristall abzulegen – um diese Kristalle dann bei Außeneinsätzen der NK Hangay an geeigneter Stelle zu „verlieren", sodass sie von Einheiten der Terminalen Kolonne gefunden, geborgen und ausgewertet werden konnten.
Atlan fragte Rea-Chi-D’un nach solchen „Außeneinsätzen". Sie erwiderte, dass es absolut zur Praxis in der Kansahariyya gehörte, dass auch „honorige Mitglieder" wie die Völkervertreter im Sternenrat an Erkundungsoder anderen Missionen außerhalb ihrer Residenzplaneten teilnehmen konnten. In Cotthakis Fall war es sogar so gewesen, dass der vermeintliche Hauri, trotz aller unübersehbaren körperlichen Handicaps, bereits mehrere solcher Einsätze hinter sich gebracht hatte – und zwar mit Erfolg. Er hatte einige wichtige Kontakte geknüpft und die Informationsstruktur der NK in Teilbereichen verbessern können.
Cotthaki hatte als „Mann der Tat" gegolten, was ihm zweifellos einigen Kredit im Sternenrat eingebracht hatte. Er war über jeden Zweifel erhaben gewesen. Niemand konnte ihn leiden, aber ebenso wenig misstraute ihm jemand.
Das stellte sich für den Arkoniden jetzt natürlich in einem anderen Licht dar.
„Ich habe bereits Cotthakis Außenmissionen überprüfen lassen", erklärte Rea-Chi. „Die letzte hatte ihn undercover zum Planeten Shecher I geführt, auf dem, laut vorliegendem Datenmaterial, immerhin einige Traitanks stationiert sind. Es ist denkbar, dass er erst bei dieser Mission ›ausgetauscht‹ wurde, aber davon kann man nicht ausgehen. Bei unseren Rechenmodellen sind wir daher von einer längeren Spionagedauer ausgegangen."
Atlan glaubte zu wissen, was sie als Nächstes sagen würde.
„Bis zum Beweis des Gegenteils müssen wir davon ausgehen, dass Cotthaki auf Shecher I eine Anzahl seiner Speicherkristalle deponiert hat.
Der Inhalt kann allerdings nicht besonders umfangreich sein, da fast alle brisanten Informationen auf den sichergestellten Kristallen vorliegen und jüngeren Datums als sein Einsatz sind. Nur so ist es zu erklären, dass TRAITOR anscheinend ausschließlich auf seinen Spion setzt und nicht wenigstens einen Ortersatelliten hier im Quam-System stationiert hat. Und das ist, jedenfalls unseren Erkenntnissen nach, nicht der Fall."
„Für den Fall, dass der Spionsatellit in einem Dunkelfeld verborgen wäre, hätten wir ihn bereits dank unseres speziellen Ortungsgeräts aufgespürt", versicherte
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