2432 - Proto-NegasphÀre
mir leid, Mondra."
„Die Koordinaten?", drängte die Terranerin, innerlich keineswegs so ruhig, wie sie sich den Anschein gab.
„Alle Daten werden soeben übermittelt."
*
Wachsende Erregung ergriff Mondra, zwischen Mut und Verzweiflung. In der Holodarstellung vor ihr fügte der Bordsyntron wie in einem dreidimensionalen Puzzle die aufgefundenen Fragmente zusammen. Es handelte sich tatsächlich um die kläglichen Überreste der Space-Jet, mit der Perry unterwegs gewesen war. Eine heftige Explosion hatte den Diskus zerrissen, so viel stand jetzt schon fest. Und wer immer sich an Bord befunden hatte, er schien keine Chance gehabt zu haben, diesem Inferno zu entgehen.
Die im Raum auseinandertreibenden Wrackteile wurden nacheinander aufgefischt. Die Massetaster analysierten die Materialien, sie registrierten molekulare Veränderungen infolge des Explosionsdrucks und der auf die Teile einwirkenden Strahlungen, und erstellten ein syntronisch entzerrtes Bild der Materialstruktur. Zusammen mit der millimetergenauen Vermessung des jeweiligen Fragments ließ sich dessen Aussehen unmittelbar vor der Explosion rekonstruieren.
Die Zuordnung zu den Schiffsbereichen war für die Rechner anschließend vergleichsweise einfach. Die verwendeten Legierungen, unterschiedliche Härtegrade und Dichteprofile verrieten sehr schnell, welche Bruchstücke aus den Maschinenräumen, vom Triebwerksbereich oder nur aus den Unterkünften stammten.
Die räumliche Zuordnung jedes noch so kleinen Teilstücks war anschließend das Ergebnis syntronischer Rechenoperationen, die das entsprechende Segment so lange in einem Kugelschema in alle Richtungen drehten, bis sich molekulare Anschlüsse zu anderen Teilen ergaben.
Auf diese Weise entstand ein holografisches Abbild, in seiner Ausdehnung nicht größer als zwei Meter, aber dennoch von einer unglaublichen Eindringlichkeit. Nie hätte die Terranerin geglaubt, dass ihr der Anblick einer zerstörten Space-Jet jemals den Atem verschlagen würde.
Sofort nach dem Anruf der Generalin hatte Mondra Diamond sich von Gucky wieder an Bord der GORATSCHIN teleportieren lassen. Keine Stunde danach leitete sie das Bergemanöver, an dem auch drei weitere Korvetten beteiligt waren. Die Überreste des Diskus’ waren immerhin schon über ein Gebiet von annähernd hunderttausend Kilometern verteilt.
Selbst das kleinste Trümmerstück wurde eingefangen und in den Laderäumen abgelegt: für eine spätere eingehende Analyse auf der JULES VERNE. Vorerst kam es Mondra nur darauf an, alle Zweifel auszuräumen.
„Falls Perry an Bord war, finden wir Spuren." Dass sie ihre Überlegung ausgesprochen hatte, wurde der Terranerin erst bewusst, als sie Guckys forschenden Blick bemerkte. „Ich bleibe dabei: Perry wurde nach Tare-Scharm verschleppt. Trotzdem will ich jeden möglichen Zweifel ausschließen können."
Das Hologramm ließ erkennen, dass die Explosion im Triebwerksbereich stattgefunden hatte. Ein nicht unbeträchtlicher Masseanteil schien verdampft zu sein, die Space-Jet wirkte in dem Bereich wie ausgehöhlt. Auch ein Teil des Kommandobereichs ließ sich aus den Trümmern nicht mehr rekonstruieren.
„Wir haben keine leuchtende Spiralgalaxis gesehen, wie sie beim Tod eines Aktivatorträgers auftritt", sagte der Mausbiber zögernd. „Andererseits sind die hyperphysikalischen Rahmenbedingungen im INTAZO vielleicht ..."
„Kein Wort mehr!", unterbrach ihn Mondra heftig. „Wir untersuchen die Trümmer so genau wie möglich, danach haben wir Gewissheit."
„Also zweifelst du?"
Du weißt bestimmt, was in mir vorgeht, Gucky!, dachte sie intensiv. Erst als der Ilt nicht darauf reagierte, sagte sie halblaut: „Ich würde verdammt gerne meine Zweifel pflegen. Weil ich dann keine Anordnungen geben müsste, die mir Unbehagen bereiten."
„Nur Unbehagen, Mondra?"
„Wenn du es genau wissen willst: Ich schrecke davor zurück. Trotzdem kann ich nicht anders."
Gucky nickte stumm. Mondra war klar, dass er niemanden mehr hatte, für den er ebensolche Gefühle empfinden konnte. Er selbst war der letzte Ilt, seine Frau Iltu und sein Sohn Jumpy waren schon lange von ihm gegangen.
Aber auch nach Jahrhunderten ergebnisloser Suche hatte er die Hoffnung nicht vollends aufgegeben, irgendwo und irgendwann doch noch Nachkommen seines Volkes zu finden. Dann wäre er nicht mehr länger ein Einsamer der Unendlichkeit, der Letzte seines Volkes.
„Mondra, wir haben hier etwas ..."
Die Meldung kam von der FELLMER LLOYD unter
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