2456 - Akademie der Mikro-Bestien
Gemeinschaftshalle im Zentrum der Siedlung ein", rief Senego Trainz ihm hinterher.
Gemeinsam mit Turagga, Dernag und Kwak machte er sich auf den Weg.
Inzwischen wussten sie schon ziemlich viel über die Siedlung im Krater Lamb, die die Roboter innerhalb kurzer Zeit aus dem Boden gestampft hatten. Einen Großteil der Bauten machten Wohnelemente in Containerform aus, doch man sah es den Gebäuden nicht an. Jedes war ein wenig anders, wie die Bäume auf Aureuth X. Auch sie hatten sich deutlich erkennbar voneinander unterschieden.
Sie hatten noch so viel zu lernen, erkannte Trainz. Außer dem ausgedehnten Waldgebiet, einem Teil von Quinto Center und einem bisschen Terrania kannten sie noch nichts von diesem Universum, das endlos groß schien. Ihrer aller Leben zusammengenommen reichte nicht aus, um das Wissen darüber in sich aufzunehmen.
„Am Rand der Siedlung stehen ein paar Gebäude für Terraner", sagte Kwak, während sie die Straße entlanggingen. Da an ihr das Gebäude lag, in dem er als Anführer der Mikro-Bestien wohnte, nannte Senego Trainz sie Hauptstraße.
„Und?", wollte er von Kwak wissen. „Halten sich dort auch Terraner auf oder stehen die Gebäude leer?"
„Das weiß keiner. Die Türen bleiben uns versperrt."
Trainz versuchte sich in die Gedanken der Menschen zu versetzen. Sie würden irgendwann kommen und in den Gebäuden arbeiten. Das ging aber nur, wenn die Einrichtung bis dahin nicht zerstört war.
„Von den Terranern werden wir alles lernen, was wir für die Zukunft brauchen", überlegte er laut und wechselte die Richtung.
Die Gruppe hielt auf eine freie Fläche zwischen den Gebäuden zu. Dort standen Fahrzeuge unterschiedlicher Art, Schwebeplattformen, Lastmulden und Gleiter, allesamt auf die Größe der Mikro-Bestien zugeschnitten.
Trainz entschied sich für eine Plattform. Einen Quadratkilometer maß die Siedlung nach terranischen Maßstäben, bis zum Zentrum war es ein halber Kilometer, den die Plattform sie mit mäßiger Geschwindigkeit transportierte.
Im Innern des flachen, langgestreckten Gebäudes brannte Licht.
Als Senego Trainz eintrat, kämpften zwei Mikro-Bestien miteinander, fair und Mann gegen Mann.
„Hört auf!", rief er laut. „Dies ist unser Gemeinschaftshaus. Hier wird nicht gekämpft, sondern beraten.
Wenn ihr überschüssige Kräfte loswerden wollt, geht nach draußen."
Sie hörten auf und blieben abwartend stehen. Nach und nach trafen andere ein, meist allein, manchmal in kleinen Gruppen. Nach einer Stunde hatten sie sich vollzählig versammelt.
Ihre Blicke richteten sich erwartungsvoll auf Trainz. Ihm wurde seltsam zumute, denn sie warteten darauf, dass er als ihr Anführer zu ihnen sprach. Bisher hatte er – bei den Kämpfen in der DERUFUS – immer nur Kommandos an einzelne Gruppen oder Anweisungen über Funk gegeben, ähnlich auf Aureuth X und in Quinto Center. Aber jetzt sollte er zum ersten Mal auf das Podium hinter seinem Rücken steigen und frei reden.
Dabei wusste er nicht einmal, was er sagen sollte. Er hatte sich nichts zurechtgelegt.
Trainz bemerkte einen auffordernden Blick von Mor Frant und riss sich zusammen. Betont langsam stapfte er zu dem Podium mit dem Rednerpult und stieg die Stufen hinauf. Mit allen vier Händen hielt er sich an der schweren Metallkonstruktion fest.
„Kameraden!", sagte er, um einen Anfang zu finden. „Dass wir hier stehen und leben, würden die Terraner ein Wunder nennen. Manchem von uns mag es tatsächlich wie ein Traum erscheinen. Wir stehen hier, jeder ein Lebewesen mit eigenem Namen statt einer Nummer. In der Terminalen Kolonne galten wir als genetischer Müll, als Abfalllager. Man experimentierte mit uns, und wenn es nichts mehr zu erforschen gab, warf man solche wie uns in einen Konverter."
Wütende Rufe erklangen. Vereinzelt gerieten Mikro-Bestien derart in Rage, dass sie auf die Umstehenden einschlugen. Die Besonnenen griffen ein und beruhigten die Lage.
„Ich verstehe eure Wut", fuhr Senego Trainz fort. „Sie brodelt auch in mir. Aber unsere Stunde ist noch nicht gekommen. Uns fehlt das Wissen. Mit Hilfe der Terraner werden wir es uns rasch aneignen. Lasst mich kurz ein paar Worte zu den Bewohnern dieses Sonnensystems sagen. Sie benötigen all ihre Ressourcen und ihre Kraft, um einen Schutzschirm gegen die Terminale Kolonne aufrechtzuerhalten.
Dennoch bauen sie für uns unter hohem Aufwand diese Siedlung. Nichts ist ihnen zu teuer, damit wir möglichst schnell den Anschluss an das Wissen dieser Zeit
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