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2413 - Das Genetische Magazin

Titel: 2413 - Das Genetische Magazin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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am Charakter", hörte Sheymor Merquin den Terraner sagen.
    Er warf den Kopf herum und entdeckte Roi Danton auf der anderen Seite des Tanks, wo er sich vor der Auseinandersetzung in Sicherheit gebracht hatte.
    „Du trägst die Schuld an allem", fuhr er ihn an. „Du hast uns gegeneinander ausgespielt. Aber jetzt wird abgerechnet."
    Auffordernd sah er Inssino an. Der Kolonnen-Anatom beachtete ihn nicht einmal. Merquin fing an, ihn zu umkreisen. Mit einem Mal blitzte auch in der rechten Hand des Stellvertreters ein Skalpell. Und in der linken. Und in der vorderen. Inssino versetzte seinen Körper in Rotation. Die Arme wirbelten, und ehe Sheymor Merquin es richtig sah, schlug etwas gegen seine Wange und hinterließ eine heiße Spur. Blut sickerte aus dem Schnitt.
    „Das zur Warnung!", hörte er Pharoib Inssino sagen. „Lass es dir eine Lehre sein. Und jetzt verschw..."
    Das letzte Wort blieb dem Kolonnen-Anatomen buchstäblich im Hals stecken.
    Sheymor Merquin hatte sein Skalpell geschleudert. Es blieb mit der Spitze in Inssinos dicker, grünblauer Zunge stecken. Der schnappte überrascht nach Luft. Dann griff er an. Während er mit den Lippen am Griff des Skalpells zog, stach er mit seinen eigenen Werkzeugen auf Merquin ein.
    Der ließ ihn kommen. Aus den Tiefen seines Lamellenpanzers zauberte er mehrere Scheren und Messer. Eines wog er in der rechten Hand, führte mit den Krallen die Klinge in die passende Richtung. Ein leichter Dreher der Hand neben dem Panzer, ein heftiger Schwung gegen das Heft, dann steckte das Messer zwischen den Lamellen des Rivalen.
    Pharoib Inssino beachtete es nicht. Er bewegte die Lamellen, und das Messer fiel zu Boden.
    „Du weißt nicht, worauf du dich einlässt", zischte Inssino.
    Merquin warf sich gegen ihn. Mit der vollen Wucht seines Körpers brachte er seinen Gegner zum Straucheln. Gleichzeitig stach er mit dem Messer in Richtung Hals, wo wichtige Adern verliefen.
    Ein Blutstrahl schoss ihm entgegen, begleitet von einem Schlag gegen seinen Panzer. Etwas stach in seinen Körper, wühlte dort in den Eingeweiden und traf ein Organ. Die Adern platzten mit einem lauten Schmatzen.
    Merquin spürte übergangslos Schmerz, der sich bis in die Beine fortsetzte. Er wollte einen Schritt nach vorn machen, aber es ging nicht. Verwundert starrte er an sich hinab. Winzige Tentakel mit jeweils zehn Fingern klammerten sich an ihm fest. Sie wuchsen aus den Beinen des Kontrahenten.
    Pharoib Inssino packte ihn jetzt mit zwei Armen, während der Brustarm ein Skalpell gegen seinen Kopf führte. Er riss einen Arm vor das Gesicht, aber der Stich ins Auge war schon erfolgt. Inssino wühlte mit dem Skalpell im Augapfel.
    „Behauptest du noch immer, der Brustarm sei schwach und kraftlos?"
    Sheymor Merquin verhakte seinen Lamellenpanzer in Inssinos. Jetzt konnte der andere nicht mehr ausweichen, und vor allem konnte er mit seinem Brustarm nichts mehr ausrichten.
    „So hast du dir deinen Triumph nicht vorgestellt", zischte er und stach mit beiden Armen zu. Dabei vernachlässigte er seine Deckung und spürte das Messer tief in seiner Brust. Ineinander verkeilt stürzten die beiden Kolonnen-Anatomen zu Boden.
    Sheymor Merquin spürte, wie sich in seinem Bauch ein dicker Blutballon bildete. Selbst der sofortige Eingriff durch einen Medoroboter hätte ihn jetzt nicht mehr retten können. Pharoib Inssino verlor viel Blut am Hals. Er keuchte ungleichmäßig, dann fiel sein Kopf zur Seite.
    Sheymor Merquin brachte noch die Kraft auf, dem Rivalen mehrmals ein Skalpell durch das unverletzte Auge ins Gehirn zu treiben, bis er vom Tod des Kolonnen-Anatomen überzeugt war.
    Und ich?, dachte er. Ist das etwa ein Triumph, ein paar Augenblicke länger zu leben als der andere?
    Er beantwortete die Frage eindeutig mit Ja. Für einen Kolonnen-Anatomen zählte nur das, und selbst wenn es lediglich Sekunden waren. Ihr ganzes Leben richteten sie darauf ein, die anfälligen Körper zu operieren und zu trimmen, um ein bisschen länger am Leben zu bleiben als der Nachbar.
    „Ich habe gesiegt!", blubberte Merquin in einem Schwall Blut, aber es hörte ihm keiner zu.
     
    *
     
    Wie lange er so dalag, er wusste es nicht. Er hörte ein leises Zischen, sah den Körper des Terraners, der unter Paralysestrahlen zusammenbrach. Danton stand nicht mehr auf der anderen Seite des Tanks, er stand jetzt neben dem Tisch, auf dem Sheymor Merquin alle möglichen Gegenstände zusammengetragen hatte.
    Die Medoroboter funktionierten noch.
    Sie

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