2456 - Akademie der Mikro-Bestien
finden. Um gegen TRAITOR zu kämpfen, brauchen wir nicht nur Kampfeswillen."
„Hört, hört!", tönte es aus der Ecke, in der Mor Frant sich aufhielt.
„Unsere Waffen sind stumpf", fuhr Trainz fort. „Aber bald werden sie geschärft sein. Dann tritt unsere Armee zum Kampf an, wie wir es uns geschworen haben. Wir wollen das als Gegner tun, nicht als Schlachtvieh."
Überall in der Halle fingen die Mikro-Bestien an zu raunen. Er schnappte vereinzelt Worte und Kommentare auf. Die meisten schienen zu begreifen, worum es ging: Dass sie sich zu einer schlagkräftigen Truppe entwickeln mussten, wenn sie ihre Rachsucht und den Drang nach Vergeltung eines Tages verwirklichen wollten.
„Dazu müssen wir viel mehr lernen, als jeder von uns jetzt ahnt. Und dazu müssen wir zu einer Gemeinschaft werden, in der sich jeder auf jeden verlassen kann."
Er fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis es klappte. Ein unerbittliches Schicksal hatte sie zusammengeführt. Der Gedanke an Rache war der einzige Klebstoff, der sie derzeit zusammenhielt. Das war zu wenig.
Ein Bild zuckte durch seine Gedanken. Es zeigte zwei Mikro-Bestien, die gegeneinander kämpften, eine mit blaugrauer Haut und eine mit schwarzer Haut. Das blaugraue Wesen stand unter dem Einfluss einer Kralle des Laboraten und trug einen Kampfanzug der Terminalen Kolonne, das schwarze kämpfte als freies Wesen in einem terranischen Anzug.
Senego Trainz hob seine Stimme: „Als Gemeinschaft in dieser Siedlung brauchen wir gemeinsame Symbole.
Der Name der Siedlung soll dabei den Anfang machen. Da wir Lernende sind, schlage ich euch vor, dass wir es den Terranern nachmachen. Sie bezeichnen viele ihrer Lehranstalten als Akademien. Deshalb soll diese Siedlung ab sofort ›Akademie der Mikro-Bestien‹ heißen. Wer andere Vorschläge hat, hebe die Hand."
Mor Frant trat vor. „Ich bin für ›Schule der Kämpfer‹."
Es gab keine weiteren Vorschläge.
„Dann stimmen wir ab, in der Reihenfolge, wie die Vorschläge gemacht wurden", sagte Trainz. „Wer für meinen Vorschlag ist, hebe den rechten oberen Arm!"
Es waren mehr als neunzig Prozent.
Eine Abstimmung über Frants Vorschlag erübrigte sich.
Der Anführer der Mikro-Bestien mühte sich, seiner Stimme einen feierlichen Klang zu geben. „Unsere Siedlung im Krater Lamb heißt ab sofort ›Akademie der Mikro-Bestien‹."
*
Die Mikro-Bestie trug eine Art Hut.
Als sie näher kam, wurde klar, dass es sich um eine metallene Haube handelte. Ein Teil der Befestigung und Reste abgerissener Kabel hingen daran.
Senego Trainz hielt an und wartete, bis der Kamerad ihn erreichte. „Was trägst du da?"
„Es ist ein Hypnoschuler, aber er funktioniert nicht."
„Wo hast du ihn her?"
„Aus dem Turm dort hinten." Die Mikro-Bestie deutete hinter sich. Mit Turm meinte sie vermutlich das zylinderförmige Gebäude auf der rechten Straßenseite.
„Du meinst das Technik-Museum, besser gesagt die Kopie davon."
Die Terraner hatten verschiedene solche Gebäude in der Siedlung aufgestellt, die einen Überblick über die menschliche Kultur boten.
„Kann sein." Der Kamerad wollte weiter, aber Trainz hielt ihn auf.
„Du hast eines der technischen Artefakte beschädigt."
„Und wennschon. Es funktioniert nicht."
„Gib es mir, ich bringe es zurück.
Vielleicht kann einer der Roboter es reparieren."
Die Mikro-Bestie riss sich den Helm vom Kopf und warf sich auf Trainz.
Ein Schlag traf ihn am Kopf, es dröhnte laut und blechern.
Trainz schlug zurück.
Absichtlich wählte er den empfindlichen Rand des mittleren Auges als Ziel seiner Faust.
Der Kamerad stöhnte vor Schmerz.
Beim Versuch, dem nächsten Hieb auszuweichen, fiel er auf den Rücken.
Trainz hob die Haube auf und ging weiter, als sei nicht geschehen. Am Eingang zum Turm gab er das Teil einem Roboter. Die Maschine sagte ihm zu, sich um die Reparatur des Ausstellungsstücks umgehend zu kümmern.
Einigermaßen beruhigt ging der Anführer der Mikro-Bestien weiter. Solche Vorfälle würde es immer wieder geben. Trainz konnte sie nicht ausschließen. Die 1800 waren Kämpfer, keine Techniker. Aber sie brannten vor Wissensdurst. Hier sah er einen Ansatzpunkt, und er ging davon aus, dass die Terraner das Problem erkannten.
Trainz’ einziges Problem war derzeit Mor Frant, der seit dem Morgen die gesamte Siedlung mit seinen Behauptungen in Aufruhr versetzte, die Terraner würden ihnen nachspionieren. Inzwischen beruhigten sich die Gemüter wieder. Wenn sie
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