2448 - Tage der Angst
Schmerz wieder. Einmal mehr hatte ein undefinierbarer äußerer Einfluss das Schiff getroffen.
Ein kurzzeitiges, aber heftiges Anschwellen des Vibra-Psi?
Vor Rhodan baute sich ein Hologramm mit Ausfallmeldungen auf. Mit einem raschen Blick erfasste der Resident, dass quer durch das Schiff alle Sektoren betroffen waren.
Er atmete auf, als er sah, dass die Cypron-Sphäriker keine Beeinträchtigung zeigten. Sie waren Kinder der Proto-Negasphäre, die Schockwelle hatte ihnen ebenso wenig anhaben können wie dem Dual Ekatus Atimoss.
„Wir halten weiterhin Kurs auf das galaktische Zentrum, egal wie!", sagte Rhodan. Einer der Cypron schien eine bestätigende Geste zu machen.
„Auf diese Weise schaffen wir es nicht." Mondra schüttelte den Kopf.
„Die Verhältnisse werden schwieriger, je weiter wir vordringen. Falls die Sphäriker ausfallen ..."
„Hast du einen besseren Vorschlag?"
Perry erkannte selbst, dass er gereizt reagierte. Ausnahmsweise kümmerte ihn das nicht. Er war in Gedanken wieder einmal bei Michael und dem, was die Terminale Kolonne seinem Sohn angetan hatte. Seit dem Überfall der Chaos-Assassinen auf die Solare Residenz war der Milchstraße ein hoher Blutzoll abverlangt worden.
Unter Umständen wie diesen steht es mir zu, moralische Bedenken über Bord zu werfen. Auge um Auge, Zahn um Zahn ...
Tief atmete Rhodan ein, dann erhob er sich. Nach Rache zu rufen, sobald die Hoffnung versagte – half das wirklich? Er wusste, dass ein Heerwurm wie die Terminale Kolonne TRAITOR nicht besiegt werden konnte. Aber trotzdem ...
Die Finale Schlacht stand bevor.
Rhodan kannte den Ort, an dem sie stattfinden würde: das Black-Hole Margin-Chrilox im Zentrum Tare-Scharms.
„Wenn wir allein den Weiterflug wagen, werden wir unser Ziel nie ..."
Mondra verstummte, weil sich eine Vorrangschaltung aus der Medostation aufbaute.
„Kamuko wird in den nächsten zehn Minuten aus ihrer Bewusstlosigkeit aufwachen, Perry."
„Ich komme sofort!" Rhodan stutzte.
Etwas am Ausdruck des Stellvertretenden Chefmedikers der JV-1 irritierte ihn. Exulim Haltallion, halb Terraner, halb Springer und für gewöhnlich polternd laut, hielt sich auffällig zurück.
Derart sanft zeigte er sich für gewöhnlich nur im Umgang mit seinen Patienten.
„Ist etwas mit Kamuko?" Rhodan kniff die Brauen zusammen und bedachte den Mediker mit einem durchdringenden Blick.
Mit beiden Händen fuhr sich Haltallion durch den kurzen roten Vollbart. „Sieh es dir selbst an, Perry!"
Da war wieder der polternde Ton, den Springer häufig an den Tag legten.
Rhodan wusste, dass er über Interkom keinesfalls mehr erfahren würde. Ohnehin schaltete der Mediker schon wortlos ab.
Er hatte es geahnt, Kamukos Befreiung war zu spät erfolgt. Perry Rhodan hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
„Tolot übernimmt!", bestimmt er.
Das war zugleich die Aufforderung für Mondra, ihm zu folgen.
*
Die Generalin ruhte auf einer Antigravliege, eingeschlossen von Diagnosefeldern, die ihre Körperfunktionen permanent überwachten. Zwei Medoroboter standen in Bereitschaft hinter ihr.
Der Stellvertretende Chefmediker wandte sich Rhodan und Mondra zu, als beide die Station betraten.
„Kamuko wacht nur zögernd auf", stellte Major Haltallion fest. „Gefangenschaft und Folter haben ihre Spuren hinterlassen."
Ein verhaltenes Stöhnen kam über die Lippen der Aeganerin. Rhodan registrierte, dass sich ihre Augäpfel unter den geschlossenen Lidern heftig bewegten.
Die Oberbefehlshaberin von ARCHETIMS Truppen war entfernt menschenähnlich. Ihre mahagonifarbene Haut wirkte blasser als für gewöhnlich, das filigrane Fleckenmuster auf ihrer linken Seite erschien fast grau und bildete einen deutlichen Kontrast zu dem hellbraunen, sehr kurzen Haar, das den Schädel wie eine Kappe bedeckte. Nicht weniger auffällig waren die schmale Nase mit nur einem Nasenloch und die sehr kleinen, fingerartig anmutenden Ohrmuscheln.
Kamuko reagierte unruhig. Ihre bebenden Lippen entblößten für wenige Sekunden die perlmuttfarbenen Kauleisten.
Als Rhodan sich über die Aeganerin beugte, materialisierte Gucky. Der Teleporter hatte Ekatus Atimoss mitgebracht. Gucky bedachte die Generalin mit einem forschenden Blick, dann wandte er sich Haltallion zu.
„Bist du sicher?", rief er schrill. „Versuch gar nicht erst, deine Gedanken zu verhackstücken, Exu – mir kannst du nichts vormachen. Außerdem mussten wir genau das befürchten, oder?"
Kamuko
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