2420 - Ketschuas Mondflug
eine etwas schwierigere Forderung? Hier ist sie. Stiehl etwas, ohne dass derjenige dich direkt wahrnimmt.
Rede unauffällig mit ihm, so, wie Gucky und ich mit dir, lenk ihn geschickt ab oder handle völlig im Verborgenen.
Das überlasse ich dir."
Ketschua zupfte die Minikamera aus seinem Fell. „Wenn es dich nicht stört, wäre ich lieber unbeobachtet."
Seine Lehrerin lachte, nahm ihm die Kamera jedoch ab und ließ sie in einer Tasche ihrer Uniform verschwinden. „Solange der Unterricht läuft, ist diese Hoffnung für dich eine Illusion. Gucky und ich sind ständig darüber informiert, was du tust. Nur dein Privatleben wird unbeobachtet bleiben. Was das anbelangt, brauchst du dir keine Sorgen zu machen."
„Wie viele von diesen verflixten Kameras hast du in petto?"
„Ich benötige sie nicht oft. Während deines nächsten Auftrags begleite ich dich."
„Das lässt die Mission für mich nicht gerade leichter erscheinen."
„Ich werde dich ganz sicher nicht behindern."
„Aber du wirst Aufmerksamkeit auf dich ziehen. Erstens, weil du im ganzen Schiff bekannt bist, und zweitens, weil du ..." Ketschua fühlte, wie ihm die Knie weich wurden. Er hatte wieder einmal schneller geredet als gedacht.
Das kam oft vor, denn zum einen verteidigte er sich gern, und zum anderen war er ein wahrer Meister darin, Dinge bis ins Letzte zu hinterfragen.
Manchmal führte ihn das in unangenehme Situationen, dann wieder erwies es sich als nützlich. Auch nun konnte er die Peinlichkeit noch in einen Vorteil verwandeln.
„Weil?", hakte sie nach, als er nicht weitersprach.
„Ich kenne dein Volk nicht, aber ich habe recherchiert. Du giltst als besonders schöne Frau, und schöne Frauen bleiben nun einmal nicht unbemerkt.
Das ist bei uns Laosoor so und wird sich bei deinem Volk nicht anders verhalten."
„Ein Punkt für dich, mein Schüler."
*
Sie suchten gemeinsam eine Kantine auf. Mondra setzte sich, während Ketschua den Stuhl beiseite drückte und auch den Nachbartisch verschieben musste, um Platz zu finden.
„Leider sind wir nicht auf Vierbeiner eingerichtet", sagte Mondra. „Allerdings gibt es da jemanden an Bord, den du unbedingt kennen lernen solltest."
„Weil er auch ein Vierbeiner ist, wie ich? Das heißt nicht notgedrungen, dass wir uns gut verstehen werden. Oder findest du es ein Kriterium besonderer Ähnlichkeit zu dir, dass ein fremdes Volk auf zwei Beinen geht?"
„Obwohl dieser Einwand berechtigt ist, werde ich dir Norman vorstellen. Er hat seinen besonderen Charme. Glaub mir, du wirst ihn entweder lieben oder hassen. Das geht den meisten so. Kalt lässt er niemanden."
„Norman", wiederholte Ketschua.
„Welchem Volk gehört er an? Welche Funktion erfüllt er an Bord?"
„Über die Funktion könnte man sich streiten. Seelentröster, Maskottchen, Kampfeinsatz-Spezialagent ... oder schlicht Haustier."
„Tier?"
„Lass uns lieber darüber reden, wie du deine neue Aufgabe erfüllen willst."
Ein Servorobot eilte auf sie zu und erkundigte sich nach ihren Wünschen.
Ketschua zögerte. Die Situation war ihm unangenehm. Er kannte nur laosoorische Speisen.
„Für mich einen Espresso", orderte Mondra. „Du findest die Zusammenstellung in der Datenbank, ich habe es selbst eingegeben."
„Es ist mir bekannt", versicherte der Robot. „Wir führen alle nötigen Elemente an Bord, um eine perfekte Geschmacks- und Wirkungskopie herzustellen. Viele fragten bereits danach.
Ein Hinweis in der Datenbank sagt, dass dieses Getränk auf Terra seit einigen Jahren wieder in Mode gekommen ist."
„Dennoch bitte ich dich, in das Bordnetz zu sehen. Für meinen Begleiter liegen dort Spezifikationen bereit. Sieh unter dem Stichwort Laosoor nach. Er ist überraschend an Bord gekommen und benötigt spezielle Nahrung und besondere Vitamin- und Nährstoffkomplexe. Du findest die entsprechenden medizinischen Scans, aus denen du bitte eine optimale Mahlzeit ableitest."
Der Roboter entfernte sich lautlos.
Ketschua bemerkte erst nun, wie hungrig er war. An Essen hatte er schon lange keinen Gedanken mehr verschwendet, obwohl sein Körper von der Tortur in dem Lagerraum noch immer geschwächt war. „Ihr gebt euch große Mühe, für mein Wohl zu sorgen."
„Wir sind den Umgang mit Fremdwesen gewöhnt."
„Auch mit solchen, die sich als Blinde Passagiere einschmuggeln?"
Mondra antwortete nicht auf seine Frage. Offenbar sah sie es nicht als ihre Aufgabe an, mit ihm über dieses Thema zu sprechen. „Ich frage dich
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