2420 - Ketschuas Mondflug
greifen wollte.
Ihre Hand fasste ins Leere.
Er überflog die Daten und Messwerte. Die Orter erfassten nur den Bereich bis zu einer gewissen, klar fixierten Grenze ins Innere Tare-Scharms. „Tatsächlich! Eine Barriere, die das Licht passieren lässt, aber keinerlei verwertbare höhergeordnete Strahlung."
Mondra stand plötzlich neben Gucky und nahm ihm den Datenblock aus der Hand. „Das war nicht die feine Art, mein lieber Freund."
Rhodan schmunzelte. „Man gewöhnt sich daran, wenn man erst mal ein paar Jahrhunderte mit ihm verbracht hat."
Mondras Hand berührte seine, eine Geste großer Vertrautheit, die Gucky nicht entging. „Ein paar Jahrhunderte sind allerdings nur wenigen vergönnt."
„Dir gewiss, Mondra", sagte der Mausbiber. „Oder du benutzt eine Runzelcreme, die dem Rest der terranischen Menschheit nicht zugänglich ist."
Rhodans Finger streichelten einen Augenblick über Mondras Handrücken, dann war der Moment verflogen. „Die Chaosmächte präsentieren sich also nicht jedermann. Kein Wunder!
Sie verbergen sich. Das Innere von Tare-Scharm gleicht inzwischen möglicherweise einer uneinnehmbaren Festung."
„Oder die Barriere ist Teil der natürlichen Entwicklung zur Negasphäre", vermutete Mondra. „Niemand weiß, welche Vorgänge sich genau abspielen."
„Natürliche Entwicklung? Träum weiter", kommentierte Gucky. „Das Ding ist so unnatürlich wie ein Haarwurzelentferner für Norman. Und bestimmt mindestens genauso lästig wie die Milchstraßen-Wälle zur Monos-Zeit. Kosmsokraten oder Chaotarchen, darin sind sie sich verdammt ähnlich, wenn ihr mich fragt. – Apropos ›fragen‹: Fragen wir uns lieber, ob wir die Barriere durchqueren können oder lieber gleich versuchen wollen, sie zu umfliegen?"
„Umfliegen ist keine Option. Natürlich können wir es nur vermuten, aber ich bin überzeugt davon, dass ganz Tare-Scharm durch sie abgeriegelt ist.
Wenn wir diese Vermutung ortungstechnisch überprüfen wollten, würden Jahre vergehen. Vergiss es! Unser Ziel ist, ARCHETIM und den Treck des GESETZES zu finden, und das möglichst bald."
Sie wussten, dass das Ziel der Superintelligenz und ihrer Truppen das Sammellager INTAZO bildete – allerdings war völlig unbekannt, wo dieses zu finden war.
Mondra ließ den Datenblock sinken. „Wir sollten auf dem direkten Weg zur Barriere fliegen und versuchen, sie zu durchqueren. Dieser Punkt ist so gut wie jeder andere auch. Worauf sollten wir warten? Vielleicht gibt es im Inneren der Galaxis weitere Informationen. Möglicherweise tobt dort längst die Schlacht, auf die Gucky wartet, und wir können sie lediglich nicht orten."
Der Mausbiber fühlte sich vollkommen missverstanden, sah allerdings keinen Grund, für Aufklärung zu sorgen. „Wann erreichen wir den Grenzwall?"
„Ein Tag Flug liegt noch vor uns."
*
Genau 27 Stunden später versuchte die JULES VERNE zum ersten Mal den Einflug durch die Barriere.
Sekunden später wurde das Schiff aus dem Hyperraum geworfen und vermochte den Flug nur in die Gegenrichtung fortzusetzen.
„Da hätten die Chaotarchen gleich ein Schild aufhängen können", kommentierte Gucky. „EINFLUG VERBOTEN."
*
„Eine Woche", sagte Gucky. „Eine Woche und ungefähr tausend Versuche, diesen Wall zu durchbrechen liegen jetzt hinter uns."
„Es waren genau dreizehn, wenn ich mich nicht irre", widersprach Ketschua.
„So pedantisch kenne ich dich gar nicht." Gucky watschelte – zumindest las er diesen Ausdruck in Ketschuas Gedanken: watscheln – durch das Quartier des Laosoor, das dieser inzwischen recht wohnlich eingerichtet hatte.
Ketschua hatte sich geschickt darin erwiesen, Holografien zu programmieren. Eine mindestens zwei Meter durchmessende Wiedergabe der LAOMARK zierte den Bereich vor seiner Schlafstätte, auf der ein Wust von Decken unordentlich übereinandergeworfen war.
„Ich bin nicht der disziplinlose, chaotische Typ, für den mich die meisten an Bord halten."
„Zumindest dann nicht, wenn es um etwas geht, was dir persönlich wichtig ist." Gucky deutete auf die sehr detailgetreue LAOMARK-Holografie, dachte aber an die geheimen Beutezüge seines Schützlings. „Und wo wir gerade bei deinen nicht sonderlich positiven Wesenszügen sind, lass dir gesagt sein, dass es dir guttun würde, über das Thema Neugierde nachzudenken."
„Ich bezeichne es lieber als Wissensdurst, der einem Studenten der Akademie gut steht."
„Es ist in Ordnung, wenn du Fragen über den Verlauf
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