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2414 - Die Bestie Ganymed

Titel: 2414 - Die Bestie Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vorsichtig. Er hatte keine Ahnung, welche Möglichkeiten die Kolonnen-Anatomen besaßen, um seine Vitalimpulse anzumessen. Eine geringfügige Pulssteigerung oder verstärkte Bewegungsimpulse mochten Wachroboter in Alarmbereitschaft versetzen. Vielleicht war es auch verstärkte Hirntätigkeit, die die grässlichen Mediker der Terminalen Kolonne TRAITOR auf den Plan rief. Vielleicht wussten sie ganz genau, dass er, Roi, etwas plante, und amüsierten sich insgeheim königlich über seine erbärmlichen Versuche, die Dinge in Bewegung zu setzen.
    Du wirst paranoid!, schalt sich Roi Danton. Konzentrier dich auf die Dinge, die du selbst beeinflussen kannst!
     
    *
     
    In seiner nächsten bewussten Phase ließ Roi den Daumen weiter über die Narbe gleiten. Er spürte jede einzelne Fuge des Metall- und Kunststoffkörpers, der unter der Haut steckte.
    Rois Schmerzempfinden war äußerst gedämpft. Dünne Schläuche bohrten sich an Armen, Beinen und in den Leisten in die Blutbahnen. Sie versorgten ihn mit lebensnotwendigen Nährstoffen und hielten seinen Körperhaushalt im Gleichgewicht. Über die Gesichtsmaske wurde ihm mittels einer externen Lungenpumpe Sauerstoff zugeführt.
    Käfertierchen hatten sich an seiner Haut festgesetzt, nichts anderes als winzige Cyborgs, die beständig über seinen Körper krabbelten und sich dort wie Blutegel festfraßen, wo Nervenzuckungen und andere, durch die lange „Lagerung" im Tank verursachte Fehlfunktionen auftraten. Was sie taten und wie sie wirkten, blieb Roi unbekannt.
    Tatsächlich schienen sie sein körperliches Wohlbefinden zu unterstützen und seine Muskulatur zu reizen.
    Er schlief, erwachte, schlief erneut, bevor er sich in einer längeren Wachphase wiederfand. Erstmals seit Langem spürte der Unsterbliche die Kraft, sein weiteres Vorgehen zu durchdenken.
    Unendlich langsam tastete er über den Schorf an der Kuppe des rechten Zeigefingers. Die Käfer hatten sich aus irgendeinem Grund noch nicht daran gütlich getan.
    Roi fühlte die Spitze des winzigen, scharfen Gegenstands, den er sich ins Fleisch gerammt hatte. Er tastete ringsum, langsam und gründlich. Das Metallding lag parallel zu den vordersten beiden Fingerknochen und war annähernd dreieinhalb Zentimeter lang. Er musste es hervorkitzeln. Irgendwie.
    Mit den Nägeln des Mittelfingers und des Daumens bekam er den schmalen, vorderen Teil zu fassen. Eine Art Widerhaken hing daran, der ihm die Arbeit erleichterte.
    Roi atmete tief durch. Er besann sich mehrerer Entspannungstechniken, die er im Laufe der Jahrtausende verinnerlicht hatte. Von Atlan erlerntes arkonidisches Dagor, unter Freihändlern erworbenes terranisches Qi Gong – sie alle lieferten Teilaspekte, mit deren Hilfe er dem Schmerz Widerstand entgegensetzen konnte.
    Unmengen von sensorischen Nervenzellen befanden sich am Ende der Innenseite eines jeden Fingers. Sie bildeten ein Geflecht, das diesen winzigsten Teil eines menschlichen Körpers mit ungewöhnlicher Empfindlichkeit ausstattete. Roi zog an dem Widerhaken. Ein Riss bildete sich in der Haut, verbreiterte sich allmählich. Er unterdrückte den natürlichen Impuls, seine Körpermuskulatur anzuspannen. Er musste entspannt bleiben; die Psyche von der Physis trennen und so unbeteiligt wie möglich darangehen, den Fremdkörper aus seinem Fleisch zu schaffen.
    Millimeter für Millimeter zog er den Vorderteil des Dings aus dem Finger.
    Immer weiter riss die Epidermis. Blut tropfte hervor und zog eine dünne, kaum wahrnehmbare Spur durch die Konservierungsflüssigkeit nach oben, gerade noch aus den Augenwinkeln erkennbar.
    Die paralyseähnliche Starre, die mit seinem getrübten Bewusstseinszustand einherging, erlaubte Roi nur wenige Freiheiten. Er hätte möglicherweise seinen Kopf bewegen und hinab auf seine Hand blicken können. Er verzichtete darauf. Es reichte, wenn er die Finger bewegte. Eine deutliche Veränderung in seiner Körperhaltung hätte möglicherweise Beobachter auf den Plan gerufen ...
     
    *
     
    Neuerlich musste er in eine Bewusstlosigkeit geglitten sein. Die ihm gegenüber „eingelagerte" Bestie war zwischenzeitlich verschwunden.
    Roi erschrak. War ihm der Gegenstand, der in seinem Zeigefinger gesteckt hatte, entglitten und zu Boden gefallen? Vorsichtig und langsam streifte er mit dem Daumen über die Fingerkuppe.
    Nein; er war noch da. Er ragte ungefähr einen Zentimeter aus der Haut.
    Roi musste längere Zeit geruht haben, denn das Gewebe ringsum war verheilt und mit dem

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