2442 - StÃŒtzpunkt im Chaos
Die drei stürzten sich mit Eifer auf die Auswertung, legten zusätzliche Sicherungskopien in Kristallen an, die sie in ihren Anzügen unterbrachten. Man konnte nie wissen.
Irgendwann zauberte Boba Chomber ein Kartenspiel aus seinem Seesack und erklärte es ihnen. Es fiel ihnen nicht leicht, weil sie mit der simplen Spielweise nicht zurechtkamen und immer nach einer Bedeutung hinter den Regeln suchten.
„Wissenschaftler!" Der Leutnant teilte die Nachtwachen ein und hängte sich als Erster in den schwerelosen Sack. Wenig später drang sein Schnarchen bis in den hintersten Winkel der Kapsel, und Anna Cockerbie zerlegte mit einem Messer Weichgummiteile und schnitzte aus ihnen Ohrenstöpsel.
Wieder lieferte der Sextant einen starken Ausschlag, zwei Stunden waren vorbei. Bei ihren abwechselnden Wachen orientierten sie sich fortan an diesem Rhythmus.
Stunn kam als Vierter an die Reihe, er hatte gewissermaßen die Frühwache. Nach der Bordzeit war es sieben Uhr am Morgen, als er die Gefährten weckte. Anna Cockerbie blinzelte verschlafen, während Kander Cero sich demonstrativ auf die andere Seite drehte.
Boba Chomper verhielt sich wie jeder Soldat. Er brauchte nur Sekunden, um aus dem hängenden Schlafsack zu steigen. „Wo ist das Bad?"
Stunn deutete auf die Klappe an der gegenüberliegenden Wand. Anschließend kümmerte er sich wieder um die Ortung.
„Es kommt Bewegung in die Sache", stellte er nach einer Weile fest.
Die Forts veränderten ihre Positionen. Sie rückten näher zusammen, synchronisierten ihre Eigenbewegung und bildeten eine Kette. Die nächsten zwei trafen ein und schlossen sich an, die übernächsten ...
„Boba, wo hast du das Kartenspiel hingesteckt?", fragte Stunn, als sie die dritte Ration Konzentratriegel futterten und sich der 28. Oktober seinem Ende näherte.
„Das spielt keine Rolle", antwortete der Leutnant. „Es ist Zeit für eine Übung. Gehen wir die einzelnen Schritte einer Evakuierung durch.
Vorgabe: Es sind zwei Minuten Zeit, nicht mehr, eher weniger. Kander, womit fängst du an?"
„Ich sichere den Sextanten und bereite ihn für die Ausschleusung vor."
„Typisch. Ich sagte etwas von zwei Minuten. Dass du für den Sextanten zuständig bist, ist klar. Aber nicht so."
Kander Cero schwieg verunsichert.
„Du öffnest eine der Boxen mit den Haftladungen und nimmst vier heraus", wies ihn Boba Chomper an.
„Du stellst die Zeitzünder auf fünfzehn Minuten und befestigst die Ladungen gleichmäßig verteilt am Sextanten. Dann kommst du als Letzter zur Schleuse."
„Du willst den Sextanten doch nicht etwa ..."
Der Leutnant schnitt ihm mit einer energischen Handbewegung das Wort ab. „Die Evakuierung ist eine Flucht. Es nimmt jeder nur das mit, was er tragen kann."
„Aber wieso als Letzter?"
„Weil die anderen schon da sind.
Anna und Stunn packen ihre transportablen Rechner zusammen und stellen sich an der Luke auf. Dann, bevor ihr euch aber um all das kümmert, zieht ihr gefälligst die Druckanzüge an. Sonst ist alles Weitere umsonst. Zeitvorgabe fürs Anziehen: zwanzig Sekunden."
Stunn schüttelte den Kopf. „Du rechnest mit dem Schlimmsten."
„Deshalb bin ich hier. Meine Aufgabe ist exakt umrissen. Ich bin in erster Linie für eure Sicherheit zuständig."
Chompers ernstes Gesicht zerfloss förmlich und zeigte wieder diesen treudoofen Ausdruck. „Was meine Person angeht: Macht euch keine Gedanken. Kander trifft zwar als Letzter ein, aber letzter Mann bin in jedem Fall ich."
Er zückte das Kartenspiel, und sie schlugen sich die halbe Nacht damit um die Ohren und den halben 29. Oktober. Am 30. Oktober hingen sie noch immer in der Kapsel mitten im Leerraum, und irgendwie gewannen sie immer mehr den Eindruck, als steckten sie zwischen zwei Fronten fest, den Chaos-Geschwadern nahe Shiva-Bazal und den Kolonnen-Forts weiter draußen.
*
„Meine Uhr geht falsch." Stunn hangelte sich nach hinten, wo Anna Cockerbie und Kander Cero zusammensaßen und sich unterhielten. „Kann das jemand bestätigen?"
„Wie viel Uhr hast du denn?", fragte Boba.
„Zwei Minuten über Zeit."
„Tja, dann bestätige ich das wohl bis zum Beweis des Gegenteils."
Sie versammelten sich um den Bildschirm mit den Orteranzeigen.
Bei den Kolonnen-Forts blieb alles unverändert. Es traf keine weitere Fähre ein. Inzwischen hingen 96 Forts im All, wie an einer Schnur aufgereihte Perlen.
„Sie bewegen sich", stellte Anna fest. „Ich versuche, das Orterbild größer
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