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245 - Geisterstadt Washington

245 - Geisterstadt Washington

Titel: 245 - Geisterstadt Washington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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wie phosphoreszierendes Pech. Doch der Belag war weder Pech, noch ein Brandrückstand. Er war hart wie Stein und stank entsetzlich nach faulen Eiern. Während Maddrax von einer chemischen Substanz ausging, mit der sich die Waashtoner verteidigt haben könnten, war für die Barbarin der Überzug nicht weniger als die Ausscheidungen einer fremdartigen Kreatur. Vielleicht Magensäfte.
    Seit sie das Sperrgebiet im Dschungel entdeckt hatten, war Aruula sicher, dass es ein wildes Tier gewesen sein musste, das sich aus dem Pflanzengürtel dort befreit hatte. Wie die Brennnesselsträucher, die die Frauen ihrer Heimat um die Gemüsesetzlinge pflanzten, um unerwünschte Fresser abzuhalten, so dienten diese Säure sprühenden Kugelpflanzen als natürliche Barriere zwischen der Kreatur und dem Rest der Welt, glaubte die Barbarin.
    Wer diesen Pflanzengürtel angelegt hatte oder warum die Schneise zu ihm geschlagen wurde, war nicht wichtig für Aruula. Das Tier war seinem Gefängnis entkommen. Seine grünlichen Absonderungen führten von dem geheimnisvollen Urwald nach Waashton und fanden sich nicht nur auf diesen Knochen, sondern waren über den ganzen verwüsteten Platz verteilt. Am Rande des Trümmerfelds hinter einem höheren Gebäudekomplex mit flachen Dächern vereinigten sie sich zu einer einzigen Kriechspur. Noch breiter als die, die vom Stadttor hierher geführt hatte.
    Maddrax und sie wollten dieser neuen Spur folgen. Sie hofften, sie würde sie zu den Überlebenden führen. Und damit wohl auch zu diesem unheimlichen Wesen, das wie ein Heer von Orguudoos Dämonen über die Stadt hergefallen ist, ging es der Barbarin durch den Kopf.
    Sie sollten bald aufbrechen, um so lange wie möglich das Tageslicht nutzen zu können. Schweren Herzens machte sie sich auf den Weg zu Maddrax. Sie kletterte über zerklüftete Mauerreste und tastete sich über einige Meter instabiles Geröll, das sie noch von ihrem Gefährten trennte. Dabei strich ihr Blick über etwas Rotes, das zwischen den losen Steinen hervorblitzte. Sie bückte sich danach. Es war ein Lederband, das um den Stiel einer Waffe oder eines Werkzeugs gewickelt war. Mit wenigen Handgriffen befreite sie es von Steinen und Dreck und förderte eine Axt zu Tage. Bis auf einige Kratzer war ihr Blatt unbeschädigt und messerscharf.
    Maddrax kam ihr die letzten Meter entgegen. Er reichte ihr einen Wasserschlauch und strich gedankenverloren kleine Sandkrümel von ihrer Wange, während sie trank. »Zwar wäre es mir lieber, im Gleiter der Spur zu folgen«, sagte er, »doch falls sich Überlebende zwischen die Ruinen gerettet haben, würden wir sie nicht hören, und du könntest nicht nach ihnen lauschen. Wir sollten zu Fuß weiter suchen. Was meinst du?«
    Aruula setzte den Wasserschlauch ab. Sie blickte zu dem Gebäudekomplex, hinter dem sich die Kriechspur in Richtung Capitol fortsetzte. »Ich würde diese Totenstadt am liebsten auf der Stelle verlassen.« Sie gab den Wasserschlauch an Maddrax zurück, der den Schraubverschluss zudrehte und sie stirnrunzelnd ansah. »Willst du denn nicht wissen, was hier geschehen ist?«
    Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht.
    »Doch, natürlich. Eine Kriegerin vom Volk der Dreizehn Inseln läuft vor keiner Gefahr davon. Und außerdem sind wir viel zu neugierig.«
    Er küsste sie auf den Mund. Dann machten sie sich auf den Weg. Während sie die Ruinen des Fordtheaters hinter sich ließen und zwischen den Flachbauten einen mit Wildpflanzen überwucherten Platz überquerten, nahm der Wind zu. Er wirbelte Staub und Sand auf und heulte durch das Gemäuer der verlassenen Häuser.
    Eine seltsame Unruhe befiel Aruula. Sie wurde stärker, als sie zu einer gepflasterten Straße gelangten. War dieses Dschungelwesen in ihrer Nähe?
    Wachsam durchforschten ihre Blicke jeden Winkel ihrer Umgebung. Doch sie entdeckte nichts, was ihre Unruhe gerechtfertigt hätte. Zu ihrer Rechten ragten verrostete Zäune und das morsche Holz eines Strommasts aus dem Boden. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite starrte eine menschenleere Gasse zwischen altertümlichen Bauten hervor. Und vor ihnen versperrte ein quer stehender Panzer den Weg. Überall gab es Spuren von Flüchtenden: ein verbogenes Schwert, eine liegen gebliebene Sandale, eine Kappe.
    Während Aruula ihre Sinne schärfte, um nach Überlebenden zu lauschen, streifte ihr Blick über herumliegende Mülltonnen und Pflastersteine, zerklüfteten Asphalt und Brandspuren an den Fassaden der Häuser.
    Mit jedem Schritt

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