2420 - Ketschuas Mondflug
zuhörte.
Keiner brachte Verständnis dafür auf, warum er es getan hatte.
„Dein Glück, dass du nichts Wertvolles entwendet hast", schnauzte ihn Sergeant Lin Derrob an, um dessen Hals sich das Echsenwesen Grobbel schlang, das Ketschua zum Verhängnis geworden war.
So gut Ketschua auch im Vorfeld unauffällig recherchiert hatte, war ihm doch nichts von der telepathischen Verbindung zwischen den beiden Symbiosepartnern bekannt gewesen. Was Grobbel sah, das sah unter gewissen Umständen auch Derrob selbst.
Ketschua spielte dem vielarmigen Sergeant genau wie allen anderen den reumütigen Sünder vor.
In Wahrheit verdaute er den Anschiss bereits wieder und schmiedete neue Pläne, wie er die Diebestouren etwas unauffälliger wieder aufnehmen konnte. Gucky würde ihn bestimmt verschärft beobachten.
Einige Tage später, als sie endlich in die Nähe der Zielgalaxis kamen, war Ketschua längst wieder unterwegs.
Sein Zwischenlager umfasste bereits neun Beutestücke, als der Alarm durch das Schiff gellte.
6.
Gucky: Das Wrack
„Stell endlich einer den Alarm ab!", rief Perry Rhodan, und er klang nicht gerade so, als sei er bester Laune.
Sekunden später erlosch das enervierende optische Signal, das auch nach Ende des akustischen Alarms noch die mögliche Gefahr aufgezeigt hatte.
Die JULES VERNE hatte einen planmäßigen Zwischenstopp eingelegt und dabei Traitanks in etwa 1000 Lichtjahren Entfernung gesichtet. Da der Paros-Schattenschirm das Schiff standardmäßig sofort nach dem Rücksturz ins Standarduniversum schützte und verbarg, konnten sie die JULES VERNE nicht orten. Der Alarm war von einem übereifrigen Sergeant ausgelöst worden, der sich inzwischen zweifellos einer Strafpredigt seines Vorgesetzten ausgesetzt sah.
Gucky merkte Rhodan an, dass diesen Sorgen plagten. „Wir sollten den Schattenschirm nun dauerhaft einsetzen. Je näher wir Tare-Scharm kommen, umso häufiger werden wir auf Einheiten der Terminalen Kolonne treffen."
Der Terraner schaute unverwandt auf einen Bildschirm, der das Ergebnis der Fernortung von Tare-Scharm zeigte. „Du hast recht, Gucky."
„So? Habe ich das? Und was habe ich gesagt?", fragte der Mausbiber entrüstet. Seiner Meinung nach widmete ihm Rhodan viel zu wenig Aufmerksamkeit.
Endlich drehte sich der Freund zu ihm. „Ich habe dich schon verstanden.
Allerdings kann ich zwar viel, aber nicht an zwei Orten zur gleichen Zeit sein und auch nicht zwei Dingen gleichzeitig meine volle Aufmerksamkeit widmen. Wenn ich die Fernortung studiere, kann ich nicht gleichzeitig mit dir reden, Kleiner."
„Kleiner? Wann hast du mich das letzte Mal so genannt?"
Rhodans Gesichtszüge entspannten sich. „Vielleicht kommt es daher, dass du deinen Schützling Ketschua so bezeichnest. Wie geht es ihm?"
„Willst du das wirklich wissen, gerade jetzt?"
Rhodan tippte auf den Bildschirm. „Jeder Zeitpunkt ist so gut wie dieser, denn die Ortung liefert ohnehin keine neuen Ergebnisse. Alles bleibt beim Alten. Tare-Scharm scheint genau dieselbe Galaxis zu sein, die sie schon immer war. Keine ungewöhnlichen Messwerte, keine sichtbaren Veränderungen, nichts was darauf hindeutet, welche kosmische Katastrophe sich in ihr abspielt."
„Hast du etwas anderes erwartet? Es war beim letzten Zwischenstopp so und bei allen anderen vorher auch." Gucky trat ebenfalls an die Ortung und warf einen flüchtigen Blick darauf. „Schon die Ausbreitung von elektromagnetischer Strahlung mit einfacher Lichtgeschwindigkeit setzt Grenzen. Selbst wenn es sichtbare Änderungen gibt, sind sie hier längst noch nicht sichtbar.
Vergiss nicht, dass wir einige Zehntausend Lichtjahre entfernt sind."
„Dennoch existiert nicht der kleinste Hinweis, und die Veränderungen in Tare-Scharm haben schon vor langer Zeit begonnen."
„Keine paar zehntausend Jahre, möchte ich wetten. Das alles nimmt dich sehr mit", stellte der Mausbiber fest. „Du klingst so ganz anders als bei deinen öffentlichen Auftritten. Dort lebst du Zuversicht vor."
„Ich bin zuversichtlich", behauptete Rhodan, „auch wenn ich mich einem alten Freund gegenüber einmal gehen lasse. Gucky, ich habe auf vielen Reisen durch den Weltraum sehr vieles erlebt, und ich sage dir eins: Ich halte es nicht für unmöglich, dass es gerade darauf ankommt, dass wir unbedingt daran glauben, dass wir der Menschheit der Gegenwart Rettung bringen werden.
Das ist die Motivation, die unser Handeln beeinflusst und uns am Ende zum Sieg führt."
Gucky
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