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2413 - Das Genetische Magazin

Titel: 2413 - Das Genetische Magazin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zusammen. Bei Cav hatte es zu einer Aktivierung des Sprechzentrums geführt. Mit etwas Glück würde sich der Wortschatz der Mikro-Bestie in nächster Zeit erweitern. Auch wenn es nie zu einer sinnvollen Konversation zwischen ihr und ihrem Schöpfer kommen würde, der Fortschritt der misslungenen Kreatur ließ sich messen. Kein Inssino konnte ihn wegargumentieren.
    Mit diesem Gedanken erreichte Sheymor Merquin die Peripherie des Labortrakts. Dicht vor den beiden Multifunktionskugeln der Überwachungsanlage hielt er an. Die beiden Aggregate, jedes doppelt so groß wie sein eigener Kopf, pendelten an biegsamen Auslegern unter der Decke. Sie reckten sich ihm entgegen, scannten und identifizierten ihn.
    „Es ist alles in Ordnung", verkündete eine Stimme von der Wand her.
    Der Kolonnen-Anatom musterte die tanzenden Kugeln reglos. „Ich brauche eine Liste aller Räume und Geräte, an denen Pharoib Inssino etwas verändert hat."
    „Er hat nichts verändert."
    Sheymor Merquin traute dem Frieden nicht. Er gab seinen Präferenzkode ein, der ihn als Leiter des Genetischen Magazins auswies und ihn berechtigte, seine Mitarbeiter zu überprüfen. Die Multifunktionskugeln ließen vor seinen Augen eine holografische Zeitraffer-Miniaturwelt entstehen von dem Augenblick an, als Pharoib Inssino am Vorabend den Labortrakt betreten hatte.
    Aus der Vogelperspektive der Beobachtungskameras sah es aus, als schleppte sich der Kolonnen-Anatom mühsam dahin. Die dürren Beine schienen kaum das Gewicht zu tragen. Inssinos Lamellenpanzer schepperte unrhythmisch dazu. All das trug dazu bei, die Aversion Sheymor Merquins gegenüber dem anderen zu verstärken.
    Pharoib Inssino, der Konkurrent.
    Schlimmer noch: Pharoib Inssino, der potenzielle Nebenbuhler in der Gunst um die bezauberndste Anatomin der Skapalm-Bark.
    Merquin atmete tief ein, um den betörenden Duft Mairn Thuins zu inhalieren, der die Gänge und Schächte des Labortrakts durchzog. An diesem Morgen fehlte er, die Kolonnen-Anatomin hatte ihren Dienst noch nicht angetreten.
    Sheymor Merquins Blick fraß sich dafür an der Holowelt und dem Kolonnen-Anatomen fest. Inssino nahm seine Arbeit auf, ohne sich um die Hinterlassenschaften seines Vorgängers zu kümmern. Irgendwann tauchten die Reinigungsroboter auf und säuberten alle Fußböden.
    Vergeblich suchte Merquin nach der Sequenz, in der Pharoib Inssino den Maschinen die Anweisung dazu erteilt hatte. Die Information der zentralen Supratronik brachte ihn beinahe aus der Fassung.
    „Dein Stellvertreter hat die Roboter vor zwanzig Tagen instruiert."
    „Zwanz..." Dem Kolonnen-Anatomen blieb die Luft weg. Eine Weile verharrte er reglos und kämpfte gegen die aufkeimende Panik an, Inssino könne seine Absichten vorhersehen und besitze folglich übersinnliche Kräfte. Es konnte nicht sein. Dahinter steckte etwas anderes. Vielleicht tilgte sein Stellvertreter damit die Spuren seines eigenen Tuns.
    Was er da tat, malte Sheymor Merquin sich in düstersten Farben aus.
    Er trifft sich mit Thuin! Hassgefühle brandeten in ihm auf und überlagerten jede vernünftige Überlegung. Oder er manipuliert meine Arbeit! Stellt er mir Fallen?
    Nach dem aktuellen Stand der Informationen hatte Inssino seinen Nanostaub nicht selbst bemerkt, sondern war allenfalls von den Robotern darauf aufmerksam gemacht worden. Dass er auf den Vertrauensbruch reagieren würde, entsprach dem Verhalten aller Kolonnen-Anatomen. Den Zeitpunkt jedoch bestimmte allein er.
    Merquins rebellierende Gedanken beruhigten sich nach und nach. Die Rivalität zwischen ihnen beiden hatte schon immer existiert, sie waren sich dessen lange Jahre nur nicht bewusst gewesen.
    Sie hatten gemeinsam geforscht, bis man sie in die DERUFUS versetzt hatte. Seither arbeiteten sie ebenso wie alle anderen Kolonnen-Anatomen an diesem einen Projekt – gemeinsam und dennoch getrennt. Jeder suchte den Erfolg und würde alles daransetzen, seine Methoden und Ergebnisse vor den anderen geheim zu halten.
    Konkurrenz belebte das Geschäft, und das galt nicht nur draußen in den Sterneninseln des Universums, das galt auch in der Terminalen Kolonne und besonders hier in der Skapalm-Bark DERUFUS.
    Das wusste auch Pharoib Inssino.
    Sie alle hatten allerdings ein Problem, das sie Tag und Nacht begleitete. Ihnen standen keine 100.000 Jahre Kolonnen-Evolution zur Verfügung, um ihr Ziel zu erreichen. Sie hatten nur dieses eine Leben, das sie mit Können und Glück immer wieder verlängerten. In ihren genetischen

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