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2414 - Die Bestie Ganymed

Titel: 2414 - Die Bestie Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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stand ihm gegenüber und hielt ihm den breiten, schulterlosen Kopf zugewandt. Drei bösartig glühende Augen stachen aus dem Gesicht hervor. Roi meinte, ungezähmte Wut in ihnen lesen zu können.
    Dieses Geschöpf war der denkbar schlechteste Verbündete, den man sich nur vorstellen konnte. Ein Ungetüm, das von Instinkten getrieben wurde, die es zu einer lebenden Kampfmaschine machten.
    Und dennoch ... Wenn er mit der Bestie zu einem Einvernehmen kam, wenn dieses genetisch hochgezüchtete Wesen über ausreichend Verstand verfügte und wenn es ihm gelang, es auf sich und seine Pläne aufmerksam zu machen – dann besaßen sie gemeinsam eine Chance.
    Die Terminale Kolonne als solche erschien Roi Danton unangreifbar. Die Masse der zur Verfügung stehenden Kämpfer, die Schiffe, die Methodik, die Technik, die Logistik – dies alles machte TRAITOR zu einem Gegner, wie es keinen schlimmeren zu geben schien. Doch die einzelnen Einheiten hatten durchaus ihre Schwachstellen.
    Wie in jedem Heereskörper gab es inkompetente Führungsriegen, Eitelkeiten, Kompetenzstreitigkeiten, Fehlverhalten. Mochten auch noch so viele Motivatoren am Werk sein, um die Besatzungen ganzer Flotten auf Kurs zu halten – nichts und niemand war fehlerfrei und schon gar nicht in einem System, das zumindest zum Teil auf Repressionen beruhte.
    Die Skapalm-Bark DERUFUS war ein Raumschiff mit einer Längenausdehnung von annähernd 1000 Metern. 2500 Anatomen taten hier Dienst und vollführten biogenetische Experimente. Vielleicht wollte man aus dem Geschöpf, das ihm gegenüber abgestellt worden war, irgendwie eine neue Generation von Mikro-Bestien schaffen.
    Roi Danton tastete den Gegenstand in seiner Hand ab. Es handelte sich um den Bauteil einer Versuchsanordnung, die er während des Kampfes zwischen Sheymor Merquin und Pharoib Inssino für sich entdeckt hatte. In der Mitte des lang gezogenen Objekts befand sich der Auslöser. Er war mit einem menschlichen Fingernagel gerade noch zu betätigen. Der Vorderlauf endete in einer Art breiter Kimme; an dieser hakeligen Verbreiterung hatte er den Gegenstand aus seinem Finger gezogen.
    Es musste Roi gelingen, seine Hand so weit abzuwinkeln, dass er mit dem miniaturisierten Gerät nach draußen zielen konnte. Es würde Stunden kosten, seinen wie festgefroren wirkenden Arm in den richtigen Winkel zu bugsieren; immer bedacht auf Kolonnen-Anatomen, die diesen Teil der Skapalm-Bark überwachten. Sobald ihm dies gelang, würde er es aktivieren.
    Es. Einen kleinen Mikro-Laser.
     
    4.
     
    Vergangenheit: die Bestie
     
    Die Anderen hatten Null, nachdem sein Zornanfall im Saal abgeklungen war, mithilfe eines Strahlers paralysiert. Umgefallen war er, stocksteif, zu keiner Bewegung mehr fähig. Nachdem das Wasser abgelaufen war, hatte er die Kolonnen-Anatomen erstmals zu Gesicht bekommen. Am Boden liegend, zu keiner Regung fähig. Viergliedrige Lebewesen waren sie, filigran und verletzlich wirkend. Ihre Körper waren entstellt, durch sonderbare Operationen verunstaltet.
    Etwas in ihm sagte ihm, dass er Hochachtung vor diesen Wesen empfinden musste. Ein genetisch bestimmtes Programm sprach an. Sie waren Herrscher über Leben und Tod. Über sein Leben und seinen Tod. Wenn sie es von ihm forderten, würde Null sich selbst richten.
    Er hasste sie deswegen und musste sie gleichzeitig lieben.
    Obgleich: Vielleicht war es besser, von „Achtung" zu sprechen?
    „Du wirst von nun an unter der Katalognummer 1213UII764 geführt werden", sagte derjenige der Kolonnen-Anatomen, der sich am weitesten zu ihm herabbeugte. „Nach diesem ersten Versuch haben wir beschlossen, dich vorerst nicht dem Ausschuss-Konverter zu überantworten. Manche deiner Reaktionen waren ... interessant und von einer gewissen Logik geprägt. Sei also froh, dass wir dich für lebenswert erachten."
    Der Vierglieder kratzte sich über ein nässendes Ekzem an der Wange; darunter kam eine rostig wirkende Metallplatte zum Vorschein. „Mein Name ist Konzig Asmo. Ich bin dein persönlicher Betreuer. Du gehörst mir."
    Null, dessen eigentlicher Name 1213UII764 lautete, wehrte sich gegen die lähmende Beeinflussung, die sowohl seinen Körper als auch seinen Geist beeinflusste. Ein Teil von ihm, tief hinabgedrückt in die Abgründe seiner Psyche, wollte sich wehren, diesen überheblichen Kerl packen und ihn entzweibrechen.
    „Du bist experimenteller Rohstoff", fuhr Konzig Asmo fort. „Wir stellen Versuche an. Gib dich nicht der Illusion hin, etwas Besonderes

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