2432 - Proto-NegasphÀre
Major Jalpir. „Ein stark beschädigtes Konsolenfragment aus der Zentrale."
„Und ...?", fragte die Terranerin tonlos. Sie ahnte, dass das, was sie gleich hören würde, endgültig war. Nichts Positives jedenfalls, sonst hätte der Sprecher anders begonnen.
„An einer Bruchkante klebt biologisches Material. Zellgewebe. Nicht viel, zwei Quadratzentimeter."
Mondra schluckte schwer. „Und außerdem? Fetzen von einem Schutzanzug vielleicht ...?"
„Nichts. Leider fehlt uns hier die Möglichkeit, das Gewebe zu analysieren."
Mondra schaute den Ilt an, er gab ein zustimmendes Handzeichen.
„Major Jalpir soll Kurs auf die GORATSCHIN nehmen. Gucky wird mit mir auf die LLOYD teleportieren – wir fliegen umgehend zur JULES VERNE zurück. Die anderen Schiffe suchen den Sektor weiter ab."
„Wenn hier mehr zu finden ist, finden wir es!", versicherte Major Torrust, kurz bevor Gucky und Mondra Diamond entmaterialisierten.
Noch während die FELLMER LLOYD für die kurze Überlichtetappe beschleunigte, informierte Mondra die Bordklinik der JV-1. Als der kurze Funkkontakt von schweren Störungen überlagert wurde, schaltete die Terranerin kurzerhand ab.
Wenigstens ein paar Minuten lang versuchte sie, an gar nichts zu denken.
Sie schaffte es nicht. Alles, was sie von sich fernhalten wollte, stürzte erst recht auf sie ein.
Das Zellgewebe gehörte nicht Rhodan, davon war sie überzeugt.
Aber falls doch? Dann hieß das trotzdem nicht, dass Perry wirklich tot war.
Vielleicht eine Finte des Duals. Ekatus Atimoss hat Perrys Hautfetzen gezielt platziert, um dessen Tod vorzutäuschen. Und um zu verhindern, dass die JULES VERNE ihm nach Tare-Scharm folgt. Mondra schüttelte den Kopf. Der Dual und schon gar nicht der Terminale Herold fürchteten eine Verfolgung. Für sie war der Durchbruch nach Tare-Scharm so etwas wie eine Heimkehr in vertrautes Gebiet, während die Menschen sich in einer stark veränderten Umgebung wiederfinden würden.
Trotzdem – Mondra Diamond verbiss sich in die Hoffnung, dass die Proto-Negasphäre noch lange nicht mit einer wirklichen Negasphäre gleichzusetzen war. Die „Geburtswehen" mochten auch den Chaosmächten Schwierigkeiten bereiten.
Die Korvette wurde in ihren Hangar in der JV-2 eingeschleust. Mehrere Medoroboter kamen und isolierten die Gewebeproben.
Mondra war überrascht, als sie bereits nach zehn Minuten – sie hatte eben erst die Hauptzentrale betreten – von der Chefmedikerin auf ihrem Armbandkom angerufen wurde. Das Konterfei der hageren Ärztin stabilisierte sich über Diamonds Handrücken.
„Ich frage schon gar nicht mehr, was ich in den letzten hundert Jahren an den unterschiedlichsten Wesen zusammengeflickt habe. Aber ich erkenne nicht terranisches Material bei der ersten Zellkernanalyse. Das Gewebe stammt von einem Schohaaken, Mondra. Kein Zweifel."
Tief atmete Mondra Diamond ein und schloss für einen Moment die Augen. In letzter Konsequenz ergab sich für sie eine logische Abrundung. Der Herold hatte einen Schohaaken beeinflusst, um Perry in eine Falle zu locken.
Nachdem der Terraner überwältigt worden war, hatte dieser Schohaake die Space-Jet geflogen und sie höchstwahrscheinlich selbst vernichtet. Es war dem Dual und dem Herold nur darum gegangen, den verräterischen Diskus loszuwerden. Alles andere hatte sie nicht interessiert, weil sie sich da längst auf dem Weg nach Tare-Scharm befunden hatten.
Nun war es Zeit für Mondra, sich an die Besatzung zu wenden.
*
Die Information, dass die Terraner mit drei Beibooten die Überreste des diskusförmigen Objekts einsammelten, hatte die Generalin schon vor etlichen Stunden erreicht. Damit war für sie diese Angelegenheit erst einmal erledigt gewesen; mit den inneren Problemen der Fremden wollte sie sich keinesfalls belasten. Andererseits versetzte der Auraträger Rhodan sie immer noch in einen Zwiespalt der Gefühle. Was blieb, wenn sie länger darüber nachdachte, war Unsicherheit. Freund, Gegner, Helfer – er war alles zugleich. Vor allem war er schwer zu durchschauen.
Und die Wahrheit?
Er hatte das INTAZO erreicht und alle Überprüfungen durch Sekundim und Lanterns bestanden. Das bedeutete, dass Kamuko ihm vertrauen durfte. Dennoch hatte sie den Eindruck, dass er die Unwahrheit sagte.
Nein, nicht in dem Sinn, dass er bewusst log. Aber schon das Verschweigen wichtiger Tatsachen kam einer Lüge nahe.
Was hatte Rhodan verschwiegen?
Vorübergehend starrte die Generalin ins Leere. Sie musste sich dazu
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