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246 - Am Ende aller Zeit

246 - Am Ende aller Zeit

Titel: 246 - Am Ende aller Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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die Situation zu erhalten?«
    Laurenzo und von Kotter sahen sich bedeutungsvoll an. »Wir dachten eigentlich, ihr könntet uns etwas über die Geschehnisse erzählen«, meinte Horstie von Kotter zögernd. »Immerhin sind Sie ein Spezialist für Computer und Technik, Hacker.«
    Collyn Hacker schüttelte den Kopf. »Bedaure. Ich hab keinen blassen Schimmer, was für eine Scheiße hier läuft.«
    Von Kotter nickte langsam. Sein Gesicht wirkte grau. »Kommt mit.«
    Wachsam folgten die Neuankömmlinge von Kotter und Laurenzo in das Innere der Anlage.
    ***
    »Bitte«, meinte von Kotter angespannt und beobachtete, wie sich Mr. Hacker, die Soldaten und etwa zehn der Gläubigen mit den beiden Rev’rends vor den Monitoren verteilten.
    Die restlichen Menschen hatten sich in eine zurzeit leer stehende Fabrikationshalle, die sie ihnen zur Verfügung gestellt hatten, zurückgezogen und waren dabei, sich dort provisorisch einzurichten. Von Kotter hatte ihnen Stoffe und Decken gegeben, so viele er und Laurenzo entbehren konnten. Bis die Situation geklärt war, wollte er sich an sein Wort halten.
    Bis die Situation geklärt ist…, dachte der Oberst aus Doyzland verzweifelt. Was soll sich da noch klären lassen? Irgendeine Macht spielt mit uns, die größer ist als wir.
    Er glaubte nicht an Gott. Aber er glaubte an die Technik und die Wissenschaft. Irgendetwas war hier geschehen, so unfassbar groß, dass er sich verloren und unbedeutend fühlte wie ein Sandkorn in einer Wüste.
    Der Doyzländer beobachtete, wie die Rev’rends und die Leute von Richter Black und Präsidentin Cross sich um die Monitore scharten. Hacker stand ganz vorne. Sein dunkles Gesicht war eine ausdruckslose Maske.
    Mit Hilfe der Außenkameras konnten sie über weite Teile des sie umgebenden Landes blicken. Man konnte die wie abgeschnitten wirkende Baumgrenze deutlich erkennen, an der die Kiefern, Fichten und Sträucher endeten und eine fremde Welt begann.
    Einige der Gläubigen stießen erstaunte Rufe aus. Eine Frau mit blonden Locken betastete einen der unteren Monitore mit den Fingern, als müsse sie sich versichern, dass er tatsächlich da war und kein Gespinst ihrer Phantasie.
    »Es wird noch besser«, meinte Laurenzo gepresst. »Zeig ihnen die rekonstruierten Aufzeichnungen, Horstie.«
    Oberst von Kotter trat vor und ließ eine Aufnahme ablaufen. Zuerst sah man die vertraute Umgebung, die Ausläufer der Appalachen, wie alle im Raum sie kannten, dann einen Lichtblitz, der den Bildschirm weiß färbte, und schließlich eine neue Welt, eine Veränderung vom Mittelgebirge zur Dschungellandschaft. Die Aufnahme war von grellen Querstreifen durchsetzt und endete bereits nach zwölf Sekunden. Zu diesem Zeitpunkt war die gesamte Technik der Anlage kurzzeitig ausgefallen.
    Aber es gab keinen Zweifel: Die veränderte Welt nach dem Lichtblitz war genau die Welt, in der sie sich jetzt befanden! Nur ein kreisrundes, fünf Kilometer durchmessendes Terrain der vertrauten Umgebung war ihnen erhalten geblieben. Jenseits dieser Zone hatte sich alles verändert. Nicht nur der unbekannte Dschungel! Weitere Kilometer entfernt ragten zu zwei Seiten im Dunst gewaltige Felswände himmelwärts, laut Echolot-Ortung mindestens zwölftausend Meter hoch.
    Von Kotter schluckte. »Kann sich irgendjemand das hier erklären?«
    »Der HERR hat uns an einen besseren Ort gesandt«, meinte Rev’rend Rage voller Überzeugung. Torture nickte zustimmend.
    Von Kotter schnitt eine Grimasse. »Gewiss. Und der Angriff dieser giftigen Insekten war sein heiliges Empfangskomitee.«
    Das Gesicht des Rev’rend verzog sich vor Wut. »Schweig, Ungläubiger! Ihr habt das Unheil über Waashton gebracht! Aber unser Mut, unser Opfer hat den HERRN beeindruckt und ihn selbst eingreifen lassen!«
    Von Kotter wollte etwas entgegnen, doch Laurenzo winkte müde ab. Er zog sich mit von Kotter und Hacker in eine Ecke des Raumes zurück, misstrauisch beäugt von Rev’rend Torture.
    »Hacker«, meinte von Kotter verzweifelt. »Sagen Sie es uns: Was ist da los?«
    Der schwarzhäutige Mann hob ratlos die Schultern. »Ich habe keine Erklärung, von Kotter. In einem scheint Luder recht zu haben: Wir befinden uns nicht mehr bei Waashton, sondern an einem anderen Ort. Aber wie das geschehen ist, dafür habe ich keine Erklärung.«
    Laurenzo schlug zornig mit der Faust in seine Handfläche. Seine Wut konnte die Hilflosigkeit in seinen Zügen nicht verbergen. »Es muss eine Erklärung geben! Und es muss rückgängig zu machen

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