2430 - Der Genprox-Explorer
nicht auf. Rhodan merkte es erst nach einer Weile. Er tastete umher, bekam ein säuerlich riechendes Kraut zwischen die Finger. Entschlossen nahm er ein paar der großen Blätter mit und kehrte zu seiner Schlafstelle zurück. Der Geruch hielt die Käfer fern, also rieb er sich von dem Saft ein wenig auf Ärmel und Hosenbeine, auf Rücken- und Brustteil seiner Kombination.
Es wirkte. Von nun an ließen sie ihn in Ruhe. Er kroch wieder in das Bettzeug, die Anstrengungen des Rittes forderten erneut ihren Tribut. Sein letzter Gedanke galt dem Saft und seiner Wirkung. Falls sie im Lauf der Nacht verflog, würde er es hoffentlich noch rechtzeitig merken. Rhodan sank in tiefen Schlaf, aus dem ihn erst ein Stampfen und Dröhnen weckte. Der Boden zitterte. Hastig rollte er sich mitsamt dem Bettzeug zur Seite unter die Büsche.
Einer der Explorer näherte sich. Im Licht von Scheinwerfern sah er die Teleskopbeine, die sich einen Weg durch das Gebüsch bahnten.
Sie haben dich entdeckt!
Acht Beine stampften heran. Metallscheiben von einem viertel Meter Durchmesser bildeten die Standflächen. Auf der Unterseite des Genprox-Explorers wanderten suchend Lichtkegel hin und her.
Sie wissen, dass ich da bin, überlegte Rhodan. Hat Hobogey doch recht? Kann der Dual mich auf diese Distanz spüren? Oder der Herold?
Oder hat das Auftauchen des Explorers gar nichts mit mir zu tun?
Das Stampfen endete übergangslos. Mit angehaltenem Atem blinzelte er aus seiner Deckung ins Freie. Die Teleskopbeine standen still, die Lichter waren erloschen. Perry lauschte auf das Zischen einer Tür oder Schleuse. Er rechnete damit, dass der Genprox-Analyst sein Fahrzeug verließ und sich ihm näherte.
Nichts geschah. Alles blieb still.
Dafür strich heißer, fauliger Atem durch das Gebüsch, unter dem der Terraner lag.
Er ist schon da! Und er ist mit Sicherheit bewaffnet!
Er selbst konnte jetzt nichts tun.
Jeder Fluchtversuch wäre sein Untergang gewesen. Er musste sich auf Hobogey verlassen, der sich wenige Meter entfernt in den Boden gegraben hatte.
Rhodan spannte seine Muskeln an. Noch immer stank die Luft. Sie reizte seine Schleimhäute, er spürte einen Anflug von Niesreiz. Lange würde er es nicht mehr aushalten.
Nach endlosen Augenblicken verschwand der faulige Gestank endlich.
Das Stampfen entfernte sich durch die Luft in Richtung der Baumkronen. Vielleicht war das auch nur Einbildung.
Rhodan musste niesen. Er konnte den Reiz jetzt nicht mehr unterdrücken. Sein Kopf ruckte hoch, die Welt explodierte. Er schlug hart auf, fasste sich mit der Hand an den Kopf und spürte etwas Weiches, Schleimiges, das sich durch seine Kopfhaut bohrte. Er würgte vor Ekel, riss an dem glitschigen Ding und – erwachte.
Wie geplättet lag er da, betastete den Kopf nach Löchern und Schleim, stellte nichts fest und schüttelte ihn ungläubig.
Du hattest einen Albtraum! In dieser schrecklichen Welt mitten in der Proto-Negasphäre und unter dem Einfluss des Vibra-Psi wunderte es ihn ebenso wenig wie die Tatsache, dass es im Biotop-Depot bereits hell wurde. Dennoch rührte er sich nicht und lauschte eine Weile, ehe er sich aus dem Bettzeug schälte und sich aufsetzte. Dieses Mal war es kein Traum, sondern Realität, als sich aus dem Boden ein Tentakel schob, kurz hin und her tastete und nach ihm zielte. Rhodan fasste das kalte Metall an und klopfte dagegen.
„Guten Morgen!", sagte er leise.
„Die Luft ist rein. Du kannst rauskommen."
„Guten Morgen", klang es aus dem Tentakel. „Ich beeile mich."
Perry stand auf und fand sich unmittelbar in einer Welt, die sich deutlich verändert hatte. Weiße, klebrige Netze hüllten die Büsche ein, von Spinnen mit samtblauem Pelz engmaschig gewoben. Aus dem Blattwerk krochen die Käfer ans Licht, versuchten in den beginnenden Tag zu fliehen und blieben ohne Ausnahme in den Fäden hängen. Bald zappelten Hunderte, dann Tausende dieser bissigen Käfer in der Falle.
Vier Meter entfernt brach der Boden auf, der Wurm kam zum Vorschein. Er rollte sich im Gras hin und her, bis ein Großteil des Drecks abgefallen war.
„Wir verschwinden am besten sofort", flüsterte Hobogey. „Bei der Auswertung von Funkdaten bin ich auf Vögel gestoßen, die bald hier auftauchen, um sich von den Spinnen und Käfern zu ernähren. Bevor das Chaos ausbricht, sollten wir verschwunden sein."
*
Perry Rhodan folgte dem Wurm.
Hobogey führte ihn zu einem Wasserlauf.
„Wasch diesen ekligen Gestank ab!", forderte der Sarti ihn
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