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2422 - Das verlöschende Volk

Titel: 2422 - Das verlöschende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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anschauen und empfand den organischen Klumpen als farbiges Gebilde voller seltsamer Bewegungen.
    Von da an trug Alaska seine schwarze, stilisierte Plastikmaske, weil simples Plastik das einzige Material war, das vom Fragment „geduldet" wurde.
    Bald merkte er, dass das Cappinfragment auf hyperenergetische Vorgänge reagierte, dass es dabei leuchtete und im Extremfall blitzartige Entladungen zeigte. Saedelaere wurde offizielles Mitglied im Mutantenkorps, wo er bei der Invasion der Cappins in der Milchstraße eine wichtige Rolle spielte.
    Das Fragment machte Alaska zum Einzelgänger, trotz verständnisvoller Freunde, die sich nicht an seiner Maske störten. Andere Lebewesen zeigten sich weniger tolerant, empfanden die Maske als Provokation oder wollten einfach nur wissen, wer sich dahinter verbarg.
    Immer wieder versuchte er, sich von dem Cappinfragment zu trennen, das ihn mehr und mehr quälte, doch erst im Jahr 426 NGZ verlor er beim Sturz der BASIS durch den Frostrubin den Organklumpen aus seinem Gesicht.
    Endlich konnte er die Maske abnehmen, aber sein Gesicht sah aus wie mit weißem Kerzenwachs überzogen.
    Alaska erhielt den Beinamen „der Totenbleiche".
    Die Erkenntnis, das Cappinfragment gar nicht verloren zu haben, versetzte ihm einen Schock. Es geisterte durch seinen Körper, tobte und verursachte ihm Schmerzen sowie eine Reihe anderer Phänomene, die er nicht unter Kontrolle brachte.
    Alaska begriff, dass er mit dem Organklumpen in seinem Gesicht längst eine eigenständige und perfekte Persönlichkeit bildete. Er wünschte sich das Fragment in sein Gesicht zurück.
    Auf dem Höhepunkt seiner persönlichen Krise erhielt er nach langer Zeit wieder geistigen Kontakt zu Kytoma, die ihm früher zu Zeiten der Schwarmkrise mehrfach erschienen war. Inzwischen hatte sie ihr Volk gefunden und lebte mit ihm in vergeistigter Zustandsform. Mit dessen Hilfe holte sie Alaska zu sich, der für einige Zeit zu einem Gänger des Netzes wurde. Mit dem Cappinfragment ging er eine Symbiose ein. Während des entstofflichten Gehens im Netz bildeten sie eine geistige Einheit. Wurde Alaska wieder körperlich, konnte er Testare – so der Name des Cappins – nicht in sich tragen. Dieser löste sich von ihm und nahm durch eine Körperprojektion Gestalt an. Schließlich erhielt Testare einen Barkonidenkörper und ging seiner eigenen Wege, ehe er letztlich gemeinsam mit Ernst Ellert in ES aufging.
    Alaska sah nun in seiner körperlichen Erscheinung wieder so aus wie vor dem verhängnisvollen Transmitterdurchgang. Er wagte sich wieder unter Menschen, verbrachte lange Zeit mit Freunden wie Gucky, auch dann noch, als er zum Träger von Kummerogs Haut wurde. Die Gallerthülle schien ihm beinahe ebenso vertraut wie einst das Cappinfragment, mit dem Unterschied, dass diese Haut seinen ganzen Körper einhüllte.
    In groben Zügen berichtete Alaska über seine Zeit mit der Haut, die schließlich abstarb, nachdem in der blauen Walze des Wesens Samburi Yura das Cappinfragment aus dem Gesicht seines Doppelgängers auf sein eigenes überwechselte. Da es sich bei dem Doppelgänger um eine Materialisation seines eigenen Unterbewusstseins handelte, saß das Fragment nun wieder da, wo es immer hingehört hatte.
    Seither trug er es wieder in seinem Gesicht und darüber die Maske, die er sich im Raumschiff SOL neu hatte anfertigen lassen.
    Das ist meine Geschichte, schloss Alaska seine Gedankenerzählung. Ein Blick auf sein Armband zeigte ihm, dass trotz der schnellen Gedankenübermittlung annähernd zwei Stunden vergangen waren.
    Nur in einem einzigen Punkt hielt Alaska sich zurück. Er verheimlichte den Lanterns, dass es sich um Ereignisse handelte, die zwanzig Millionen Jahre in der Zukunft spielten. Auf die Geschichte selbst hatte es keinen Einfluss, er hätte die Handlungszeit beliebig wählen können. Aber er durfte den Lanterns die Information nicht geben, dass die JULES VERNE aus einer so weit entfernten Zukunft stammte.
    Alaska legte den Kopf in den Nacken und blickte an den Reihen der Lanterns entlang. Ihre Gesichter waren im Zuhören erstarrt, vor Konzentration, vor Ehrfurcht – er konnte es nicht sagen. Seine Erzählung wirkte ohne Zweifel auf sie, doch der Maskenträger bezweifelte, dass er ihnen dadurch auf irgendeine Weise helfen konnte. Planten sie etwa, den Organklumpen als Träger zu benutzen?
    Instinktiv griff er neben sich, nahm die Maske auf und zog sie über. Der Gedanke, zweieinhalbtausende Bewusstseine im Gesicht zu tragen,

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