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2439 - Menschen fÃŒr Stardust

Titel: 2439 - Menschen fÃŒr Stardust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Lastenplattformen mit Containern aller Größenklassen beherrschten den Luftraum über Terrania. In nicht enden wollendem Rhythmus transportierten sie Menschen und Material zu den Großtransmittern im nördlichen Ringwall des Terrania Space Port. Die Transmitter in Käfig-Technologie, die in erster Linie dem Warenverkehr vom und zum Mars dienten, schickten nun stetig Transporte in den MOTRANS-Kreis.
    Das war der neue Pulsschlag, der nicht einmal dann ins Stocken geriet, wenn ein neuer Alarm alle aufschreckte.
    Tief atmete Adams durch. Er war zutiefst verbittert. Wie viele Menschen hatten im Kampf gegen TRAITOR ihr Leben verloren, und wie viele stellten weiterhin ihre Existenz hinter das Gemeinwohl zurück! Das waren weder Abenteurer noch Hasardeure, sondern Menschen, die daran glaubten, dass sich ihre Opferbereitschaft auszahlte. Und nun ergriffen die, für die sie ihr Leben und ihre Gesundheit einsetzten, die Flucht vor allen anstehenden Problemen?
    Andererseits nahm ausgerechnet der Pendeltakt der Container die Schärfe aus der Situation. Niemand konnte länger das Gefühl haben, er würde mit faulen Ausreden im Solsystem zurückgehalten.
    Jeder Terraner konnte frei seine Entscheidung treffen, das bekam er stetig vorgeführt. Ein nicht zu unterschätzendes psychologisches Moment, wusste Adams. Andernfalls wäre es wohl längst zu Panikreaktionen gekommen.
    Eigentlich wollten die Terraner ihre Heimat nicht verlassen. Zumindest die überwältigende Mehrheit nicht. Davon war der Residenz-Minister weiterhin überzeugt.
    Trotzdem würden bis zum 13. November um die 800 Millionen Bewohner das Solsystem verlassen haben. Und keiner von ihnen hätte zu sagen vermocht, ob das versprochene „Utopia" wirklich so friedlich und idyllisch war, wie es bislang dargestellt wurde. Auf gewisse Weise vertraute jeder den anderen, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatten.
    Hunderte Millionen Menschen konnten einfach nicht das Falsche tun.
    Die Auswanderer bezeichneten sich selbst als die Stardust-Menschheit.
    Adams war zutiefst erschrocken gewesen, als er das vor Tagen erstmals gehört hatte. Die Soziologen der Solaren Residenz hatten mittlerweile jedoch Entwarnung gegeben. Der Ausdruck „Stardust-Menschheit" stand keineswegs für eine neue Identität, die Grenzen aufbaute.
    Vielmehr handelte es sich um einen reinen Apologismus, mit dem die Betroffenen ihre aufflackernden Schuldgefühle unterdrückten. Sie zogen sich nicht aus Feigheit zurück, und sie flohen nicht vor einer ungewissen Zukunft – sie waren Teil einer neuen und guten Welt.
    Wie dem auch sein mochte, ein Aderlass von achthundert Millionen Menschen bedeutete für Adams eine schlimme Prognose. Andererseits machte diese Zahl den Verlust an Menschen und Wirtschaftskraft greifbar und die Auswirkungen in jeder Hinsicht berechenbar.
    Das Gespenst eines solaren Kollapses verlor damit viel von seinem Schrecken.
     
    5.
     
    22. September
    Stardust-System
     
    Mit einer grazilen Bewegung strich sich Marte Ishashau das lange Haar in den Nacken zurück. Sie schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und genoss die wärmenden Sonnenstrahlen.
    Eine frische Brise brachte den Geruch von Salz und Tang, den sie mehr liebte als alles andere.
    Die Männer sangen jetzt. Eine alte und rhythmische Weise, wie sie vor Tausenden Jahren auf den polynesischen Doppelrumpfbooten erklungen sein mochte.
    Terra-Nostalgiker hatten die vergessenen Texte und Melodien in den letzten Jahrzehnten zu neuem Leben erweckt.
    Marte wiegte sich im Klang der Stimmen. Sie fing an mitzusummen, erflehte wie alle anderen den Segen der Ahnen und der Götter. Das Lied war auch die Bitte, das Mana zu gewähren, damit alles Handeln gut von der Hand gehe.
    Unerwartet trat wieder Stille ein.
    Irritiert schlug Marte die Augen auf.
    Die Arbeitspause war zu Ende, sie hatte sich von den Stimmen entführen lassen und die Zeit vergessen. Die Männer arbeiteten wieder. Nun vernahm sie auch das Rumoren der großen Maschinen. Nur der auflandige Wind hatte ihr die Illusion der Stille vermittelt.
    Quer durch das kniehohe Gras lief sie zurück zu der engen, in luftiger Höhe schwebenden Kontrollzentrale. Mit einem Rundblick überzeugte sie sich davon, dass die Fundamentarbeiten bislang nicht ins Stocken geraten waren.
    Vor zehn Tagen war sie noch mit einem gemieteten Gleiter über ihre Heimatinsel Hawai’i hinweggeflogen. Sie hatte das Bild der steilen grünen Felsschluchten ebenso begierig in sich aufgesogen wie den

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