Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2435 - Die Nega-Cypron

Titel: 2435 - Die Nega-Cypron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
um einen der Alten handelte, die nunmehr einige Stockwerke tiefer um die wichtigste Entscheidung dieser Cypron-Generation rangen. Deco Forlane musste agilere, jüngere Landsleute Davin Abangys für sich gewonnen haben.
    Randa Eiss sah über die steinerne Brüstung hinab in die Tiefe. Sein Blick reichte nicht weit. Unter ihm hatten Kachoons ein Massennest an einen der schießschartenähnlichen Fenstersimse geklebt. Jungvögel krächzten hungrig vor sich hin, der schwarz und braun gefiederte Elternclan brachte im Minutentakt frischen Fisch und fahlweiße Würmer heran. Wie Gespenster tauchten die Vögel in den Nebel ein und flogen unbekannten Zielen entgegen. Ein unheimlich anmutender Orientierungssinn leitete sie.
    Eine Stunde verging. Randa Eiss begann zu frösteln. In all seinen Überlegungen um die Nega-Cypron kam er einfach nicht weiter. Er verstand sie nicht, konnte ihre Handlungen nicht einordnen. Sie gehorchten einer fremdartigen Ratio.
    Davin Abangy hatte wohl recht. Die Entwicklungsschere ging auseinander.
    Sie zeigte sich im körperlichen Wachstum der Nega-Cypron, in ihrer Psi-Begabung und, am allerwichtigsten, in einer veränderten Betrachtungsweise.
    „Der Prior hat entschieden", hörte Randa Eiss eine dunkle Stimme hinter sich. „Du wirst erwartet."
    Hastig drehte er sich um. Ein Teleporter, dem er bislang nicht begegnet war.
    „Und?", fragte Randa Eiss neugierig.
    „Es steht mir nicht zu, Auskünfte zu geben." Der Nega-Cypron trat heran, packte ihn sanft an der Schulter. Der Exponent fühlte die Versetzung. Sie schien eine Ewigkeit anzudauern, und er hatte das Gefühl, etwas unendlich Wertvolles am Ausgangspunkt der wundersamen Reise zurückgelassen zu haben.
    Die Dunkelheit im „Thronsaal" war fast vollständig. Es brannte noch weniger Licht als zuvor. Davin Abangy hing bequem in einer Hängematte, die Arme vor der Brust verschränkt. Er und die anderen Alten schlürften mit gekerbten Löffeln eine Art Brei aus einem hölzernen Trog. Die Szenerie wirkte unappetitlich und der Bedeutung des Moments keinesfalls angepasst.
    Deco Forlane materialisierte dicht neben Randa Eiss. Sein Mienenspiel vermittelte Siegesgewissheit. Als wüsste er ganz genau, dass das Entscheidungsprozedere zu seinen Gunsten ausfallen würde.
    „Wir haben es uns nicht leicht gemacht", begann Davin Abangy.
    Von ihm ging eine düstere, deutlich greifbare Stimmung aus. Im Prior war so viel Unverständnis für die Situation, so viel Skepsis, so viel Andersartigkeit.
    Mit einem Wink bedeutete Davin Abangy seinen Kollegen, das Essen so wie er zu beenden. Langsam schwebte der Trog beiseite, die Alten wandten sich den beiden Kontrahenten zu.
    „Es gab durchaus unterschiedliche Ansichten im Gremium. Als Prior obliegt es mir, die Entscheidung zu verkünden. Eine, die den Nega-Cypron am ehesten zum Vorteil gereicht. Ich bin alt. Uralt. In den mehreren hundert Jahren meiner Existenz habe ich viel erlebt.
    Politiker kommen und gehen. Sie dokumentieren den Zeitgeist und spiegeln lediglich eine Momentaufnahme des gerade vorherrschenden Ethos wider."
    Er hustete scharf und krächzend zugleich. „Mein Großvater war ein bedeutender Mann. Er hat sich für eine Sache geopfert. Das Atrentus-Verfahren erinnert noch heute an seinen Mut und seinen Glauben."
    Atrentus? Er war der Großvater Davin Abangys gewesen?! ...
    „Er hat viele seiner Tugenden an meinen Vater weitergegeben, und dieser hat sie wiederum mir vermacht. Wir alle glaubten und glauben an gewisse Werte, die heutzutage als altmodisch gelten mögen. Verantwortung, Pflichtbewusstsein, Loyalität, Toleranz. Diese Eckpfeiler lehrten mich, nicht unbedingt auf kurzfristige Erfolgsaussichten zu setzen und die Dinge genau abzuwägen."
    Er seufzte und schob sich schwer aus der Hängematte. „Manche Dinge trennen Cypron und Nega-Cypron, andere verbinden uns miteinander. Das bindende Element ist stärker. Noch, muss ich hinzufügen. Die Isolationisten möchten einen stürzlerischen Kurs gehen, der interne Zwistigkeiten geradezu herbeizwingt. Dass sie in der Wahl ihrer Mittel nicht zimperlich sind, haben sie bewiesen. Die Bündnis-Cypron hingegen setzen auf Beständigkeit. Auf Treue dem Alliierten gegenüber. Auf Tugenden, die ich schätze."
    Randa Eiss hatte gewonnen. Er konnte es nicht glauben. Unendliche Erleichterung machte sich in ihm breit.
    „Nein ...", unterbrach Deco Forlane die Litanei des Alten. Seine Mimik zeigte Unglauben.
    „Ich habe einen Mann gehört, der mir nicht die Ohren mit

Weitere Kostenlose Bücher