Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2414 - Die Bestie Ganymed

Titel: 2414 - Die Bestie Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
zu sein. Du bist einer von vielen einer Baureihe, die wir auf bestimmte Merkmale hin testen wollen."
    Baureihe. Testen. Versuche.
    Dies waren Begriffe, die Null zwar in seinem Wissenspool gespeichert hatte, die aber in Bezug auf ihn als selbstständig denkendes Lebewesen wenig Sinn ergaben. Dennoch, so fühlte er, würde er sich den Anordnungen des Kolonnen-Anatomen beugen müssen.
    „Ich lasse dich nun in deinen Konservierungstank zurückbringen. Dort wirst du ruhen, bis wir dich wieder benötigen."
    Konzig Asmo rief mit einem Impulsgeber, den er um seinen Hals trug, einen Roboter herbei, dessen kugelförmiger Rumpf in einer Flugschüssel steckte. Er gab ihm stumme Anweisungen, allein durch komplizierte Fingerbewegungen, und marschierte dann davon, ohne Null einen weiteren Blick zu widmen.
    Der Flugroboter schwebte näher. So nahe, dass der Rand der Schüssel sein Gesicht berührte. Ein Bündel gelber Strahlen erfasste seinen Kopf, schien ihn auszumessen. Ein Surren ertönte.
    Dann spuckte das mechanische Ding Schaum über ihn, der sich verfestigte, sobald er mit Nulls Haut in Berührung kam. Dunkelheit kam. Und Müdigkeit, die ihn augenblicklich einschlafen ließ.
     
    *
     
    Null fand sich in einem mit Flüssigkeit gefüllten Behälter wieder. Sein Körper schwebte frei. Links und rechts von ihm, aus den Winkeln seiner beiden äußeren Augen gerade noch erkennbar, reihte sich ein Behälter an den anderen.
    Die Flüssigkeit erlaubte keine besondere Raumsicht; Null vermutete, dass hier mehrere hundert Leidensgenossen abgestellt worden waren.
    Er versuchte sich zu bewegen. Es misslang. Seine Körperfunktionen waren intakt; diverse Schläuche, Röhrchen, Kanülen und Ports waren in seinen Leib verpflanzt worden und erhielten ihn in diesem erbarmungswürdigen Zustand.
    Erbarmungswürdig? Besaß er denn das Recht, über die Moral der Kolonnen-Anatomen zu richten? Dies hier war ein Schiff des Chaos. Kenntnisse und Wissen darüber waren in Null verankert. Die Chaosmächte verfolgten in diesem Raumsektor bestimmte Absichten. Er war lediglich ein winziger Bestandteil dieser Bemühungen. Irgendwann, so wusste er plötzlich, würde es mit seiner Hilfe – oder der anderer Versuchskreaturen – gelingen, das Leistungsvermögen der Mikro-Bestien zu steigern.
    Mikro-Bestien ... Artverwandte waren sie, allerdings von nur einem Bruchteil seiner Körpermasse. Sie empfanden dieselbe kreatürliche Wildheit, die auch Null zu eigen war, galten als unbeherrscht und nur bedingt im Sinne der Terminalen Kolonne TRAITOR einsetzbar. Was sie benötigten, war kühles, logisches Denkvermögen. Etwas, das im Genpool ihrer gemeinsamen Vorfahren verankert gewesen war. Ein sogenanntes Planhirn.
    Sorgten sich die Anatomen deshalb um ihn? Vermuteten sie, dass er die Anlagen dazu besaß?
    Null konzentrierte sich auf die ersten bewusst erlebten Minuten seiner Existenz. Da waren gezielte Handlungen gewesen. Überlegungen, wie er in der außergewöhnlichen Situation zurechtkommen sollte. Erst nachdem man ihn mit den Lasern gereizt hatte, war der Zorn über ihn gekommen und hatte sein Denken ausgelöscht.
    Alleine die Tatsache, dass er diesen Vorgang kühl analysieren konnte, ließ vermuten, dass er in der Tat dazu in der Lage war, die Hoffnungen der Anatomen zu erfüllen.
    Deren Hoffnungen?
    Und was war mit seinen eigenen Wünschen/Bedürfnissen/Erwartungen?
    Sie standen hintan, sie besaßen keinerlei Relevanz.
    Null versuchte neuerlich, irgendeinen Körperteil in Bewegung zu setzen. Nichts. Man gestand ihm nicht einmal zu, tiefer einzuatmen oder einen Teil der Flüssigkeit zu schlucken. Er war auf sein Bewusstsein reduziert – auch das entsprang möglicherweise den Absichten der Anatomen.
    Null war ein Kind der Terminalen Kolonne. Er fühlte sich ihr verpflichtet. Eine genetische Grundeinstellung ließ ihn keinerlei Taten ausüben, die den Zielen TRAITORS zuwiderliefen.
    Warum konnte er diese Dinge dann überhaupt denken? Durfte ein Wesen wie er an seinen Göttern zweifeln? Warum war ihm die Möglichkeit gegeben, Fragen zu stellen – und damit Kritik zu üben?
    Es gab nur eine Antwort: In ihm existierte ein zweigeteiltes Bewusstsein.
    Ein Teil war für emotionsgelenkte Handlungen zuständig, der andere für strikt logische Verhaltensregeln. Vielleicht war der eine Teil noch nicht allzustark ausgeprägt, vielleicht entwickelte er sich erst. Dieser Teil ermöglichte es ihm, die Dinge zu hinterfragen und nach Antworten zu suchen.
    Null besaß ein

Weitere Kostenlose Bücher